Lungenärzte am Asklepios Klinikum Harburg sind Pioniere bei neuer Technik

Schon 1000 Gewebeproben mit Vereisungssonde entnommen

Das Thoraxzentrum am Asklepios Klinikum Harburg feierte jetzt ein ungewöhnliches Jubiläum: Die 51 Ärzte führten zum 1.000 Mal eine Gewebeentnahme aus der Lunge minimalinvasiv-endoskopisch (per Atemwegsspiegelung) mit Vereisung durch. Meist werden die Gewebeproben („Biopsien“) im Rahmen einer Spiegelung der Luftwege mit einer Zange entnommen. Das beeinträchtigt die Qualität der Proben. Indem die Lungenspezialisten in Harburg ihre Sonde auf bis zu minus 90 Grad kühlen wird das Gewebe wie schockgefroren. Es lässt sich dann viel besser untersuchen - und das wiederum führt zu einer präziseren Diagnosestellung. Die Lungenärzte in Harburg sind Pioniere der Vereisungstechnik: Sie arbeiten bereits seit 2007 damit.

„Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, die Patienten so schonend wie möglich zu behandeln. Die Arbeit mit der Kälte und der Kryosonde spielt dabei eine wichtige Rolle“, sagt Dr. Stefan Meierling, Chefarzt der Thoraxchirurgie. Denn die Kälte hilft nicht nur besonders gute und aussagekräftige Gewebeproben zu entnehmen und macht dadurch viele diagnostische Eingriffe überflüssig. Sie wird auch zur Behandlung von Tumoren der Atemwege eingesetzt. Geschwülste können punktgenau abgetragen werden. Bei dem Verfahren bringen die Spezialisten für Lungen- und Brustkorberkrankungen („Thoraxzentrum“) die Sonde an die zu untersuchende Stelle, schieben die Spitze in das Gewebe und kühlen sie dann herab. Dadurch friert es an der Spitze fest, bleibt unversehrt und die Größe kann über die Dauer des Kühlens genau justiert werden. All das gelingt bei dem üblichen Verfahren mit einer Zange nicht. Weil das Gewebe dadurch oft gequetscht wird, lässt es sich manchmal nur eingeschränkt beurteilen und oft ist sogar eine weitere Entnahme mittels Brustkorbspiegelung erforderlich. Das passiert bei der Technik in Harburg nicht.

„Durch die 1000 Untersuchungen haben wir viel Erfahrung mit der neuen Methode. Sie ist praktisch ein Routineeingriff“, sagt Privatdozent Dr. Gunther Wiest, Chefarzt der Lungenabteilung. „Wie bei der Spiegelung genügt eine geringe Betäubung, bei der der Patient schläft. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Vorteilhaft ist auch, dass wir mit der Kryotechnik Stellen untersuchen können, die wir mit der Zange oder der chirurgischen Technik nicht erreichen, “ so Priv.-Doz. Dr. Wiest. Außerdem kann die Diagnose so oft auch schneller gestellt werden. Offenbar hat sich das unter Patienten bereits rumgesprochen, denn sie kommen nicht nur aus Harburg und Hamburg, sondern nehmen auch weite Wege auf sich, um im Thoraxzentrum südlich der Elbe untersucht zu werden.

Harburger Lungenärzte haben die Kältetechnik eingeführt

Die Ärzte der Lungenabteilung waren Pioniere bei der Einführung dieser Technik in Deutschland. Bereits 2007 wurde sie in Harburg erstmals angewandt. Die Lungenabteilung hat die wissenschaftliche Entwicklung in Deutschland mit vorangetrieben. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass sich durch die Zangenbiopsien meist nur Proben mit einem Durchmesser von 2 – 4 mm gewinnen lassen. Bei den mit Kälte gewonnenen liegt der Durchmesser zwischen 5 und 10 mm (Abb. 3). Durch die wesentlich größeren, nicht gequetschten Proben kann sehr oft die Diagnose schon genau gestellt werden. Im Lauf der Jahre ist in Harburg so die Anzahl von operativen Eingriffen um bei unklaren Befunden die Diagnose festzustellen, stark zurückgegangen. Zuletzt hat die Lungenabteilung an der nationalen Studie zur Beurteilung der Kryobiopsie im Vergleich mit der Zangenbiopsie bei interstitiellen Lungenerkrankungen zusammen mit den Zentren in Heidelberg, Berlin, Tübingen, München und Stuttgart teilgenommen. Die Daten werden gerade ausgewertet.

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