Tennisarm, Läuferknie? Gelenkprothesen und Sport?

März ist Themenmonat Sportmedizin bei den Asklepios Kliniken

Nicht immer ist zu viel Sport Schuld, wenn der Ellenbogen oder das Knie schmerzt. Manchmal sind es unerkannte Vorerkrankungen, die sportlichen Aktivitäten im Wege stehen – und im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sind. Stichwort Herzinfarkt auf dem Fußballplatz. Viele, vor allem ältere Menschen, leben heute mit Gelenkprothesen, zum Beispiel in der Hüfte oder im Knie – und auch sie fragen sich: Welche Sportart ist für mich die Richtige? Worauf muss ich achten? Spezialisten der Hamburger Asklepios Kliniken stehen allen Interessierten zu diesen Themen im Rahmen der Vortragsreihe „Hanseatische Nachtvorlesungen“ im März Rede und Antwort. Die vier Vorträge zur Sportmedizin, jeweils donnerstags – sind für die Teilnehmer kostenfrei. Zusätzlich bietet Asklepios über das Internet rund 300 Videos mit Experteninterviews aus fast allen medizinischen Gebieten an. Ebenfalls kostenlos. Zu finden sind die Video-Interviews im YouTube-Kanal von Asklepios und auf der Asklepios Internetseite. 

Tennisarm und Läuferknie – Was hilft?
„Tennisarm“ nennen es die einen, die anderen sagen „Tennisellenbogen“ dazu. „Der medizinische Fachausdruck lautet Epiconylitis,“ erklärt Dr. Antonios Giannakos. Der Oberarzt leitet die Abteilung Schulter- und Ellenbogenchirurgie der Orthopädischen Klinik an der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. „Es handelt sich – obwohl es so klingt – nicht um eine Sportverletzung. Es ist viel eher eine ,Heimwerkerverletzung‘, die am häufigsten aus dem häuslichen oder beruflichen Umfeld heraus auftritt,“ so der Mediziner.


Bis zu neun Prozent der Bevölkerung leiden an dieser Krankheit - mit wachsender Zahl bei zunehmendem Alter. Allein in Hamburg gibt es rund 100.000 Betroffene. Sie klagen vor allem über Schmerzen am Ellenbogen, sobald die Muskulatur am Unterarm oder der Hand belastet werden. Dr. med. Giannakos: „Letztendlich verursachen sogar das Anheben einer Kaffeetasse oder das Greifen nach einem Buch Schmerzen.“ Schlecht trainierte Rücken-, Arm- oder Handmuskulatur, einseitige, immer wiederkehrende Bewegungen oder auch Fehlhaltungen können Ursachen für ein oft monatelanges Schmerzbild sein. Dr. Giannakos: „Eine auf den Patienten abgestimmte Therapie nach exakter Voruntersuchung ist ausschlaggebend für den Heilungserfolg.“ Es gibt physiotherapeutische Maßnahmen, Kälteanwendung, Spritzentherapie (Lokalanästhetikum, Cortison) und Bandagen. Erst als letzter Schritt steht die operative Versorgung eines so genannten „Tennisarms“ an.


Das „Läuferknie“ trägt seinen Namen dagegen zu Recht. Bei jedem Schritt sind unsere Kniegelenke einer Stoßbelastung von bis zu 300 kg ausgesetzt. Dr. med. Giannakos: „Das Tractus Syndrom ist eine Reizung der Außenseite des Kniegelenks. Die Schmerzen sind so stark, dass ein Lauftraining und sogar ‚normales‘ Gehen nicht möglich sind.“ Tatsächlich entwickelt sich die Krankheit in den meisten Fällen beim Sport: beim Laufen oder Radfahren. Auslöser sind Überbelastung, falsche Trainingsdosierung, Fehlstellungen der Beine oder auch das Tragen von nicht angepasstem Schuhwerk. Eine gezielte Behandlungsmaßnahme kann für schnelle Schmerzfreiheit und auch die vollständige Wiedererlangung der Sportfähigkeit sorgen. Nach Abklingen der Beschwerden kann oft nach schon zwei Wochen wieder ein leichtes Training aufgenommen werden. „Wichtig ist, dass stets die Außenseite der Beine vorab gedehnt wird – und dass der Patient seine Trainingseinheiten nur langsam steigert“, erläutert Dr. Giannakos.

