Europäischer Antibiotikatag: Aufklärung über optimalen Einsatz und Resistenzgefahr

• Antibiotika nur gezielt einsetzen
• Immer mehr Patienten kommen mit resistenten Erregern in die Klinik
• Neue Infektionsprophylaxe bei Operationen


Die Einführung der lebensrettenden Antibiotika gehört zu den bedeutendsten Entwicklungen in der Medizingeschichte. Unbedacht eingesetzt, kann dieses wichtigste Medikament gegen Krankheitserreger allerdings wirkungslos werden. Der diesjährige Europäische Antibiotikatag stellt daher die Gefahren der Antibiotikaresistenz in den Mittelpunkt der Kampagne. Auch in den Asklepios Kliniken in Hamburg wird heute über den sinnvollen Einsatz von Antibiotika aufgeklärt. Die Vermeidung von Infektionen hat in den Kliniken höchste Priorität. In mehreren Asklepios Kliniken werden die Patienten vor Operationen antiseptisch gewaschen und der Nasenvorhof desinfiziert. In der Asklepios Klinik St. Georg läuft dazu ein Projekt „Infektionsprophylaxe vor und bei operativen Eingriffen.“ Bei Kreuzbandplastiken wird das Transplantat eineinhalb Minuten antibiotisch präpariert. Mit diesem Verfahren, das die Chirurgen seit knapp einem Jahr anwenden, ist es zu keiner Infektion mehr gekommen – normal ist eine Infektionsrate von 0,5 bis 1 Prozent.
 

„Viel hilft nicht viel“, warnt Dr. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin des Asklepios-Großlabors Medilys. „Je häufiger diese Medikamente ungezielt eingesetzt werden, desto häufiger kommt es zur Resistenzbildung. Daher folgen die Hamburger Asklepios Kliniken konsequent den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und den Leitlinien von Fachgesellschaften und setzen Antibiotika in den Kliniken bei bakteriellen Infektionen und wenn möglich nach mikrobiologischer Testung des Erregers ein “, so die Hygienespezialistin.

 

Das Screening von Risikopatienten auf multiresistente Erreger, das in den Asklepios Kliniken routinemäßig durchgeführt wird, zeigt auch einen weiteren Trend auf: Immer öfter wird bei Patienten schon bei der Aufnahme in die Klinik ein resistenter Erreger wie z. B. der Methicillin resistente Staphylococcus aureus (MRSA) nachgewiesen. Gerade Infektionen mit Erregern, die gegen mehrere Antibiotika bereits resistent sind, lassen sich immer schlechter behandeln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fürchtet schon eine „postantibiotische Ära“, in der Infektionen kaum noch erfolgreich therapiert werden können. „Jeder kann etwas dazu beitragen, dass es nicht dazu kommt“, erklärt Dr. Huggett. „Man sollte bei banalen Infekten wie einer Erkältung, die meist durch Viren verursacht werden, kein Antibiotikum einnehmen. Falls möglich, sollte immer auch eine Untersuchung des Erregers im Labor erfolgen, damit ggf. die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika festgestellt werden kann.“ Auch in der Landwirtschaft sollten diese Medikamente sparsam eingesetzt werden, so Dr. Huggett. Die Hamburger Asklepios Kliniken verfolgen und dokumentieren bereits seit mehr als zehn Jahren das Auftreten resistenter Erreger. „Daher wissen wir auch, dass inzwischen über 80 % dieser Besiedlungen schon bei der Aufnahme der Patienten besteht“, erklärt Dr. Huggett.

 

Wegweisende Infektionsprophylaxe in der Asklepios Klinik St. Georg

Einen neuen Ansatz zur Vermeidung von Infektionen bei operativen Eingriffen verfolgen mehrere Asklepios Kliniken in Hamburg, darunter das Asklepios Klinikum Harburg und die Asklepios Klinik St Georg: Vor geplanten Operationen erhalten die Patienten ein spezielles antiseptisches Waschset zur Anwendung zu Hause. Noch einen Schritt weiter geht die Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Asklepios Klinik St. Georg. Wenn ein zerstörtes Kreuzband wiederhergestellt werden soll, wird das Transplantat ebenfalls vor dem Einsetzen präpariert, in dem die Chirurgen es für 90 Sekunden in eine mit Antibiotika getränkte Kompresse einlegen. „Wir machen das seit fast einem Jahr und haben bisher keinen einzigen Infekt“, erklärt Prof. Karl-Heinz Frosch, Chefarzt Abteilung Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. „Ohne dieses Verfahren liegt die Infektionsrate bei 0,5 bis 1 Prozent.“

 

 

In diesem Videointerview erklärt Dr. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin des Asklepios-Großlabors Medilys, das Thema Antibiotikaresistenzen.

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