Neue These: Wachen Patienten durch Schlaganfall auf?
Der Oktober ist Themenmonat Neuromedizin bei den Asklepios Kliniken
Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Todesursachen, mehr als 23.000 Menschen pro Jahr sterben an den Folgen. In Hamburg werden jährlich rund 7000 Neuerkrankungen registriert. Noch viel häufiger ist die Volkskrankheit Rückenschmerz: Jeder zweite Deutsche klagt über gelegentliche oder häufige Schmerzen im Kreuz. Auch hier drohen Folgeerkrankungen, die bis hin zu Lähmungen und einem gestörten Gangbild führen können. Welche Risikofaktoren gibt es? Wie kann man vorbeugen und welche modernen Behandlungsverfahren sind heute verfügbar? Fragen, die von Spezialisten im Rahmen der Vortragsveranstaltungen der Hamburger Asklepios Kliniken zum Thema Neuromedizin im Oktober beantwortet. Die vier Vorträge – jeweils Donnerstags – sind kostenlos. Zusätzlich kann man sich auf dem YouTube-Kanal von Asklepios mit mehr als 20 Videos informieren.
Schlaganfall im Schlaf: (Be-) Handeln statt Hände in den Schoß!
Tausende Schlaganfallpatienten überleben mit schweren Folgeschädigungen. Viele von ihnen könnten gerettet werden, wenn ihnen schneller und fachgerechter geholfen würde. Größtes Problem: Ungefähr jeder Fünfte Patient erleidet nach den Worten von Prof. Dr. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologie in der Hamburger Asklepios Klinik Altona, einen Schlaganfall im Schlaf. Mit neuen Studien und neuen Methoden hoffen die Ärzte, auch bei diesen Patienten keine wertvolle Zeit für die gezielte Behandlung zu verlieren.
Bei vielen Patienten tritt der sogenannte Wake Up Stroke in den frühen Morgenstunden auf. „Das unklare Zeitfenster führt aber dazu, dass bisher in den meisten Kliniken keine akuten Therapieoptionen angeboten werden“, sagt Professor Röther. Mit Hilfe moderner Bildgebungsverfahren sei es jedoch möglich, den Nutzen und das Risiko akuter Therapien zu bestimmen. Im Vordergrund der Akut-Behandlungsmöglichkeiten steht nach wie vor die Thrombolyse, kurz Lyse genannt – die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels im Gehirn.
Aus Untersuchungsergebnissen haben die Ärzte die These entwickelt, dass viele Patienten aufgrund des Schlaganfalls aufwachen und daher oft „Akutpatienten“ sind. Deshalb könnten sie dann – so die Folgerung – auch als solche therapiert werden. Moderne Schlaganfallbildgebung mit Computer- oder Kernspintomographie hilft Patienten zu erkennen, bei denen der Schlaganfall noch frisch ist. Diese Wake up-Schlaganfallpatienten könnten ähnlich wie Patienten mit bekanntem Schlaganfallbeginn von der Lyse profitieren. „Auf keinen Fall sollte daher ein Wake Up Stroke Anlass sein, quasi die Hände in den Schoß zu legen statt zu handeln und zu behandeln“, mahnt Professor Röther.
Bei der Behandlung des akuten Schlaganfalls gehört die Lyse-Therapie zwar seit vielen Jahren zum Standard. Jedoch gilt sie nach den Erfahrungen der Mediziner nur als wirksam, wenn sie möglichst schnell nach Beginn der Symptome beginnt. Während die Ärzte vor Jahren noch von höchstens drei Stunden ausgingen, wurde das Zeitfenster inzwischen auf viereinhalb Stunden erweitert.
Schlaganfallvorsorge – was kann ich tun?
Für fast die Hälfte der Betroffenen bleibt ein Schlaganfall nicht ohne schlimme Folgen. „Rechtzeitige Vorsorge und ein gesunder Lebenswandel können dazu beitragen, dass es gar nicht erst so weit kommt“, betont Privatdozent Dr. Christoph Terborg, Chefarzt der Neurologie in der Asklepios Klinik St. Georg: „Jeder kann selbst dazu beitragen, dass das Risiko verringert wird. Und das heißt keinesfalls Verzicht auf Genüsse.“ Doch wenn man bedenke, dass ein Schlanganfall nicht nur tödliche Folgen haben könne, sondern auch mehr als ein Fünftel der Überlebenden schwere Behinderungen zurückbehalte, sei das Wissen um die vielfältigen Möglichkeiten der Vorsorge äußerst angebracht.
