Operation ist bei Wirbelsäulenerkrankungen immer die letzte Behandlungsmöglichkeit

Asklepios-Ärzte plädieren für konservative Behandlung von Rückenschmerz - Chirurgen, Orthopäden und Physiotherapeuten arbeiten eng zusammenit Manfred Volmer und Michael Schmitt kommen erfahrene Klinikmanager

Rückenbeschwerden sind ein Volksleiden. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland aktuell mehr als fünf Millionen der Erwachsenen unter chronischen Rückenschmerzen. Das sind rechnerisch mehr als 125.000 Patienten alleine in Hamburg, Tendenz steigend. Wie den Betroffenen am besten geholfen werden kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Vorwürfen, es werde zu viel und unnötig operiert, treten jetzt zwei Spezialisten der Hamburger Asklepios Kliniken entgegen. „Eine konservative Behandlung des Rückenschmerzes, also eine Therapie ohne chirurgischen Eingriff, steht immer an erster Stelle und nimmt auch bei weitem den größten Anteil im Therapiespektrum ein“, sagt Dr. Erik Fritzsche, Chefarzt der Abteilung Wirbelsäulenchirurgie der Asklepios Klinik Wandsbek. „Im Vordergrund steht heute eine fachübergreifende Versorgung der Patienten, also die enge Zusammenarbeit von Orthopäden, Chirurgen, Physiotherapeuten und Psychologen“, betont Dr. Ulrich Peschel, Leiter des Rückenzentrums der Asklepios Klinik St. Georg. Beide Rücken-Spezialisten haben sich heute im Rahmen eines Pressegesprächs in Hamburg den kritischen Fragen der Journalisten gestellt.

Chronische Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben, entsprechend vielfältig ist das Behandlungsangebot. Zu den häufigsten Anlässen für eine Operation zählen die Verengung des Spinalkanals, die so genannte Spinalkanalstenose, und die Verbiegung der Wirbelsäule, das so genannte Wirbelgleiten. Beide Erkrankungen nehmen verschleißbedingt mit dem Alter zu und sind nicht nur schmerzhaft, sondern schränken auch die Beweglichkeit erheblich ein. Am Ende ist dann für viele Betroffene das Gehen nicht mehr möglich“, erläutert Dr. Fritzsche. Dann helfe die OP, die heute meist mikrochirurgisch und minimalinvasiv, also schonend durchgeführt werde. „Von den Fortschritten in der Medizin profitieren heute auch Patienten, die weit über 90 Jahre alt sind“, sagt Dr. Fritzsche. Der Chirurg plädiert für eine sorgfältige Abwägung: „Die Operation darf bei Rückenschmerzen nur die letzte Möglichkeit der Behandlungskaskade sein, wenn andere Verfahren nicht mehr helfen.“
 
„Der Blick aufs Röntgenbild kommt erst an dritter Stelle,  erst sollte der Arzt dem Patienten genau zuhören und ihn dann gründlich klinisch untersuchen“, ist auch Dr. Peschel überzeugt. „Auf diese Weise lassen sich bis zu 80 Prozent der Fälle klären und wir können dann die passende, individuelle Therapie einleiten.“ Wichtig sei es, den Patienten aus der „Stillstandsfalle“ heraus zu bekommen. „Die schmerzgeplagten Patienten neigen in der Regel dazu, sich noch weniger zu bewegen und den Rücken zu schonen, aber das verschlimmert die Lage nur“, so der Facharzt für Orthopädie, Physikalische Therapie und Rehabilitation. „Die Patienten sollten Schmerzbewältigungsstrategien erlernen und  sich wieder mehr bewegen. Dazu gibt es das moderne und sehr effektive Konzept der multimodalen Schmerztherapie, das wir im Rückenzentrum St. Georg in dieser Form und Bandbreite als Einzige in der Metropolregion für alle Altersgruppen anbieten“,  sagt Dr. Peschel. Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler arbeiten dabei gemeinsam für die Gesundung der Patienten. Zu den Ursachen der Schmerzen hat Dr. Peschel über die vielen Jahre seiner Tätigkeit als Chefarzt in der Frührehabilitation klare Erkenntnisse gewonnen: „Es sind längst nicht nur die Verschleißerscheinungen, die mit dem Alter zunehmen und je nach Ausprägung und nach Ausschöpfung aller konservativen Behandlungsstrategien auch einer Operation bedürfen. Eine ganz wichtige, zunehmende Rolle spielt bei vielen unserer Patienten die mangelnde Wertschätzung, die ihnen im Berufsleben widerfährt“, so der Leiter des Rückenzentrums der Asklepios Klinik St. Georg. „Das drückt auf die Seele – und macht sich dann zusätzlich in Form von Rückenschmerzen bemerkbar.“
 
Individuelle Therapien im Trend

Den Vorwurf, es werde zu viel operiert, weisen beide Spezialisten zurück.  Die Anzahl der  Rückenoperation in den Hamburger Asklepios Kliniken sei in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Zugenommen habe statt dessen die Vielfalt des Behandlungsangebots. „Die Patienten werden immer individueller therapiert,“ so Dr. Fritzsche. Dafür stehe auch die etablierte Qualitätssicherung bei Asklepios. „Bei uns werden konservative und operative Verfahren unabhängig gemessen. Das ist fast wie ein Register.“ Dass diese Art Qualitätssicherung ein ernstes Anliegen von Asklepios ist, zeige sich auch daran, dass die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) Asklepios-Mediziner regelmäßig als Dozenten einsetzt. In Kursen bilden sie ärztliche Kollegen weiter über die Qualität in der Rückenbehandlung. Solche Kurse sind Voraussetzung für Kliniken und Praxen, sich von der DWG zertifizieren zu lassen. 
 
Zum Hintergrund: Seriösen Schätzungen zufolge entwickeln bis zu 85 Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens Rückenschmerzen – und bei bis zu 15 Prozent der Betroffenen ist der Verlauf  chronisch. Neben dem Schmerz ist aber auch der volkswirtschaftliche Effekt enorm: Von 25, sogar 50 Milliarden Euro Folgekosten pro Jahr ist mittlerweile die Rede­ – durch  Ausgaben für Untersuchungen  und Behandlungen, vor allem aber durch Arbeitsunfähigkeit, Krankengeld und Frühberentung. Quellen: Deutscher Forschungsverbund Rückenschmerz (DFRS-Langzeitstudie, 2007);  Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, 2014; Gutachten der Bertelsmann-Stiftung und Booz & Company, 2012.
 
Ø  Terminhinweis zur Patientenveranstaltung „Rückenmedizin in Hamburg“
mit sieben Chefärzten der Asklepios Kliniken (zum Flyer):
 
„Rückenmedizin in Hamburg“
Mittwoch, 25. März 2015
17:00 bis 19:30 Uhr
Universität Hamburg, Hörsaal ESA,
Edmund-Siemers-Allee 1

Ø  Gesundheitsvideos zum Thema Rückenmedizin im Asklepios YouTube-Kanal:
 
„Behandlung von Rückenschmerzen ohne Operation“ mit Dr. Fritzsche
„Rückfälle bei Bandscheibenschäden vermeiden“ mit Dr. Köhler
„Spinalkanalstenose“ mit Dr. Köhler
„Wirbelgleiten – Spondylolisthesis“ mit Dr. Köhler
„Skoliose“ mit Prof. Niemeyer
„Skoliosebehandlungen“ mit Prof. Niemeyer
„Zweitmeinung Wirbelsäulen OP - Asklepios Expertengespräch“ mit Prof. Kehler
„Rückengesundheit“ mit Priv.-Doz. Dr. Schult
„Bandscheibenleiden“ mit Prov.-Doz. Manthei

 

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