Herzklappen-Eingriff: Neues Verfahren für bislang inoperable Patienten
Kardiologen der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg behandeln als erste deutsche Klinik schonend per Katheter
Die kardiologische Abteilung der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck ist eines von weltweit nur einer Handvoll Zentren, die ein neues Verfahren zur Therapie einer Mitralklappeninsuffizienz (Herzklappenfehler) mit einem Katheter von der Leiste anwenden. Diese Technik basiert auf der herzchirurgischen Standardtherapie, bei der ein Ring im Bereich der Mitralklappe eingesetzt wird, damit die Klappe wieder richtig schließen kann. Mit dieser neuen Therapieform steht nun eine alternative Methode zur bisher durchgeführten MitraClip-Therapie zur Verfügung. Mit diesen beiden Verfahren kann Patienten, die ein hohes herzchirurgisches Operationsrisiko haben, geholfen werden.
„Dieses Verfahren ist so schonend, dass die Patienten danach noch nicht einmal auf die Intensivstation kommen müssen“, sagt Professor Dr. Karl-Heinz Kuck, Chefarzt der Kardiologischen Klinik der Asklepios Klinik St. Georg. Prof. Kuck hat bisher vier Patienten erfolgreich damit behandelt – eine Operation wäre in allen Fällen sehr riskant gewesen und kam daher nicht in Frage. Die Mitralklappe ist eine von vier Herzklappen des Herzens. Diese Herzklappe befindet sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Sie besteht aus zwei Segeln. Zur „Mitralklappeninsuffizienz“ (Undichtigkeit der Herzklappe) kommt es unter anderem, wenn sich das Herz deutlich vergrößert oder erweitert. Durch die Vergrößerung der Herzkammer kommt es zu einer Erweiterung des Mitralklappenringes. Hierdurch können die beiden Segel der Mitralklappe nicht mehr aneinander schlagen. Der Ventileffekt geht so teilweise verloren. Wenn die linke Kammer pumpt, fließt Blut nicht nur in den Körper, sondern auch zurück in den linken Vorhof und staut sich in der Lunge. Das Herz arbeitet mühsam und ineffektiv. Die Patienten leiden meist unter Luftnot und sind körperlich kaum belastbar.
„Die bisherige Therapieoption der Mitralklappeninsuffizienz bei Hochrisikopatienten bestand in der Implantation eines Clips, womit beide Segel gefasst werden. Auch mit dieser Therapieform haben wir in unserer Klinik bei bereits über 400 Patienten gute Ergebnisse erzielen können. Wir können mit dem neuen Verfahren jedoch wie in der Herzchirurgie einen Ring um die Klappe herum legen und mit ihm die Öffnung enger ziehen, bis die Klappe wieder richtig schließt“, erklärt Prof. Kuck.
Schonender Eingriff ohne Herz-Lungen-Maschine
Obwohl das Ergebnis genauso gut ist wie nach einer offenen Operation, ist die Kathetermethode, bei der die Kardiologen einen dünnen Katheter über eine Vene in der Leiste bis zum Herz schieben, um dann dort zu operieren, viel schonender. Denn es entfällt die Öffnung des Brustkorbes und das Herz kann während des gesamten Eingriffs weiterschlagen. Der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine ist nicht erforderlich. Dazu kommt das geringere Risiko für Infektionen, weil fast keine Wundfläche entsteht. Bei der offenen Operation sieht man erst nach Abschluss wie erfolgreich sie war, während bei der Kathetertechnik per Ultraschall noch während des Eingriffs zu sehen ist, ob noch ein Rückstrom des Blutes erfolgt. So sind Korrekturen noch vor Abschluss der Behandlung möglich.
Jeder Zehnte über 75 Jahren betroffen
Zunächst sind diese Verfahren den herzkranken Patienten vorbehalten, die für eine Operation aufgrund von Alter, Allgemeinzustand oder weiteren Erkrankungen nicht in Frage kommen. Patienten ohne relevante Begleiterkrankungen sollten vorerst weiter herzchirurgisch operiert werden, sagt Prof. Kuck. Zur Mitralklappeninsuffizienz kommt es als Folge von unterschiedlichen Herzerkrankungen. So kann eine Gefäßverkalkung der Herzkranzgefäße ebenso wie eine Entzündung des Herzmuskels zur Erweiterung und Überdehnung der linken Herzkammer führen. Die Öffnung zwischen linkem Vorhof, in den das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lunge fließt und linker Herzkammer wird ebenso überdehnt. Nur die Mitralklappe, wegen ihres Aussehens nach der Bischofsmütze (Mitra) benannt, verändert sich nicht und wird so „undicht“, weil sie zu klein geworden ist. Wenn man einen beweglichen Ring um die Öffnung legt (Anuloplastie) und befestigt, kann man ihn zuziehen wie bei einer Hose mit Gummizug, bis die Öffnung klein genug geworden ist und wieder von der Klappe geschlossen werden kann.
In der Asklepios Klinik St. Georg hat Prof. Kuck mit seinem Team seit September 2013 das neue Verfahren bereits vier Mal angewandt. An einer Mitralklappeninsuffizienz leidet in Deutschland etwa jeder Zehnte der über 75-Jährigen. Die Folge einer Mitralklappeninsuffizienz ist oft eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Aktuelle Daten zeigen, dass bei zwei von drei Patienten mit mittel- bis hochgradiger Mitralklappeninsuffizienz nach fünf Jahren eine Herzschwäche eintritt (Herzinsuffizienzsymptomatik). Dazu kommt, dass eine mittel- bis hochgradige Mitralklappeninsuffizienz mit einer erhöhten Sterblichkeit (Mortalität) einhergeht. Unbehandelt leben nach fünf Jahren nur noch von 40 Prozent der Betroffenen.
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