Geriatrie ist die Medizin der Zukunft – und zugleich eine Herausforderung für alle Kliniken
- Asklepios Kliniken Hamburg stellen 5 Prozent mehr Betten für Altersmedizin bereit
- Deutschlands größte Geriatrie in der Asklepios Klinik Wandsbek seit kurzem mit Neurogeriatrie
- Zertifiziertes Zentrum der Asklepios Klinik Nord versorgt ältere Menschen nach Verletzungen
Die steigende Lebenserwartung macht sich zunehmend auch in Deutschlands Krankenhäusern bemerkbar. Sie müssen sich darauf einstellen, dass in 15 Jahren bereits zwei Drittel der Patienten über 60 Jahre alt sein werden. Jetzt sind es etwa die Hälfte. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre wird sich von vier Millionen im Jahre 2009 auf zehn Millionen im Jahr 2030 mehr als verdoppeln. Damit steigt auch der Bedarf für geriatrische Behandlungsangebote. Darauf stellen sich die Asklepios Kliniken in Hamburg seit Jahren ein. Von den sieben Hamburger Asklepios Kliniken haben vier eine Geriatrie (Harburg, Nord, Wandsbek, Westklinikum) mit zusammen 368 Betten, von denen 18 oder rund 5 Prozent vor kurzem hinzukamen. In Wandsbek betreibt Asklepios die größte geriatrische Abteilung Deutschlands, die ihr Angebot vor wenigen Monaten um das Fachgebiet Neurogeriatrie erweitert hat. „Entscheidend ist die fach- und klinikübergreifende Zusammenarbeit“, sagte Privatdozent Dr. Lars Marquardt, Chefarzt der Neurologie und Neurogeriatrie der Asklepios Klinik Wandsbek. „Die Altersmedizin ist die Medizin der Zukunft – auch im Alter sollen die Patienten die bestmögliche und notwendige medizinische Versorgung bekommen. Unser Ziel ist es, die Menschen im Alter mobil und unabhängig zu halten und eine Pflege möglichst zu vermeiden “, ergänzte Dr. Peter Flesch, Chefarzt der Geriatrie der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, heute in Hamburg vor Journalisten.
„Die Geriatrie ist eine Schnittstelle, in der die Kompetenzen verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammenkommen und zum Wohle des Patienten gebündelt werden müssen“, sagt Chefarzt Dr. Peter Flesch. „So haben wir das Alterstraumatologische Zentrum in unserer Klinik eingeführt, das als erstes in Deutschland zertifiziert wurde.“ Hat sich ein älterer Patient verletzt, wie zum Beispiel mit dem gefürchteten Schenkelhalsbruch, dann wird er vom Unfallchirurgen behandelt und zugleich von einem Geriater – ohne die Station zu verlassen. Gerade die veränderte Physiologie im Alter mit oftmals mehreren Erkrankungen zugleich und Behandlungen mit zahlreichen Medikamenten, die manchmal auch Wechselwirkungen entfalten können, sind enorme Herausforderungen. Aber auch die unfallchirurgische Versorgung hat ihre eigenen Tücken, gerade bei Hochbetagten. Flesch ist davon überzeugt, dass solchen interdisziplinären Konzepten die Zukunft gehört. Bisher ist seine Klinik allerdings Vorreiter, denn sie gehört zu den wenigen, die als „Alterstraumatologisches Zentrum“ zertifiziert wurden.
Auch für Privatdozent Dr. Lars Marquardt ist die Zusammenarbeit verschiedender Fachrichtungen entscheidend: „In Wandsbek haben wir eine der größten Geriatrien Deutschlands, deren Angebot ergänzen wir mit der Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Anfallsleiden und vor allem Schlaganfällen.“ Auf Marquardts Abteilung für Neurogeriatrie, die erst vor kurzem eingerichtet wurde, ist im Vergleich zu einer konventionellen Neurologie mehr Zeit und Ruhe bei der Diagnostik und Behandlung. Auch wird bei Bedarf auch die häusliche Versorgung überprüft und ggf. Alternativen gesucht. Da die Behandlung auch Rehamaßnahmen umfasst, die bei Schlaganfällen schon am Folgetag begonnen werden, sieht Marquardt die neurogeriatrische Abteilung als einen ganzheitlichen Ansatz.
Wie komplex die Behandlung älterer Menschen sein kann, zeigt sich an einfachen Beispielen. Wenn ein Patient wegen Herzinfarkt oder Schlaganfall den Aspirin-Wirkstoff Acetylsalicylsäure erhält, steigt das Risiko einer Magenblutung gegenüber jüngeren Menschen immens an. Erhält der Patient dann noch ein Präparat, das die Magenschleimhaut schützt, müssen dessen unerwünschte Effekte und mögliche Wechselwirkungen bedacht werden. Und oftmals gilt es auch den Patienten selbst und seine Angehörigen zu überzeugen, warum plötzlich mehrere neue Medikamente notwendig sind.
Hintergrund
Zum Teil ist der demografische Wandel in den Hamburger Asklepios Kliniken schon festzustellen. So lag der Anteil der Patienten, die mindestens 70 Jahre alt waren, in den Hamburger Asklepios Kliniken 2008 noch bei 33 Prozent. Innerhalb von nur fünf Jahren stieg diese Quote auf fast 40 Prozent. Die Zahl der Krankenhausfälle je 1000 Einwohner ist laut Statistischem Bundesamt eng mit dem Alter verknüpft: Kommen auf die Altersgruppe zwischen 50 und 60 200 Klinikbehandlungen pro Jahr, sind es im Alter zwischen 80 und 90 sogar 600. Bei Männern ist dieser Anstieg noch steiler als bei Frauen. Der Grund: Frauen stellen im hohen Lebensalter die Mehrheit der Patienten, weil viele Männer im Schnitt früher versterben. Stürze stellen dabei ein besonders hohes Risiko für ältere Menschen dar. Schätzungen zufolge stürzt etwa ein Drittel aller über 65-Jährigen und sogar jeder zweite 80-Jährige mindestens einmal pro Jahr. Eine typische und besonders bedrohliche Gefahr sind Schenkelhalsfrakturen. Schätzungsweise 160.000 Menschen erleiden jährlich einen solchen Bruch, vor allem Frauen, mit steigender Tendenz. Nach einer solchen Fraktur sind die Patienten oft pflegebedürftig, leiden an psychischen Erkrankungen oder versterben. Letzteres trifft nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie für jeden dritten bis vierten Patienten über 85 Jahre mit hüftgelenksnaher Fraktur innerhalb eines Jahres zu. Entsprechend wichtig ist eine rechtzeitige und kompetente Diagnostik und Therapie.
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