„Wi snackt ok Platt“ in der Asklepios Klinik Harburg

Ältere Patienten im Fokus: Klinikmitarbeiter lernen „Plattdüütsch“

Nach dem großen Erfolg des Pilotprojekts „Wi snackt ok Platt“ in der Asklepios Klinik Wandsbek können jetzt auch die Mitarbeiter in der Asklepios Klinik Harburg in einem kostenlosen Sprachkurs Plattdeutsch lernen. Ziel ist es, die Kommunikation gerade mit den älteren Patienten zu verbessern. Immerhin ist fast jeder dritte stationäre Patient in Harburg 70 Jahre oder älter – und die meisten sind mit der niederdeutschen Sprache vertraut. „Ich bin mir sicher, dass das Projekt zu einer Bereicherung gleichermaßen für uns wie für unsere Patienten wird“, fasst Prof. Dr. Stefan Christl, Chefarzt der II. Medizinischen Abteilung der Asklepios Klinik Harburg, die Erwartungen zum Start des Projektes zusammen. Noch im Mai gibt Asklepios zudem ein kleines Wörterbuch heraus, in dem wichtige Fragen und Begriffe aus dem Krankenhausalltag übersichtlich vom Hoch- ins Plattdeutsche übersetzt wurden. Außerdem finden die Medizin-Vorträge der „Hanseatischen Nachtvorlesungen“ im Mai auf „Platt“ statt.
 

Neben den dem wöchentlichen Sprachkurs für die Mitarbeiter sind weitere Maßnahmen Bestandteil des Plattdeutsch-Projektes. So schmücken diverse Plakate aus dem Hamburger Ohnsorg Theater die Wände auf ausgewählten Stationen. Außerdem wurde die Patientenbücherei mit einer „plattdeutschen Bücherecke“ ausgestattet. Der Sprachkurs ist gut angelaufen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Stationen der Abteilungen Innere Medizin, Gastro- und Endokrinologie, Geriatrie, Lungenheilkunde und Neurologie haben bereits im April mit dem Lernen begonnen. In zehn Stunden werden die Grundlagen der niederdeutschen Sprache vermittelt bzw. aufgefrischt. Die Teilnahme ist freiwillig und selbstverständlich kostenlos. „Das ist ein ganz großartiges Projekt“, findet Leonie Mettner, Pflegedirektorin der Asklepios Klinik Harburg. „Der gemeinsame Unterricht trägt zur Entschleunigung des Pflegealltags bei und das Anwenden des ‚Plattdeutschen‘ wirkt sich positiv im Patientenkontakt aus.“

Ein Krankenhausaufenthalt ist für viele Patienten bekanntlich mit Unsicherheit und Ängsten verbunden. „Die Möglichkeit, sich in der eigenen vertrauten Mundart verständigen zu können, baut Distanz ab und schafft Vertrauen – und diese Mundart ist für viele, zumal ältere Menschen in Hamburg und Umgebung, eben Plattdeutsch“, erklärt Prof. Christl. Die Asklepios Kliniken sind bestrebt, diesem Umstand auf vielfältige Weise gerecht zu werden. Dazu zählt auch das „Plattdeutsch-Wörterbuch“, das Asklepios noch im Mai herausgibt. „Können Sie mich verstehen?“ („Köönt Se mi ok verstohn?“), „Wie fühlen Sie sich?“ („Wo föhlt Se sik?“), „Haben Sie irgendwelche Allergien?“ („Hebbt Se ok Allergien?“), „Haben Sie gut geschlafen?“ („Hebbt Se goot sloopen?“) und „Gute Besserung!“ („Betern Se sik!“) – diese und viele andere wichtige Fragen und Formulierungen aus dem Krankenhausalltag werden dort ins Plattdeutsche übersetzt. Das kleine Heft steht Patienten und Mitarbeitern gleichermaßen zur Verfügung und soll die plattdeutsche Konversation fördern. „Platt ist einfach sympathisch“, betont Anette Elwert, Leiterin des Marketings der Asklepios Kliniken, „und es soll ja nicht bei einem einfachen Moin, Moin bleiben.“

Zum Hintergrund der Aktion „Wi snackt ock Platt“: Auch wenn die Gesamtzahl der aktiven „Plattdüütsch“-Sprecher abnimmt: Immerhin 97 Prozent der Menschen in Norddeutschland können mit dem Begriff „Plattdüütsch“ etwas anfangen und jeder zweite Norddeutsche versteht diese Sprache. Bei älteren Menschen ist diese Quote sogar deutlich höher, auch in Hamburg. Die Hansestadt hat die beliebte Regionalsprache als erstes Bundesland als vollwertiges Unterrichtsfach anerkannt. Und auch das bringt „Plattdüütsch“ wieder nach vorne: Deutschland hat 1999 die „Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ unterschrieben. Darin enthalten ist die Verpflichtung, unter anderem auch Niederdeutsch zu fördern und zu unterrichten.

Medizin für Laien – auf Plattdeutsch
Begleitet und unterstützt wird das Projekt „Wi snackt ok Platt“ auch im Rahmen der „Hanseatischen Nachtvorlesungen“ der Hamburger Asklepios Kliniken. Der Mai ist „Plattdüütschen Moond“. Die Vorträge für medizinische Laien finden jeweils an einem Donnerstag statt und werden zudem einige Wochen später auch als Video-Interview in der Reihe „Nachtvorlesung nachgefragt“ kostenlos auf dem YouTube-Kanal von Asklepios zur Verfügung gestellt. Die Themen im Mai:
• „Wat is dat mit de krummen Rückens?“ – 02. Mai 2013, Asklepios Klinik Wandsbek (Geriatrie, Tagungsräume UG), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Erik Fritzsche.
• „De Gallenbloos, nix as Arger“ – 16. Mai 2013, Asklepios Altona (2. OG, Hörsaal), 18.30 Uhr, Dozent: Priv.-Doz. Dr. Sven Petersen.
• „Hebbt ji wat in Darm – Kiek mol wedder in“ – 23. Mai 2013, Asklepios Klinik Altona (2 OG, Hörsaal), 18.30 Uhr, Dozent: Dr. Michael Sebastian Ullrich
• „Wenn Eten un Drinken Arger in Buuk moken“ – 30. Mai 2013, Asklepios Westklinikum Hamburg, Rissen (EG, Cafeteria), 18.30 Uhr, Dozentin: Dipl. oec. troph. Gudrun Biller-Nagel

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