Transplantation: Knorpelzellen statt Knieprothese

Kooperation mit Hersteller co.don AG

Die Asklepios Kliniken Gruppe will künftig regenerative Methoden bei der Behandlung von Knorpelschäden noch stärker nutzen. In Deutschland werden jährlich ca. 175.000 Knieprothesen eingesetzt. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung eines Knorpelschadens am Kniegelenk könnten nach Einschätzung der co.don AG rund 15 Prozent dieser irreversiblen Eingriffe vermieden werden.
 

Prof. Karl-Heinz Frosch, Chefarzt des Chirurgisch-Traumatologischen Zentrums sowie der Arthroskopie und Sporttraumatologie an der Hamburger Asklepios Klinik St. Georg: „Die Knorpelzelltransplantation ist eine wichtige therapeutische Option, mit der man bei geeigneten Patienten gezielt gegen Knorpelschäden kämpfen kann.“ Für die Zielgruppe bis zum Alter von 50 Jahren setzen die Asklepios Kliniken auf das biologische, zellbasierte Therapiekonzept des Bio-Tech-Unternehmens co.don AG. Ein entsprechender Rahmenvertrag wurde jetzt unterzeichnet.

Sportverletzungen und Unfälle sind die häufigsten Ursachen für einen Gelenkknorpeldefekt am Knie. Danach ist die stoßdämpfende Wirkung des Knorpels eingeschränkt. Da sich der Knorpel von alleine nicht regeneriert, kommt es langfristig zur vermehrten Abnutzung, die schließlich zu Arthrose führen kann. Dr. Christian Liebau, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und gelenkerhaltende Chirurgie an der Asklepios Klinik Bad Harzburg: „Vor allem bei Patienten mit lokalen Knorpelschäden sehen wir ermutigende Resultate. Dieses neuartige Verfahren ist besonders für Patienten bis zum Alter von 50 Jahren geeignet. Diese Patienten sind viel zu jung für ein künstliches Gelenk.“

Bislang kaum Therapien für jüngere Patienten

Für jüngere und sportlich aktive Menschen gab es früher nach Verletzungen am Knie kaum befriedigende Therapieansätze. Wurde nach einem heftigen Schlag oder Sturz erst einmal der Gelenkknorpel beschädigt, war der weitere Krankheitsverlauf oft vorhersehbar: Spritzen oder die Einnahme von schmerzstillenden Mitteln, bis das Alter für den Einsatz einer Prothese erreicht war.

Dr. Andreas Baltrusch, Vorstandsvorsitzender der co.don AG, Hersteller des Arzneimittels: „Insbesondere bei kleinen und mittleren Defekten des Gelenkknorpels sind die Erfolge dieser Therapie unübersehbar. Die Erfolgsquote liegt bei den bisher behandelten Patienten bei über 90 Prozent.“ Bei diesen Defekten gibt es die Möglichkeit eines biologischen Reparaturverfahrens – die Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT).

Als erster Schritt wird dem Patienten durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) ein Stück Knorpel entnommen. In spezialisierten Zellkulturlaboratorien werden die autologen (körpereigenen) Knorpelzellen (Chondrocyten) angezüchtet und vermehrt. Dabei wird auf die genetische Veränderung des Zellmaterials oder den Einsatz von Fremdmaterialien wie Antibiotika oder Antipilzmittel völlig verzichtet. Zur Züchtung der Zelltransplantate werden ausschließlich patienteneigene Zellen und körpereigenes Serum verwendet. Folglich ist eine Abstoßungsreaktion nach Einsatz des Transplantats auszuschließen.

Innerhalb von fünf bis sieben Wochen wird das Zellmaterial im Labor zu dreidimensionalen „Kügelchen“, den so genannten Sphäroiden, zusammengefasst. Jedes einzelne Sphäroid beherbergt rund 200.000 Knorpelzellen. Die „Kügelchen“ werden anschließend abermals arthroskopisch in den Knorpeldefekt im Knie eingebracht. Eine abgestimmte Rehabilitation schließt sich an. Bereits nach acht bis zwölf Wochen ist eine belastbare Gelenkoberfläche entstanden. Nach rund einem Jahr ist auch die volle Sportfähigkeit des Patienten wieder gegeben.

Die beiden Asklepios Mediziner sehen den Einsatz der Knorpelzelltransplantation allerdings auch als anspruchsvollen Therapieansatz: „Die kniegelenkerhaltende Knorpelchirurgie erfordert viel Erfahrung, ein breites Wissen und ein breites operatives Spektrum an Möglichkeiten, das deutlich über die alleinige Anwendung von Knorpelzelltransplantationen hinausgeht.“

Die Züchtung der Knorpelzelltransplantate erfolgt in den Labors der brandenburgischen co.don AG. Mit Zelltransplantaten aus den Labors der co.don AG wurden bereits mehr als 4.000 Patienten behandelt. Aktuell werden die Kosten der ärztlichen Leistungen für die Behandlung mit der autologen Knorpelzelltransplantation (ACT) durch die Gesetzlichen Krankenkassenversicherungen (GKV) übernommen. Die private Krankenkasse DKV hat die ACT im Knie ebenfalls in ihr Leistungsspektrum aufgenommen.

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