Unerfahrene Ärzte leiden am meisten unter Stress
· Stress kommt von Bürokratie/Dokumentation, Arbeitsverdichtung und zu wenig Zeit pro Patient
· Je mehr und je negativer der Stress, desto stärker leiden Mediziner darunter
· Klinik belastet mehr als Praxis – und mit der Erfahrung verliert der Stress seinen Schrecken
· Jeder Dritte hat stressbedingte körperliche und jeder fünfte psychische Beschwerden
Hamburg, 13. Juli 2017. Jeder vierte Arzt empfindet das Stresslevel während eines durchschnittlichen Arbeitstages als hoch, nur 8 Prozent empfinden es als moderat und zwei Drittel als mittelhoch. Während dieser Wert bei Klinik- und Praxisärzten gleich bleibt, gibt mit 28 Prozent ein höherer Anteil im Krankenhaus einen hohen Stresslevel an als in der Praxis (22 Prozent). Auch wird er in der Klinik mit 43 Prozent deutlich häufiger als negativ empfunden als in einer Praxis (32 Prozent). Das ergab eine Online-Befragung von 162 Ärzten aus Krankenhäusern unterschiedlicher Trägerschaft und Praxen in ganz Deutschland, durchgeführt von DocCheck Researchim Auftrag der Asklepios Kliniken. Hauptverursacher von Stress sind „zu viel Bürokratie/Dokumentationspflichten“, „Arbeitsverdichtung“ und „zu wenig Zeit pro Patient“ vor „keine Zeit für Pausen“ und „Druck zur Wirtschaftlichkeit“. Am wenigsten beeinträchtigen „häufige Wechsel im Kollegium“, „Personalmangel“ und „Druck durch Vorgesetzte, Therapien durchzuführen“.
Speziell noch wenig erfahrenere Ärzte stressen die heutigen Dokumentationspflichten (58 Prozent), bei leitenden Ärzten sind es 46 Prozent, ebenso wie bei Praxisinhabern. Nur Angestellte Ärzte in der Praxis sehen das mit 28 Prozent völlig anders, dafür belastet sie mit 44 Prozent zu wenig Zeit pro Patient am meisten. Gerade junge Ärzte in der Klinik empfinden das Stresslevel als hoch und den Stress als negativ. Nach den Dokumentationspflichten kommen die mit Zeitmangel verbundenen Faktoren besonders zum Tragen: Arbeitsverdichtung, zu wenig Zeit pro Patient und keine Zeit für Pausen. Wenig überraschend, dass gerade Ärzte mit einem hohen Stresslevel und überwiegend negativem Stress sich am meisten mehr Zeitreserven wünschen als Puffer für Unvorhergesehenes und Notfälle. Als Zweites steht mehr Familienfreundlichkeit auf der Wunschliste, gefolgt von mehr Möglichkeiten, Aufgaben zu delegieren, und mehr kollegiale Supervision und Beratung. Mit 86 Prozent ist eine große Mehrheit der Meinung, dass mehr Entscheidungsspielräume den negativen Stress vermindern, und 80 Prozent sehen Weiterbildungen als Entlastung an, weil sie sich vom zusätzlich erworbenen Wissen versprechen, sicherer und effektiver zu arbeiten.
Rund ein Drittel der Ärzte leidet aufgrund von negativem Stress „regelmäßig“ oder „häufig“ unter körperlichen Symptomen wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Migräne, Schlafstörungen, Ohrgeräuschen/Hörsturz, Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Problemen oder Hauterkrankungen. Das ist zwar deutlich weniger als bei Pflegekräften, wo es mindestens jede zweite ist, aber dennoch eine bemerkenswert hohe Quote. Mit 22 Prozent gibt gut jeder fünfte Arzt an, regelmäßig oder häufig psychische Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Konzentrationsprobleme, Nervosität und Unruhe, Ängste und Panikattacken aufgrund von negativem Stress zu verspüren. Dabei sind die Assistenzärzte mit 47 Prozent bei körperlichen und 32 Prozent bei psychischen Beschwerden besonders stresssensibel. Wird ein hohes Stresslevel erlebt, bei dem zudem der negative Stress überwiegt, kommt es besonders häufig zu eigenen Beschwerden.
„Das sind Ergebnisse, die nachdenklich machen und zeigen, wie sehr und warum gerade junge Ärzte und Berufsanfänger in deutschen Kliniken unter Druck stehen“, sagt Dr. Thomas Wolfram, Konzerngeschäftsführer der Asklepios Kliniken. „Bürokratie und zunehmender Dokumentierungszwang lassen den Kollegen immer weniger Zeit, ihrer eigentlichen Arbeit, dem Dienst am Patienten, nachzugehen“, so Wolfram weiter.
Während der Arbeit helfen der Hälfte der Ärzte kurze Gespräche mit Kollegen, 43 Prozent greifen zu Süßigkeiten oder Snacks und 39 Prozent lesen oder surfen im Internet. Mit jeweils sechs Prozent greift nur eine Minderheit im Extremfall zu einem Medikament oder macht eine Zigarettenpause. Gut jeder zweite Klinikarzt berichtet über mindestens ein Angebot zur Entspannung und Stressverarbeitung. So haben 14 Prozent eine Kooperation mit einem Sportverein oder einem Sportstudio, genauso viele bieten Kurse zur Entspannung an. Jeweils 12 Prozent offerieren Fitnesskurse oder Betriebssport. Knapp jeder zweite nutzt auch eines dieser Angebote. Auch Asklepios hält Sport-, Bewegungs- und Entspannungsangebote für seine Mitarbeiter bereit.
Zur Studie
Für die Studie „Stress und Resilienz“ wurden von DocCheck Research im Auftrag der Asklepios Kliniken im Mai 2017 bundesweit 240 Pflegekräfte aus Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeheimen sowie ambulanten Pflegediensten und 162 Ärzte aus Kliniken und Praxen online befragt. Die Ergebnisse der Pflegeberufe wurden vor kurzem veröffentlicht. Auf Wunsch erhalten Sie auf Anfrage Infografiken mit den detaillierten Umfrageergebnissen.
Über Stress
Stress kann beeinflussbar sein und zu Leistung herausfordern. Dann gilt er als „positiver Stress“. Fühlt man sich ihm hingegen hilflos ausgeliefert und kann selbst kaum etwas verändern, handelt es sich um „negativen Stress“. Beide Formen können sich von der physiologischen Reaktion sowie den Auswirkungen deutlich unterscheiden. Gerade der negative Stress gilt als Risikofaktor für die Gesundheit.
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