Zwar steige das Schlaganfallrisiko mit dem Älterwerden deutlich an, sagt Dr. Terborg, doch die Krankheit könne auch Jüngere treffen. „Niemand kann auf das Alter oder erbliche Faktoren Einfluss nehmen. Es gibt aber eine Reihe von Faktoren, die jeder verändern kann.“ Dazu zähle an erster Stelle der Blutdruck – der größte Risikofaktor für einen Schlaganfall. „Werte über 140/90 mmHg erhöhen das Risiko um ein Achtfaches“, erläutert Terborg. Hier sei es zunächst wichtig, den Bluthochdruck zu erkennen und ihn dann mit kochsalzarmer Ernährung, Genuss von Früchten, Gemüse und fettarmem Fleisch sowie Ausdauersport und blutdrucksenkenden Medikamente richtig einzustellen.
Auch Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung, Rauchen, Alkohol, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Übergewicht und Bewegungsmangel können gefährlich werden. Beim Rauchen zum Beispiel sinke das Schlaganfall-Risiko schon nach einem Jahr Abstinenz um 50 Prozent, nach fünf Jahren gar um 100 Prozent. Je nach Dosis bewirke das Rauchen ein bis zu dreifaches Risiko. Der Neurologe warnt auch vor zu hohem Alkoholgenuss: „Vor allem muss mit der falschen Annahme aufgeräumt werden, dass Alkohol vor Schlaganfall schützt"“ betont er. Dagegen gehöre auch bei der Schlaganfallvorsorge Sport zur besten Medizin. Regelmäßige Bewegung mit Schwitzen und Pulsbeschleunigung – am besten mindestens drei mal pro Woche nicht unter 30 Minuten – reduziere die Gefahr um 50 Prozent. Dagegen erhöhe Inaktivität das Risiko um den Faktor 2,7.
„Lassen Sie sich helfen“, ruft PD Dr. Terborg die Patienten auf. Niemand müsse zum Gesundheitsapostel werden, ein bewusster Umgang mit sich selbst könne aber Schlimmes verhüten. „Und bei den Genüssen immer daran denken: Die Dosis macht das Gift.“
Rückenschmerzen und Lähmungen: Präzise Diagnose wichtig
Jeder zweite Deutsche klagt über gelegentliche oder häufige Rückenschmerzen. Zu wenig Bewe-gung, zu viel körperliche Belastung und vor allem Verschleißerscheinungen sind die Hauptursa-chen. Oft sind die Beschwerden harmlos. „Doch wenn die Schmerzen andauern und spätestens, wenn es zu Lähmungen und anderen neurologischen Ausfällen kommt, muss der Ursache auf den Grund gegangen werden“, sagt Dr. Erik Fritzsche, Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie in der Asklepios Klinik Wandsbek.
„In den kommenden Jahren und Jahrzehnten ist ein weiterer Anstieg der über 65-Jährigen zu erwarten – Menschen deren Mobilität und Aktivität durch Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule häufig stark eingeschränkt ist“, betont Fritzsche: „Dazu gehört zum Beispiel die lumbale Spinalkanalstenose, die zu einem Beschwerdekomplex aus Rückenschmerzen und der sogenannten spinalen Schaufensterkrankheit führt. Als Auslöser spielt der Verschleiß der Bandscheiben eine entscheidende Rolle.“ Sowohl die Symptome als auch die bildgebende Diagnostik per Kernspintomographie führen zur Diagnose, die das Ausmaß der Erkrankung erkennen lässt und für die Art der Behandlung entscheidend ist.
Am häufigsten ist der untere Rücken von den Beschwerden betroffen. Die „Spinale Schaufenster-krankheit“ besteht aus neurologischen Ausfällen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln, Ameisenlaufen, Brennen und Wadenkrämpfen. Die Bezeichnung entstand, weil die Erkrankten wegen ihrer Schmerzen häufig wie bei einem Schaufensterbummel stehen bleiben. Auch Lähmungen von Muskeln mit Einknicken der Beine oder „Schlappen“ der Füße sind möglich. In schweren Fällen kommt es zu Störungen der Harnblase, des Mastdarms und der sexuellen Funktion.
