Wirbel um die Verletzung von Brasiliens Top-Stürmer Neymar: Ist das Röntgenbild eine Fälschung?

Wirbelsäulenspezialist der Asklepios Klinik Altona (Hamburg) kann darauf jedenfalls „keinen frischen Bruch“ erkennen.


Seit Tagen verbreiten die Medien weltweit ein angebliches Röntgenbild, das die Verletzung des brasilianischen Fußballspielers Neymar zeigen soll. Berichtet wird auch, dass der  Top-Stürmer im Spiel gegen Kolumbien einen Bruch des dritten Lendenwirbels erlitten haben und deshalb für Wochen ausfallen soll. Gleichzeitig sorgen Spekulationen, Ärzte könnten den Spieler für das heutige WM-Halbfinale kurzfristig mit Schmerzmitteln „fit spritzen“, weltweit für Aufregung.

Der Hamburger Wirbelsäulenchirurg Prof. Dr. Markus Kröber, Chefarzt in der Asklepios Klinik Altona, hat sich das angebliche Röntgenbild, das für so viel Aufsehen sorgt, angesehen und kommt zu dem Schluss: „Das Bild zeigt definitiv keinen frischen Bruch eines Lendenwirbels, sondern eine sicherlich schon seit längerem bestehende sogenannte Spondylolyse, also eine knöcherne Unterbrechung des Wirbelbogenansatzes, auch leichtes Wirbelgleiten genannt. Ein solches Krankheitsbild entsteht meist schon in der Kindheit und ist in der Regel genetisch bedingt. Außerdem ist im Bild keine Verletzung des dritten Lendenwirbels zu sehen, wie in den Medien seit Tagen berichtet wird, sondern das Problem ist eher dem vierten oder fünften Wirbel zuzuordnen.“ Es bestehen laut Prof. Kröber  erhebliche Zweifel, ob das von den Medien verbreitete Röntgenbild die Wirbelsäule eines jungen Sportlers zeigt.

Prof. Kröber weiter: „Ob es sich tatsächlich um ein Röntgenbild handelt, dass den derzeitigen Zustand der Wirbelsäule von Neymar zeigt, kann ich nicht sagen. Sollte es sich aber wirklich um das ‚echte‘ Röntgenbild handeln, dann hätte Neymar eine vermutlich schon seit vielen Jahren bestehende Spondylolyse. Neymar könnte durch den Kniestoß seines Gegenspielers eine starke Prellung erlitten haben und deshalb unter starken Schmerzen leiden. Mediziner behandeln diese Art der Verletzung in der Regel konservativ, also mit schmerzstillenden Spritzen. Vorausgesetzt also, das verbreitete Röntgenbild ist echt und Neymar hat keinen Bruch des Lendenwirbels erlitten, ist durchaus denkbar, dass er heute Abend gegen Deutschland aufläuft. Das Bild könnte aber auch eine Fälschung sein, bzw. zu einem anderen Patienten gehören und dann wäre völlig unklar, welche Art der Verletzung Neymar wirklich erlitten hat“, so Prof. Kröber.

Prof. Dr. Markus Kröber ist ausgewiesener Spezialist für die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen. Nach Stationen an der Charité in Berlin, an der Universität von Kalifornien in San Francisco, an der Harvard Medical School in Boston sowie in mehreren Kliniken in der Schweiz ist Prof. Kröber seit Ende 2013 Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie in der Asklepios Klinik Altona (Hamburg). Prof. Kröber ist Mitherausgeber des medizinischen Fachjournals „Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery”.

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