Welche Sportarten eignen sich für Patienten mit Gelenkprothesen?
Jahr für Jahr werden in Deutschland mehrere hunderttausend Gelenkprothesen eingesetzt, vor allem Hüft- und Kniegelenke. Laut statistischem Bundesamt bekamen allein 2011 rund 133.000 Frauen und mehr als 80.000 Männer eine „neue Hüfte“. „Immer häufiger fragen die Patienten, ob sie denn anschließend wieder Sport treiben dürfen“, berichtet Professor Dr. Christian Heinrich Flamme, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie in der Asklepios Klinik Harburg (Hamburg). „In fast allen Fällen lässt sich das mit einem klaren ‚Ja‘ beantworten. Allerdings: es gibt geeignete und auch gar nicht geeignete Sportarten.“

Natürlich müsse die sportliche Aktivität nach einer solchen Operation behutsam begonnen werden, betont Professor Flamme. So sei es nach den Erfahrungen generell ratsam, mindestens sechs Monate zu warten. Auch sollten keine Beschwerden, wie zum Beispiel prothesenbedingte Ruhe- oder Belastungsschmerzen mehr vorhanden sein. Selbstverständlich spielen auch das Alter, das Gewicht und die sportliche Erfahrung eine Rolle. „In jedem Fall ist es sinnvoll, sich ärztlichen Rat zu holen“, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg. „Wichtig ist unter anderem auch, dass Herz und Kreislauf gesund sind.“

Patienten, die bereits früher regelmäßig Sport getrieben haben, haben es bei der Wahl der Sportart meist leicht. „Sie wissen dann meist auch um die Risiken und die Belastung“, sagt Professor Flamme. „Aber auch für sie gibt es Verschiedenes zu beachten.“ So sei beispielsweise einem Handballer nicht zu raten, mit einem neuen Hüftgelenk oder einer Knieprothese wieder Handball zu spielen. Ähnlich sehe es bei den anderen Ballsportarten, beim Geräteturnen, in den Kampfsportarten, beim Eislaufen, Squash, Mountainbiking und beim Inline-Skating aus. „Es geht zum einen um das Verletzungsrisiko, aber auch um die höhere Belastung für die Endoprothese“, erläutert der Mediziner.

Doch die Bandbreite der auch für Patienten mit Endoprothesen gut geeigneten Sportarten ist immer noch groß. Als Beispiele nennt Professor Flamme Schwimmen, Radfahren, Wandern, Nordic-Walking, Aquajogging, Gymnastik, Paddeln, Rudern und Tanzen – außer Turniertanz. Bedingt geeignet seien auch Skilanglauf, bei Vorerfahrung auch Alpiner Skilauf, Tennis sowie - ebenfalls möglichst mit Vorerfahrungen - Tischtennis, Kegeln und Bowling, Reiten und Jogging. Auch Golfspielen könne in Frage kommen. Allerdings sollte dabei eine Schlagtechnik mit möglichst wenig Drehung in Knie- und Hüftgelenk gewählt werden.

Herzinfarkt auf dem Sportplatz: Was steckt dahinter?
„Tod auf dem Sportplatz“ – immer wieder sorgen solche Schlagzeilen in der Öffentlichkeit für Aufsehen und Diskussionen. „Oft wird dann grundsätzlich über die Gefahren des Sports gesprochen. Vor allem aber geht es immer um die Frage nach der Ursache“, sagt Dr. Alessandro Cuneo, Leitender Oberarzt der Abteilung Kardiologie im Asklepios Westklinikum Hamburg. „Fest steht: Meist handelt es sich um Fälle von plötzlichem Herztod. Betroffen sind Menschen, die oft jünger waren als 35 Jahre. Es sind tragische Ereignisse, aber zum Glück auch Einzelfälle.“

Statistiken belegen, dass Wettkampfsport das Risiko für einen plötzlichen Herztod um das 2,8-fache erhöht. „Das liegt aber überwiegend nicht daran, dass Sport an sich gefährlich ist“, erläutert der Kardiologe Dr. Cuneo. „Vielmehr führt die starke körperliche Belastung dazu, dass eine möglicherweise unerkannte, angeborene Herzkrankheit plötzlich zum Ausbruch kommt.“ Grundsätzlich sei unumstritten, dass regelmäßige moderate sportliche Aktivität bei Menschen mittleren Alters gesund ist und die Risiken von Herzerkrankungen mindere.

Für Hochleistungssportler gehören regelmäßige Gesundheitschecks zum Standard, etwa in der Fußball-Bundesliga, wo internistisch-kardiologisches Screening zu Beginn eines jeden Spieljahres Pflicht ist. Auf diese Weise könne eine zuvor nicht erkannte Herzerkrankung rechtzeitig festgestellt werden. Auch Freizeitsportlern sei unbedingt zu empfehlen, sich untersuchen zu lassen, so Dr. Cuneo.  „Eine gute Leistungsfähigkeit und Beschwerdefreiheit sind keine Garantie für absolute Gesundheit. In Fallstudien hat sich aber gezeigt, dass bei Menschen mit vorher nicht bekannter Erkrankung ein Herzinfarkt während des Sports nicht selten ist. Und die Daten dieser Patientengruppe belegen, dass sie von einer sportmedizinischen Untersuchung hätten profitieren können.“

Spätestens wenn Beschwerden auftreten, ist dringend eine ärztliche Untersuchung nötig. Ein nicht erklärbarer höherer Puls (in Ruhe) oder ein verzögerter Abfall der Herzfrequenz (in Ruhe) müsse abgeklärt werden. Das gelte natürlich auch für Schwindelgefühl oder gar kurze Bewusstlosigkeit, Luftnot oder Schmerzen im Brustbereich. Und auch, wenn die sportliche Leistung aus zunächst unerklärbarem Grund plötzlich deutlich schlechter werde, sollte eine Herzkreislauferkrankung in Betracht gezogen werden. Zudem sollten Fälle von plötzlichem Herztod in der Familie sollten Anlass für eine ärztliche Untersuchung sein.