Lähmungen der Beine sind ein Warnsymptom, das sofortige eine neurologische Untersuchung erforderlich macht, erklärt Prof. Dr. Christian Arning, Chefarzt der Abteilung Neurologie in der Asklepios Klinik Wandsbek. Eventuell sind ergänzend elektrische Nerven- und Muskeluntersuchungen notwendig, um das Ausmaß einer Nervenschädigung festzustellen.
„Um die Beschwerden zu heilen, sollte – wie auch bei den meisten anderen Rückenbeschwerden – zunächst nicht die operative, sondern die konservative Therapie im Vordergrund stehen“, sagt Arning: „Dazu gehören an erster Stelle die Schmerztherapie, aber auch Krankengymnastik und Wärmeanwendungen, eventuell Ruhigstellung der Wirbelsäule durch Bettruhe.“
Zu berücksichtigen sei, dass es ein breites Spektrum von Ursachen für Rückenschmerzen gibt, so Arning: „Das reicht von funktionellen Überlastungsbeschwerden bis zu schweren strukturellen Veränderungen wie Wirbelfraktur, Massenprolaps (massives Austreten von Bandscheibenmaterial) oder Spondylitis (Entzündung der Wirbelkörper).“ In 85 Prozent aller Fälle sei die konservative Behandlung ausreichend. „Wenn jedoch der Erfolg ausbleibt, tritt die operative Therapie in den Vordergrund“, so Professor Arning.
„Aber auch das ist kein Grund zu Panik“, sagt Neurochirurg Fritzsche. „Alle Eingriffe werden minimal-invasiv unter Einsatz eines Operationsmikroskops durchgeführt. Die Erfolgsaussichten nach einem Ersteingriff liegen auch bei komplizierteren Operationen bei etwa 80 Prozent. Als eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung bezeichnet Dr. Fritzsche die interdisziplinäre Beratung in einem Team aus Neurologen, Neurochirurgen und Orthopäden.
Auch wenn eine altersbedingte Abnutzung der Wirbelsäule nicht zu verhindern ist, können die Patienten nach den Worten der Mediziner vorbeugend viel zu ihrer Rückengesundheit beitragen: „Wichtig sind Bewegung und Rückengymnastik!
Themen der Patientenveranstaltungen „Hanseatische Nachtvorlesung“ (kostenfrei):
• „Schlaganfall im Schlaf“ – 4. Oktober 2012, Asklepios Klinik Altona (Hörsaal, 2.OG ),
18.30 Uhr, Dozent: Prof. Dr. Joachim Röther und Prof. Dr. Bernd Eckert.
• „Rückenschmerzen und Lähmungen“ – 11. Oktober 2012, Asklepios Klinik Wandsbek (Hörsaal, 2.OG), 18.30 Uhr, Dozent: Prof. Dr. Christian Arning und Dr. Erik Fritzsche.
• „Schlaganfallvorsorge – Was kann ich tun“ – 18. Oktober 2012, Asklepios Klinik St. Georg (Haus B), 18.30 Uhr, Dozent: Priv.-Doz. Dr. Christoph Terborg.
• „Neurogene Gangstörung“ – 25. Oktober 2012, Asklepios Klinik Nord-Heidberg
(Haus 12), 18.30 Uhr, Dozenten: Prof. Dr. Günther Seidel
Die Themen der Internetvideos auf Youtube (www.youtube.com/asklepioskliniken):
1. Gedächtnisstörungen
2. Altershirndruck
3. Bandscheibenleiden
4. Bandscheibenvorfall
5. Rückengesundheit
6. Parkinson
7. Multiple Sklerose
8. Polyneuropathie
9. Schlaganfall – Symptome
10. Herz- und Schlaganfall
11. Der junge Schlaganfallpatient
12. Leben nach dem Schlaganfall
13. Multimodale Schmerztherapie
14. Alzheimer
15. Epilepsie
16. Intraoperativer Kernspin in der Neurochirurgie
17. chronische Kopfschmerzen
18. Kopfschmerzen
19. Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
20. Kollagenosen und das Zentrale Nervensystem
21. Spinalkanalstenose
22. Trigeminusneuralgie
Weitere Filme zu medizinischen Themen finden Sie unter: www.asklepios.com/videos
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