Vom Kino in den OP-Saal: Mediziner mit 3D-Brille
Ärzte der Asklepios Klinik Weißenfels (Sachsen-Anhalt) leisten mit der dreidimensionalen Endoskopie bei Schlüsselloch-Operationen Pionierarbeit
Nach Kino und TV erobert die 3D-Technik jetzt auch die Medizin – und die Asklepios Klinik Weißenfels in Sachsen-Anhalt ist die erste Klinik im Asklepios Konzern und zugleich eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland überhaupt, das die innovative Technik einsetzt. Seit wenigen Wochen können Dr. Hans-Jörg Scholz, Chefarzt der Urologie und sein Team nicht nur per Schlüssellochtechnik (Laparaskopie) Blase und Niere untersuchen und behandeln, sondern sie sehen auch alle Details dreidimensional.
Die minimalinvasive Chirurgie, oft auch Schlüssellochchirurgie genannt, hat sehr viele Operationen schonender gemacht. Denn statt großer Schnitte mit entsprechenden Wundflächen, die wieder zuheilen müssen, sind nur wenige, kleine Öffnungen notwendig, durch die dann eine Kamera und feine Instrumente ins Körperinnere geschoben werden. Auf einem Bildschirm sieht der Chirurg das Operationsgebiet vergrößert dargestellt. Wie beim Fernsehen hat die HD-Technik („High Definition“) mit ihrer höheren Auflösung schon zu einer viel präziseren Wiedergabe geführt. Die bessere Sicht für den Mediziner bedeutet gleichzeitig mehr Sicherheit für den Patienten.
„Die 3D-Technik ist ein Quantensprung in der Darstellung des Operationsgebiets, der den Qualitätsgewinn durch die Einführung der HD-Technologie noch übersteigt“, sagt Dr. Hans-Jörg Scholz, der zugleich Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Weißenfels ist. „Die 3D-Technologie wird die bisherige zweidimensionale Visualisierung in den nächsten Jahren vollständig ablösen.“ Seit zwei Jahren hat Scholz das innovative Verfahren bei etwa 20 Patienten getestet. Ende Januar wurde es fest in Betrieb genommen und bei weiteren zehn Patienten angewandt, bei denen z. B. eine Niere ganz oder teilweise entfernt werden musste. Der Urologe schätzt vor allem die bessere Tiefenorientierung durch die dreidimensionale Darstellung. Als Folge ist das Arbeiten exakter, das Operieren gelingt schneller und das Nähen ist vereinfacht. Besonders hilfreich ist das neue Verfahren auch für die Ausbildung der Nachwuchsmediziner. Denn mit der besseren Darstellung lässt sich die Laparaskopie (Bauchspiegelung) leichter erlernen.
Vom Kino in den Operationssaal
Erste Versuche mit 3D-Technik für diese Verfahren gab es bereits vor mehr als zehn Jahren, aber die Verfahren waren damals noch nicht ausgereift und haben sich daher nicht durchgesetzt. Die Weiterentwicklung der 3D-Technik für Kino und Fernsehen hat dann aber auch zu einem Innovationsschub bei der Video-Endoskopie in der Medizin geführt. Ebenso wie 3D-Betrachter im Kino und bei TV-Geräten trägt der Chirurg eine Polarisationsbrille. Komplexe dreidimensionale Tätigkeiten wie Fäden im Körperinnern zu verknoten lassen sich auf diese Weise sehr viel einfacher und präziser durchführen. Ob auch weitere Vorteile mit dem Verfahren verbunden sind, etwa eine Verkürzung der Operationszeit oder die Verringerung von Komplikationen, muss erst in wissenschaftlichen Studien geprüft werden.
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