Eingriffe an Verdauungsorganen selbst bei Krebs immer schonender

- Oft genügt schon die Endoskopie
- Darmoperationen meist ohne Bauchschnitt und künstlichen Ausgang

Selbst bei Krebserkrankungen kann nach Meinung von Experten der Asklepios Kliniken Hamburg heute immer schonender behandelt werden. So können bösartige Speiseröhren- und Magentumore im Frühstadium oft endoskopisch erfolgreich behandelt werden, sagt Privatdozent Dr. Siegbert Faiss von der Asklepios Klinik Barmbek. Ebenso lassen sich Tumorvorstufen und kleine Tumore des Darms per „Spiegelung“ entfernen. Aber auch wenn es chirurgisch zur Sache geht, werden die Methoden immer schonender: Prof. Dr. Carolin Tonus, Chefärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Asklepios Klinik Nord – Heidberg operiert Tumore des Darms wenn immer es geht minimalinvasiv oder über den natürlichen Zugang des Anus. Einig sind sich die Experten, dass die frühe Erkennung - v.a. durch Vorsorgeuntersuchungen - ganz entscheidend für die Heilungsaussichten ist.
 

"Eine der größten Ängste unserer Patienten ist die vor dem Anus praeter, einem künstlichen Darmausgang“, sagt Prof. Tonus. „Mit unseren modernen Operationsverfahren brauchen wir diesen immer seltener.“ Das schonende Operieren nützt allen Beteiligten: Der Patient ist nach einer Woche spätestens wieder auf den Beinen, bei einer klassischen, offenen Operation mit Bauchschnitt dauert das mindestens 14 Tage. Auch Infektionen sind durch die geringere Wundfläche seltener. Prof. Tonus, die sich auf Darm- und Enddarmchirurgie spezialisiert hat, betreibt „Chirurgie mit Herz“: „Mir ist es wichtig, dass die Patienten und auch ihre Angehörigen bzw. ihr soziales Umfeld genau wissen, was wir machen. Die Zeit, die ich mir für ein ausführliches Gespräch am Anfang nehme, ist gut investiert. Denn es gibt später weniger Fragen und vor allem keine Missverständnisse.“ Eine der Maßnahmen ihrer einfühlsamen Chirurgie sind die Anrufe bei den Angehörigen sofort nach Abschluss der Operation. Aber auch die von ihr eingeführten Angehörigenvisiten verstärken das Vertrauen: An bestimmten Tagen darf der Patient zur Visite nahestehende Personen einladen, weil vier, sechs oder acht Ohren mehr hören als zwei. Dafür fehlt dann der sonst auf Visiten übliche „Tross“ von Ärzten und Pflegepersonal; sogar die Bettnachbarn werden für die Angehörigenvisite – wenn möglich - vor die Tür gebeten. So schafft die von Frau Prof. Tonus strukturierte Spezialstation ein möglichst persönliches und geschütztes Gesprächs­umfeld.
 
„Die Endoskopie ist nicht nur eine Untersuchungstechnik, sondern dient immer häufiger der sofortigen Behandlung“, sagte Privatdozent Dr. Siegbert Faiss, Chefarzt der Gastroenterologie und Interventionellen Endoskopie der Asklepios Klinik Barmbek. Gerade bei frühen bösartigen Tumoren oder Darmpolypen, die sich später zu Krebs entwickeln, kann PD Dr. Faiss endoskopisch Diagnose und Behandlung in einer Sitzung durchführen. „Hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Unsere Möglichkeiten sind immer besser geworden.“ Angst vor der Untersuchung braucht auch niemand zu haben, denn mit modernen Medikamenten „verschlafen“ die Patienten die Spiegelung. Dank seiner Initiative, gemeinsam mit zwei weiteren Hamburger Ärzten, wird Hamburg einmal im Jahr zur Endoskopie-Metropole der Welt. Dann kommen über 2000 Mediziner aus aller Welt, um sich neue Verfahren demonstrieren zu lassen oder endoskopischen Eingriffen per Live-Übertragung beizuwohnen. In diesem Jahr trifft sich der „EndoClubNord 2015“ am 6. und 7. November. www.endoclubnord.com
 
Eine vergleichbare Veranstaltung der schneidenden Zunft ist das ebenfalls jährlich in Hamburg stattfindende MIC-Symposium. Hierbei handelt sich um einen Kongress zum Thema der minimal-invasiven Chirurgie - auch bei großen Baucheingriffen (13. und 14. November. www.hamburger-mic-symposium.de). Spannende Live-Operationen stehen im Mittelpunkt des Programms. Die Abteilung von Frau Professor Tonus ist eine der vier gastgebenden Kliniken in der Hansestadt.
 
Es gibt einen ganz einfachen Grundsatz in der Tumorbehandlung, den Prof. Tonus und Dr. Faiss gleichermaßen hervorheben: Je früher die Krankheit entdeckt wird, desto schonender die Behandlung und desto besser die Heilungschancen. Daher empfehlen beide unbedingt die von den Krankenkassen finanzierten Vorsorgeuntersuchungen ab dem 50. Lebensjahr wahrzunehmen. Bei Patienten, deren Angehörige z.B. an einem Darmtumor litten, ist die endoskopische Untersuchung schon viel früher sinnvoll.
 

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