Der Start in ein neues Leben
An einem frühen Morgen betreten zwei Patienten mit gemischten Gefühlen die Asklepios Klinik in Lich. Burkhard Klose und Nicole Schneider verspüren eine Mischung aus Erleichterung und Furcht. Lange haben beide auf diesen Moment hingearbeitet und trotzdem haben sie Respekt vor dem ihnen bevorstehenden Eingriff.
Burkhard Klose ist 53 Jahre alt. Heute wiegt er 145kg, sein Bodymaßindex beträgt 43. Seit seiner Jugend ist er übergewichtig, mit 22 Jahren lag das Gewicht bereits über 100kg. Seither hat er unzählige Diäten durchgeführt, einen Kurs zu Ernährungsumstellung gemacht und sogar Tabletten zur Gewichtsreduktion genommen. Gewirkt hat alles immer nur kurz. Sobald die Diät vorbei war, stieg das Gewicht, meistens war er anschließend schwerer als vor der Diät. Der Gedanke, sich operieren zu lassen, um abzunehmen, kam ihm erstmals vor ein paar Jahren. Den endgültigen Entschluss fasste er, nachdem ihm eine Bekannte von ihrer eigenen Operation bei dem Adipositas-Experten Dr. Jens Albrecht erzählte und er den gewaltigen Erfolg dieser OP bei ihr sah. Im Februar vergangenen Jahres stellte er sich erstmals in der Sprechstunde des Chirurgen Albrecht, damals noch in Giessen, vor. Auf die ausführliche Beratung folgte eine sechsmonatige Ernährungs- und Verhaltenstherapie, darüber hinaus wurde er ausführlich medizinisch und psychologisch untersucht. Der Antrag bei der Krankenkasse war danach reine Formsache, innerhalb einer Woche hatte er die Genehmigung zur OP in der Tasche. Zwischenzeitlich hatte Jens Uwe Albrecht an die Asklepios Klinik nach Lich gewechselt.
Nicole Schneider ist 38 Jahre alt, wiegt 129kg und hat einen Bodymaßindex von 51. Sie ist seit der frühen Kindheit übergewichtig, außer Kontrolle geriet das Gewicht nach der Schwangerschaft. Trotz zahlreicher Diäten hat Sie es nicht geschafft, von den 125kg wieder herunter zu kommen. Im Gegenteil, meistens lag das Gewicht kurz nach der Diät sogar höher als davor. Im Jahr 2018 hat sie fast ein ganzes Jahr lang 3-4 mal pro Woche im Fitnessstudio trainiert und maximal 10kg abgenommen. Als das Gewicht stagnierte, war die Motivation dahin. Auch bei Nicole Schneider war es eine Freundin, die selbst von Dr. Albrecht operiert worden war, die den Ausschlag gab, sich bei einem Chirurgen vorzustellen. Den ersten Termin hatte sie im Oktober 2019. Weil Ihr BMI über 50 lag, musste sie keine weiteren Therapien nachweisen und konnte nach einigen Voruntersuchungen den Antrag bei der Krankenkasse stellen. Bei ihr ging es sogar noch schneller: Nach 2 Tagen kam der erlösende Anruf der Krankenkasse, dass die Kostenübernahme genehmigt wurde.
Dr. med. Jens Albrecht ist 43 Jahre alt und begann in 2004 seine Ausbildung zum Chirurgen. Seit dem Jahr 2008 beschäftigt er sich mit der Adipositaschirurgie und leitete viele Jahre lang das Adipositaszentrum an der Universitätsklinik in Giessen. Im Laufe der Jahre hat er dort ca. 700 Patienten mit krankhaftem Übergewicht operiert.
„Adipositas ist keine Erkrankung, die man als Einzelkämpfer behandeln kann“, so Albrecht. „Wichtig ist, dass die Patienten sich auf ein eingespieltes Team aus Chirurgen, Internisten, Ernährungsmedizinern und Psychologen verlassen können und die Operation nur als ein Baustein einer ganzheitlichen Behandlung verstanden wird.“
Seit April leitet Dr. Jens Albrecht die neu gegründete Sektion für Adipositaschirurgie der Asklepios Klinik in Lich. Mit ihm hat seine langjährige Mitarbeiterin Barbara Schmidt ebenfalls den Weg nach Lich gefunden. Als Ernährungswissenschaftlerin übernimmt sie die Beratung der frisch operierten Patienten und die Nachsorge derer, deren Operation schon länger zurückliegt. Zusammen bauen sie das Adipositaszentrum Hessen-Mitte (www.AZHM.de) auf, das sich als interdisziplinärer Treffpunkt derer versteht, die in Mittelhessen an der Therapie des krankhaften Übergewichts teilnehmen. „Unser Team besteht neben mir aus einer Psychologin, einer Ernährungswissenschaftlerin sowie einer zertifizierten Bewegungstherapeutin. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit niedergelassenen Endokrinologen und Diabetologen, einer kardiologischen Praxis und der Abteilung für plastische Chirurgie am Evangelischen Krankenhaus in Giessen,“ erläutert Albrecht.
Der Tag von Burkhard Klose und Nicole Schneider wird gut verlaufen. Beide Patienten bekommen eine Magenbypassoperation, bei der der Magen durchtrennt und der obere Teil direkt an den Dünndarm angeschlossen wird. Diese Eingriffe werden minimalinvasiv, d.h. in „Schlüssellochtechnik“ durchgeführt und dauern ca. 11/2 Stunden. Insbesondere bei Diabetikern hat sich dieses Operationsverfahren bewährt, weil es die Stoffwechselsituation dramatisch verbessert und ein großer Teil der Patienten die Diabetesmedikamente reduzieren oder sogar absetzen kann. Dieses Operationsverfahren ist eines von zweien, zwischen denen sich der Chirurg entscheiden muss. Als Alternative kann eine Schlauchmagenoperation in Frage kommen. Die Entscheidung, welches OP-Verfahren zum Einsatz kommt, bespricht der Chirurg vorab mit dem Patienten.
Nach der Operation geht es auf die Normalstation. Hier beginnen die Patienten, sich an die veränderten Essgewohnheiten zu gewöhnen. Kleine Portionen sind an der Tagesordnung, zunächst gibt es hauptsächlich Joghurt und Suppe. In den nächsten Wochen werden sich beide schrittweise an eine normale Kost gewöhnen, die Portionen werden aber dauerhaft stark verkleinert bleiben.
Bereits drei Tage nach der Operation können beide Patienten die Klinik wieder verlassen. Eine Woche später haben sie bereits 11 bzw. 7 kg abgenommen und sind zufrieden. Burkhard Klose hat bereits seine Blutdrucktabletten reduziert, die Tablette für den Diabetes nimmt er gar nicht mehr ein. Demnächst haben beide einen Termin in der Nachsorge-Sprechstunde von Dr. Albrecht und sind gespannt, was die Waage bis dahin anzeigen wird.
Kontakt:
Dr. med. Jens Uwe Albrecht
Sektionsleiter Adipositaschirurgie
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Asklepios Klinik Lich GmbH
Goethestraße 4
35423 Lich
Tel.: 06404 / 81-292