Studie: Jeder zweite Arzt kritisiert Begrenzung des Zweitmeinungsverfahrens

- Standardisierung des Verfahrens würde die Kosten im Gesundheitssystem senken
- Begrenzung sorgt für Verwirrung bei Patienten und Ärzten
- Ärzte werden nur von fünf Prozent der Patienten auf das Zeitmeinungsverfahren angesprochen
- Patienten sind unsicher, ob ihnen zusätzliche Kosten entstehen

Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der deutschen Ärzte kritisieren, dass eine Begrenzung des Zweitmeinungsverfahrens auf bestimmte Operationen und Eingriffe zu kompliziert ist – und zwar für Mediziner und Patienten gleichermaßen. 42 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass eine neue Regelung die Kosten im Gesundheitssystem senken und unötige Operationen vermeiden würde. Dies sind Ergebnisse der Studie „Ärzte-Trendbefragung Zweitmeinungsverfahren“ der Asklepios Kliniken Hamburg, für die über 100 Ärzte befragt wurden.

Die Notwendigkeit, das Zweitmeinungsverfahren nicht auf bestimmte Operationen und Eingriffe zu begrenzen, belegen auch Zahlen, die im Rahmen des Frühjahrsforums der Deutschen Hochschulmedizin präsentiert wurden. Routinedaten haben ergeben, dass bei vielen Patienten der Wirbelsäulenchirurgie ein zwölfwöchiger Versuch der Schmerzreduktion durch Arzneimittel nicht unternommen worden ist. Dabei sollten nach Meinung der Fachgesellschaften vor einem Eingriff immer alle „konservativen“ Behandlungsmöglichkeiten, also Medikamente, eine multimodale Schmerztherapie, Krankengymnastik und physikalische Therapie, ausgeschöpft werden.  Zudem hatten nur 40 Prozent der Patienten der Wirbelsäulenchirurgie in den Quartalen vor der Operation Kontakt zu einem ambulanten Facharzt. „Deutschlands Mediziner sollten ihren Patienten beim geringsten Zweifel zur zweiten Meinung raten, um so deren Gesundung bestmöglich zu forcieren“, sagt Dr. Thomas Wolfram, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg.
 
Ärzte wurden nur von fünf Prozent ihrer Patienten auf eine zweite Meinung angesprochen
Noch sind Deutschlands Ärzte davon weit entfernt. Im Durchschnitt legen die Mediziner nur 13 Prozent ihrer Patienten die Einholung einer weiteren Meinung nahe, so die „Ärzte-Trendbefragung Zweitmeinungsverfahren“. Selbst bei Bandscheibenvorfällen raten Mediziner nur in 23 Prozent zur Einholung einer zweiten Empfehlung. Ebenso ist auch nur ein geringer Anteil von Deutschlands Patienten beim Thema Zweitmeinung aktiv: Im Durchschnitt wurden die Ärzte nur von fünf Prozent ihrer Patienten darauf angesprochen, dass sie sich einen zweiten Ansprechpartner wünschen.
 
Dabei sind die Vorteile des Zweitmeinungsverfahrens für Experten eindeutig: „Deutschlands Patienten haben viel bessere Entscheidungsmöglichkeiten, auch in Bezug auf alternative Behandlungen“, sagt Dr. Wolfram. „Der behandelnde Arzt bekommt zudem mehr Sicherheit, da seine Behandlungsempfehlung mit hoher fachlicher Expertise überprüft wird.“ Auch der Facharzt hat einen Vorteil: „Fachmediziner können auf eine standardisierte Qualitätssicherung zurückgreifen, die ihre Empfehlung absichert – diese Transparenz stärkt auch das Vertrauen des Patienten“, so Dr. Wolfram.
 
Ärzte würden häufiger zur Zweitmeinung raten, wenn Krankenkassen die Kosten übernehmen
Bei der Nachfrage nach dem Zweitmeinungsverfahren spielt auch das Thema Finanzierungssicherheit eine große Rolle: So geben vier von zehn Medizinern an, dass ihre Patienten oft unsicher sind, ob ihnen zusätzliche Kosten entstehen. Mit einem standardisierten Zweitmeinungsverfahren würde sich das ändern. Mehr als ein Drittel der befragten Ärzte würde sogar öfter eine zweite Meinung empfehlen, wenn sichergestellt wäre, dass die Krankenkassen die Kosten dafür lückenlos übernehmen würden.
 
Die Asklepios Kliniken in Hamburg bieten ihren Patienten aktiv eine Zweitmeinung in einer Vielzahl medizinischer Fachbereiche wie etwa Gefäßmedizin, Kardiologie, Neuromedizin und Rückenmedizin an.
 
Hintergrundinformation
Im April 2015 führten die Asklepios Kliniken Hamburg eine Studie zum Thema „Zweitmeinungsverfahren in Deutschland“ durch. Dafür wurden bundesweit 103 Ärzte aller Fachrichtungen befragt, darunter 53 Klinikärzte und 50 niedergelassene Ärzte. Auf Anfrage erhalten Sie Infografiken mit den detaillierten Umfrageergebnissen.

Über Asklepios
Asklepios zählt zu den führenden privaten Betreibern von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen in Deutschland. Die Klinikkette verfolgt eine verantwortungsvolle, auf hohe Sicherheit und Qualität ausgerichtete nachhaltige Strategie. Auf dieser Basis hat sich Asklepios seit der Gründung vor fast 30 Jahren dynamisch entwickelt. Aktuell verfügt der Konzern bundesweit über rund 140 Gesundheitseinrichtungen und beschäftigt mehr als 45.000 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr 2014 wurden rund 2,2 Mio. Patienten in Einrichtungen des Asklepios-Konzerns behandelt.
 
In der Metropolregion Hamburg betreibt Asklepios den größten Krankenhausverbund an einem europäischen Standort. Mit 60 Fachdisziplinen von Augen- bis zur Zahnheilkunde und mehr als  170 verschiedenen Abteilungen ist Asklepios in den Stadtgebieten Altona, Barmbek, Harburg, Nord (Ochsenzoll/Heidberg), St. Georg, Wandsbek und Rissen vertreten. Die medizinischen Fachexperten versorgen am Standort jährlich rund 550.000 Patienten stationär und ambulant. In der Hansestadt wird jeder zweite Krankenhauspatient in einer Asklepios-Klinik behandelt. Der Klinikbetreiber beschäftigt in der Hansestadt über 13.000 Mitarbeiter, darunter rund 2.000 Ärzte, und ist somit einer der größten privaten Arbeitgeber und mit 1.400 Auszubildenden der größte Ausbildungsbetrieb Hamburgs.

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