Was ist eine „Gedächtnis-Sprechstunde“? Welche Form der Demenz ist heilbar? Wie reagieren Angehörige? Welche Medikamente sind für Senioren geeignet?

September ist Themenmonat Altersmedizin bei den Asklepios Kliniken

Unsere Gesellschaft wird zunehmend älter. Damit steigt auch die Zahl der Menschen, die unter Krankheiten leiden. Ältere Menschen benötigen mehr Medikamente und werden auch öfter in der Klinik behandelt, als junge Menschen. Neben den körperlichen Gebrechen bekommt dabei auch das Thema Demenz eine zunehmend größere Bedeutung. Viele Angehörige sind damit überfordert. Der Aufklärungsbedarf ist groß: Wie erkennt man diese Krankheit? Was leistet eine Gedächtnissprechstunde? Gibt es Formen der Demenz, die heilbar sind? Fragen, die von Spezialisten  im Rahmen der Vortragsveranstaltungen der Hamburger Asklepios Kliniken zum Thema Altersmedizin im September beantwortet werden. Die vier Vorträge – jeweils Donnerstags – sind für Interessierte kostenlos. Zusätzlich kann man sich auf dem YouTube-Kanal von Asklepios informieren. Aus dem Spektrum der Altersmedizin stehen dort ein Dutzend Internet-Videos bereit, in denen Chefärzte die jeweiligen Krankheitsbilder ausführlich erläutern.

 

Medikamente im Alter

Fast die Hälfte aller Patienten über 65 Jahre leiden an mindestens drei chronischen Erkrankungen. Die meisten von ihnen sind auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen. „Fast zwei Drittel aller Arzneimittel werden laut Statistik Patienten über 60 Jahre verordnet“, gibt Dr. Ann-Kathrin Meyer, Chefärztin der Geriatrie in der Asklepios Klinik Wandsbek, zu bedenken. „Für viele von ihnen sind sechs verschiedene Arzneimittel am Tag keine Seltenheit. Doch je mehr Tabletten geschluckt, Tropfen eingenommen oder andere Arzneimittel angewendet werden, um so größer ist das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen.“

Nicht alle Arzneimittel, die für jüngere Patienten geeignet sind, helfen auch Senioren. Die natürlichen Veränderungen des Menschen im Alter hätten, so Dr. Meyer, auch Einfluss auf die Wirkung der Präparate. Dazu gehörten beispielsweise vermindertes Durstgefühl, erhöhter Anteil von Körperfett, Abnahme des Herzminutenvolumens oder verminderte Leberleistung. Aber auch die Nierenfunktion spiele eine wichtige Rolle. 60 Prozent aller Dosierungsfehler entstünden dadurch, dass im Alter die Ausscheidung über die Nieren eingeschränkt sei.
 
Verstärkt wird nach den Worten der Medizinerin das Arzneimittelproblem dadurch, dass rund 40 Prozent aller geriatrischen Patienten ihre Medikamente nicht korrekt einnehmen. Meist werde die Medizin schlichtweg vergessen, mitunter seien auch Nebenwirkungen schuld oder der Patient habe das Gefühl, die Beschwerden hätten nachgelassen. Grundsätzlich gelte bei Medikamentenverordnungen für Senioren die Regel „Immer doppelt“: mündlich und schriftlich, doppelt so langsam, doppelt so laut, doppelt so groß, doppelte Ausführung und doppelte Nachfrage.

 

Gedächtnis-Sprechstunde: Auf den rechtzeitigen Besuch kommt es an

Die Zahl der Demenzerkrankungen wird in den kommenden Jahrzehnten dramatisch ansteigen. Bis zum Jahr 2050 ist mit rund zwei Millionen Patienten zu rechnen. Wichtig sei es, die Demenz rechtzeitig zu erkennen, betont Dr. Sascha Marrakchi, Leiter der Neuropsychologie in der Abteilung für Neurologie der Asklepios Kliniken Barmbek und Altona. Einige Formen der Demenz seien – frühzeitig entdeckt – sogar therapierbar. Andere demenzielle Prozesse könnten positiv beeinflusst und in der Entwicklung verlangsamt werden.