Kinesio-Tape aus dem Internet: Gefahr oder Heilung?

Fußballstars wie David Beckham oder Mario Balotelli tragen sie, aber auch „Normal-Sportler“ kleben sich gern einen dieser hochelastischen, atmungsaktiven und hautfreundlichen Klebestreifen auf. Das Kinesio-Tape wurde von einem japanischen Chiropraktiker vor etwa 30 Jahren entwickelt und heute via Internet verkauft. Die Klebestreifen aus Baumwollgewebe werden zur Behandlung von Schmerzen an Muskeln, Sehnen oder auch am Skelettapparat aufgeklebt. Auf der Haut dehnt sich das Tape, zieht sich wieder zusammen und schränkt dabei aber die Bewegungsfreiheit nicht ein. Doch stimmt das? Dr. Ulrich Peschel, Chefarzt der Abteilung Fachübergreifende Frührehabilitation und Physikalische Medizin an der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg: „Diese Theorie ist wissenschaftlich nicht belegt. Eine Studie im Journal ‚Sports Medicine‘ ( 8/2012)  zeigt, dass die Wirkung eher ein Placebo-Effekt ist. Dennoch ist das Kinesio-Taping sehr beliebt und wird häufig in der Sportmedizin eingesetzt.“

Viele Sportler schwören dennoch auf die bunten Klebebänder. Jochen Meier* (Name geändert) hat sich ein Band auf sein geprelltes Knie kleben lassen: „Der Schmerz war sofort viel schwächer,“ sagt er. Der Fußballspieler verletzt sich öfter auf dem Platz, jetzt hat er bereits eine eigene Rolle Kinesio-Tape in der Schublade. „Aber darf ich das überhaupt?“, fragt er Dr. Ulrich Peschel, der Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Physikalische und Rehabilitative Medizin ist. „Prinzipiell“, so Chefarzt Dr. Peschel, „ist nichts dagegen einzuwenden. Es sollten aber immer vier Regeln beachtet werden.“

Die Top 4 des selber Tapens:
1. Bessern sich die Schmerzzustände nach dem selber Tapen nicht, sollte spätestens nach einer Woche ein Arzt aufgesucht werden.
2. Legen Sie die Bänder nur dort an, wo Sie die Technik sicher beherrschen! Das elastische Band hebt die Haut bei jeder Bewegung sanft an und massiert sie. Außerdem wird das Pflaster die Gelenke, auf denen es klebt, aber auch den Muskeltonus regulieren – „also sollte es schon dort kleben, wo es auch wirklich wirken soll,“ rät der Mediziner.
3. Entfernen Sie den Tapeverband sofort, wenn es zu Juckreiz oder Hautausschlägen kommt. Dr. Peschel: „Es kann sonst zu einer allergischen Reaktion kommen. Manche Menschen vertragen den Kleber, der sogar wasserfest ist, nicht.“
4. Es ist in Ordnung, selbst zu tapen, wenn es sich um einen plötzlichen und/oder kurzfristig auftretenden Schmerz handelt. Bei immer wiederkehrenden, längeren Schmerzverläufen müssen Sie sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen.

Themen der Patientenveranstaltungen „Hanseatische Nachtvorlesung“ (kostenfrei): 

• „Selber Tapen – Klebebänder aus dem Internet“ – 7. März 2013, Asklepios Klinik St. Georg (Haus B, Hörsaal, nicht barrierefrei), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Ulrich Peschel.
• „Tod auf dem Fußballplatz“ – 14. März 2013, Asklepios Westklinikum Hamburg (EG, Cafeteria), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Alessandro Cuneo.
• „Endoprothetik und Sportverletzungen“ – 21. März 2013, Asklepios Klinik Harburg (Haus 6, 3. OG, Medienzentrum), Dozent: Prof. Dr. Christian Flamme.
• „Tennisarm, Läuferknie – Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Belastungsbeschwerden?“ – 28. März 2013, Asklepios Klinik St. Georg (Haus B, Hörsaal, nicht barrierefrei), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Antonios Giannakos.

Asklepios-Internetvideos auf YouTube (www.youtube.com/asklepioskliniken) und auf der Asklepios Homepage (http://www.asklepios.com/videos): 
 
1. Sportverletzungen beim Fußball (18 Videos, von Achillessehnenriss bis Unterarmfraktur)
2. Verletzungen bei Kindern
3. Knorpelschäden am Knie
4. Herzinfarkt
5. Gelenkschmerzen
6. Kniegelenkersatz
7. Hüftgelenkersatz
8. Bandscheibenvorfall
9. Rückengesundheit
10. Schulterverletzungen


Weitere Filme zu medizinischen Themen finden Sie unter: 
http://www.asklepios.com/videos
 
Gerne stellen wir Ihnen Hintergrundtexte zur Verfügung.

Seite teilen: