Neue Entwicklungen im Kampf gegen den Krebs

· Neue Verfahren nehmen Tumoren die Tarnung und nutzen die Immunabwehr für den Abwehrkampf
· Personalisierte Medizin: Vorher wissen, ob die Chemotherapie helfen wird
· Onkologen der Hamburger Asklepios Kliniken forschen an der Zukunft der Krebsbehandlung

Jeder zweite Deutsche wird in seinem Leben einmal an Krebs erkranken. Diese Nachricht des Robert Koch-Instituts auf Basis der Auswertung der Krebsregister beängstigte vor ein paar Monaten viele Menschen. Zudem berichten die Medien regelmäßig über Prominente, die einem Tumorleiden erlagen. Die gute Nachricht: Die intensive Forschung an neuen Therapien gegen Krebs zeigt Erfolge. Aktuell wird eine Vielzahl neuer Ansätze erprobt, einige davon exklusiv in Hamburger Kliniken. Das berichteten heute die beiden Spezialisten Prof. Bernard Glaß und Dr. Axel Stang in einem Asklepios-Pressegespräch. Neue Antikörper verbinden Tumorzellen mit Abwehrzellen, weiße Blutkörperchen werden mit Molekülen ausgestattet, mit denen sie das gefährliche, neugebildete Gewebe erkennen und zerstören können und Immuntoxine schleusen Zellgifte gezielt in die Krebszellen.  Zugleich werden immer mehr Tests entwickelt, um bereits vor einer Chemotherapie erkennen zu können, ob der Patient überhaupt auf die Behandlung ansprechen wird.
 

„Wir stehen erst am Anfang, aber wir können bereits heute zehn bis 20 Prozent der Patienten ganz individuell und gezielt behandeln“, sagte Dr. Stang. Der Ärztliche Direktor und Chefarzt der  Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Asklepios Klinik Barmbek gehört zu den wenigen Onkologen (Krebsspezialisten), welche die individualisierte Krebstherapie, auch personalisierte Medizin genannt, schon anwenden. Seine Abteilung erprobt derzeit in Zusammenarbeit mit zwei renommierten Instituten zwei diagnostische Tests. „Es gibt prognostische Tests, mit denen man anhand der Genetik die Wahrscheinlichkeit für den Rückfall einer Krebserkrankung feststellen kann“, so Dr. Stang. Weiterhin gibt es prädiktive Tests, mit denen wir ein individuelles Profil des Patienten erstellen können, um zu wissen, welche Behandlung für ihn die Beste ist. Damit erhöhen wir die Präzision der medikamentösen Therapie“, sagt Dr. Stang, der schon viele Krebspatienten mit dieser individualisierten Therapie erfolgreich behandelt hat.
 
Anfangs werden veränderte, mutierte Zellen vom Immunsystem zerstört – aber nur so lange es sie als fremd erkennt. Viele Tumore gaukeln ihm aber vor, normales, körpereigenes Gewebe zu sein. „Mit sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren können wir diese Toleranz durch das Immunsystem überwinden, die Krebszellen gleichsam enttarnen“, erklärte Prof. Bernard Glaß eines der neuen Verfahren. Ein weiterer Ansatz sind sogenannte „bispezifische Antikörper“, die an der Tumorzelle andocken und zugleich an Abwehrzellen, wie der Sektionsleiter Stammzelltransplantation und Leiter der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg ausführte. Auf diese Weise werden die Abwehrzellen regelrecht zum Tumor geführt. Neu ist auch der Ansatz, spezielle Immuntoxine zu nutzen, also Antikörper, die so weiterentwickelt wurden, dass sie in die Tumorzellen geschleust werden und dort eine „giftige Wirkung“ entfalten. Auch Prof. Glaß erforscht neue Wirkstoffe aus diesem Bereich. Seine Abteilung ist damit eines von nur zwei Zentren in Hamburg, die diese Wirkstoffe erforschen. Vor kurzem wurde seine Spezialstation für Leukämie und Stammzelltransplantation neu eröffnet. Dort herrschen besondere hygienische Bedingungen, um die oft abwehrgeschwächten Patienten vor Ansteckungen zu schützen und sie ist durch die Ausstattung entsprechend einer Intensivstation zur Durchführung anspruchsvoller Therapien und früher klinischer Studien besonders geeignet. Die Klinik führt z.B. jede Woche drei bis vier Stammzelltransplantationen durch.


Besonders wirksame Verfahren können ganz eigene Nebenwirkungen entfalten

Die klassische Chemotherapie entfaltet nicht nur Wirkungen auf Tumorzellen, sondern auch Nebenwirkungen an normalen Körperzellen. Die neuen Therapien treffen gezielt die Tumorzellen oder das Immunsystem. Sie können so wirkungsvoll sein, dass die Zerstörung der Tumorzellen den Körper mit Abfallprodukten überschwemmt. Daher sollten die modernen Therapien nur durch Spezialisten und in spezialisierten Abteilungen durchgeführt werden, sagte Dr. Stang.


Videointerview zum Thema

Dr. Axel Stang, Ärztliche Direktor und Chefarzt Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Asklepios Klinik Barmbek, erklärt im Videointerview die interdisziplinäre Tumorbehandlung: https://www.youtube.com/watch?v=UMdjyJtKZW4
 

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