„Aber nicht immer bedeutet Vergesslichkeit gleich Demenz“, sagt Dr. Marrakchi. „Was hinter den Problemen steckt, kann jedoch nur eine genaue Diagnostik ergeben.“ So könne eine Untersuchung in einer Gedächtnissprechstunde sinnvoll sein, wenn sich jemand in Unterhaltungen oft wiederholt, wenn er häufig Gegenstände verlegt oder Schwierigkeiten beim Umgang mit komplexen Aufgaben hat. Auch eine Beeinträchtigung der Kritikfähigkeit und des logischen Denkens zu Hause oder bei der Arbeit, ungewöhnliche Missachtung von Regeln oder ständiger Tritt ins Fettnäpfchen sollte ebenso Anlass zur Untersuchung geben wie Probleme mit räumlicher Orientierungsfähigkeit oder bei der Wortfindung. Ebenso sollten ungewöhnlich passives und uninteressiertes Verhalten sowie leichte Irritierbarkeit und Distanzlosigkeit beachtet werden.

Die Diagnostik in der Gedächtnis-Sprechstunde erfolgt in mehreren Schritten. „Es beginnt mit der ausführlichen Anamnese, an der auch die Angehörigen beteiligt werden“, erläutert Dr. Marrakchi. „Darauf folgt eine ausführliche  neuropsychologische Untersuchung.“ Erhärtet sich der Verdacht, sind weitere diagnostische Schritte wie verschiedene Labor-Untersuchungen, Elektroenzephalografie (EEG) und bildgebende Verfahren nötig. Gegebenenfalls kommt auch noch eine PET, Positronen-Emissions-Tomographie in Frage.

„Je nach Diagnose wird dann die Therapie eingeleitet“, sagt Prof. Peter Urban, Chefarzt der Abteilung für Neurologie in der Asklepios Klinik Barmbek. „Auch gibt es Hilfestellung bei sozialmedizinischen Fragen. Dazu gehören zum Beispiel die sozialdienstliche Pflegeunterstützung, Angehörigenschule, Vermittlung von Selbsthilfegruppen oder auch Klärung der Fahrtauglichkeit.“

 

Wenn Demenz die Angehörigen überfordert

Die Diagnose Demenz betrifft nie nur den Patienten selbst, sondern immer auch die Menschen in seinem persönlichen Umfeld. Ab dem mittelschweren Stadium einer Demenz ist die Fähigkeit eingeschränkt, unabhängig zu leben, und der Patient ist auf Unterstützung angewiesen. Diese wird oft von den nächsten Angehörigen, also den Lebenspartnern oder den Kindern geleistet. „Viele demente Menschen werden von ihren Angehörigen liebevoll, geduldig und hoch kompetent gepflegt“, sagt Dr. Axel Wollmer, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie (Alterspsychiatrie) in der Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll. „Am Anfang geht es in erster Linie darum, den Patienten in der Bewältigung des Alltags zu unterstützen und seine Fähigkeiten darin möglichst gut zu fördern und zu erhalten“, so Dr. Wollmer.  „Aber die Pflege eines dementen Menschen ist physisch und psychisch sehr belastend, gerade wenn eine enge persönliche Beziehung besteht.“  Die mache es Angehörigen oft besonders schwer, Hilfe anzunehmen und Arbeit abzugeben. Schuld- und Insuffizienzgefühle könnten entstehen. Dabei komme eine Entlastung oft sowohl den Angehörigen, den Patienten als auch der Beziehung zugute. „Wichtig ist es, bei aller Fürsorge für den Kranken die Selbstfürsorge nicht zu vergessen“, fasst Dr. Wollmer zusammen. „Sie ist wichtig für die Erhaltung der eigenen psychischen und physischen Gesundheit. Und die ist wiederum die Voraussetzung dafür, weiter für den Patienten da sein zu können.“ Um dieses schwierige und sensible Thema zu veranschaulichen, hat Asklepios zusammen mit dem Hamburger TheatherSehnsucht ein passendes
Theaterstück entwickelt, das auch online zu sehen ist: „Weißt Du noch? Ein Fall von Demenz“

 

Altershirndruck: Die heilbare Demenz

Was viele nicht wissen: Menschen, bei denen eine Demenz vermutet wird, sind oft nicht von dieser Erkrankung betroffen. Die Symptome werden häufig mit einer beginnenden Alzheimer-Demenz verwechselt: mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnisschwäche, ein unsicherer Gang bis hin zur völligen Gehunfähigkeit - und dazu noch eine Blasenschwäche. „Oft ist die Diagnose falsch, denn in vielen Fällen handelt es sich nicht um Alzheimer-Demenz, sondern um Altershirndruck. Eine Krankheit, die erfolgreich behandelt werden kann,“ sagt Professor Uwe Kehler, Chefarzt der Abteilung für Neurochirurgie in der Asklepios Klinik Altona. Zum Hintergrund: Bei gesunden Menschen sammelt sich das Nervenwasser, der sogenannte Liquor, in den Hirnkammern. Wird der Abfluss behindert, kommt es zur Erweiterung der Hirnkammern. „Mit Hilfe der Kernspintomographie lässt sich diese Erweiterung gut erkennen“, erläutert Professor Kehler. Um letzte Sicherheit für die Diagnose zu erhalten, müssen die Patienten punktiert werden. Dazu werde an der Wirbelsäule Nervenwasser abgelassen. „Bessert sich danach der Zustand des Patienten, dann ist der Altershirndruck bewiesen, und die Behandlung kann beginnen“, so Kehler.

Während in früheren Statistiken von rund 60.000 Menschen berichtet wird, die unter Altershirndruck leiden, geht Professor Kehler von bis zu 300.000 aus. Ein Großteil von ihnen sei unbehandelt. „Die Krankheit kommt ebenso häufig vor wie Parkinson“, sagt der Mediziner. „Dennoch wird ihr leider noch immer nicht die nötige Aufmerksamkeit gegeben.“ Es sei davon auszugehen, dass rund zehn Prozent aller Bewohner von Alten- und Pflegeheimen unter Altershirndruck, dem sogenannten Normaldruckhydrozephalus - kurz NPH – leiden. Vielen von ihnen könne mit einem operativen Eingriff (z.B. Einbau eines Ventil-Systems) geholfen werden.                     

                                                       
Themen der Patientenveranstaltungen „Hanseatische Nachtvorlesungen“ (kostenfrei):

- „Medikamente im Alter“ – 6. September 2012, Asklepios Klinik Wandsbek (Geriatrie, UG), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Ann-Kathrin Meyer.
- „Altershirndruck: Die heilbare Demenz“ – 13. September 2012, Asklepios Klinik Altona (Hörsaal, 2.OG), 18.30 Uhr, Dozent: Prof. Dr. Uwe Kehler.
- „Wenn Demenz Angehörige überfordert“ – 20. September 2012, Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll (Haus 2), 18.30 Uhr, Dozent: Priv.-Doz. Dr. Axel Wollmer.
- „Gedächtnis-Sprechstunde“ – 27. September 2012, Asklepios Klinik Barmbek (EG, Seminarraum 1+2), 18.30 Uhr, Dozenten: Prof. Dr. Peter Paul Urban, Dr. Sascha Marrakchi (Dipl.-Psych.)

Die Themen der Internetvideos auf Youtube

(www.youtube.com/asklepioskliniken):
1. Müdigkeit, Schwäche und Diabetes im Alter
2. Depression im Alter
3. Gedächtnisstörungen
4. Altershirndruck – Fehldiagnose Alzheimer

Weitere Filme zum Thema Altersmedizin finden Sie unter:  http://www.asklepios.com/videos
1.  Gelenkersatz bei Osteoporose
2. Makuladegeneration
3. Oberschenkelbruch
4. Alzheimer
5. Schlaganfall

 

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