Chancen und Risiken von Hüftprothesen

Orthopäden der Hamburger Asklepios Kliniken im Pressegespräch

Zwar ist ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen in Deutschland längst ein Routineeingriff, aber wenn eine solche Hüftendoprothese gewechselt werden muss, bedurfte es bislang einer größeren, belastenden Operation. Hier hat das Asklepios Westklinikum Hamburg ein neues Verfahren entwickelt, das deutlich schonender ist. Dabei verwenden die Orthopäden die Pfanne der alten Prothese weiter und benutzen sie als Lager für die neue Gelenkpfanne. „So können wir auch Patienten helfen, die spezielle, in den letzten Jahren eingesetzte Prothesen erhielten, bei denen es zu der seltenen Komplikation Metallabrieb und in der Folge zu einer Vergiftungserscheinung gekommen ist“, sagte Dr. Wanja Wenk, Oberarzt der Orthopädie im Asklepios Westklinikum heute in Hamburg vor Journalisten. Auch Dr. Roel van der Most, Fachbereichsleiter Orthopädie und Leiter Endoprothetik und Hüfterkrankungen der Asklepios Klinik St. Georg, verfolgt einen besonderen Ansatz. Er will die Beweglichkeit und Fitness der betroffenen Patienten mit ihrem neuen Hüftgelenk verbessern. Bislang war das Aufgabe der Rehabilitation, die nach der Operation durchgeführt wurde. Für Dr. van der Most zu spät – er lässt die Patienten schon vor dem Eingriff ein Therapieprogramm mit Bewegungsübungen durchlaufen, damit sie danach umso besser auf den Beinen sind.
 

„Viele Patienten, die zur Operation kommen, sind in ihrer Mobilität stark eingeschränkt und ich fand, das ist keine gute Voraussetzung, um mit dem neuen Hüftgelenk später gut zu Fuß zu sein“, sagte van der Most. In der Regel müssen die Patienten dann in der Rehabilitation intensiv üben, um die vorher zum Beispiel durch eine Arthrose bestehenden chronischen Einschränkungen zu überwinden. „Wir lassen die Patienten bereits vorher intensiv arbeiten, um die Ausgangssituation zu verbessern“, sagte van der Most. Er nennt sein Konzept daher auch Prehabilitation, also wie eine Rehabilitation, die aber bereits vorher stattfindet. Der Orthopäde ist fest von seinem Ansatz überzeugt, daher läuft auch eine wissenschaftliche Studie, die den Erfolg belegen soll. Die bisherigen Erfahrungen sind ausgesprochen ermutigend. In einzelnen Fällen hat die Prehabilitation sogar so gut geklappt, dass die Operation zurückgestellt werden konnte.

 
Hatte früher der typische Patient für ein künstliches Hüftgelenk in der Regel die 70 überschritten, erhalten aber auch manche jüngere Menschen eine Endoprothese, z.B. wenn der Hüftkopf abgestorben ist oder nach schweren Unfällen. 90 Prozent der künstlichen Gelenke halten etwa 15 Jahre, viele auch 20 Jahre oder länger. „Trotz dieser hervorragenden Langzeitergebnisse gibt es Situationen, in denen die Prothese gewechselt werden muss“, sagte Dr. Wenk. In den letzten Jahren wurden oft auch so genannte Oberflächenersatzendoprothesen eingesetzt, bei denen es zum Metallabrieb kommen kann. Das geschieht zwar zum Glück nur selten, so Dr. Wenk, aber wenn es passiert, kann der Abrieb sich über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreiten und schleichende Vergiftungserscheinungen auslösen. Bisher konnte man den Betroffenen nur mit einer großen, belastenden Operation helfen, bei der die gesamte Endoprothese ausgetauscht werden musste. „Wir haben eine Technik entwickelt, mit der man einen Teil der Prothese weiter nutzen kann, ohne dass es zu weiterem Metallabrieb kommt“, so Dr. Wenk. „Das ist weitaus schonender, denn je mehr man hier tauschen muss, desto mehr Knochensubstanz kann beeinträchtigt oder verloren werden.“ Zwar ist diese Prothesenform inzwischen nicht mehr auf dem Markt, aber etwa 20.000 Menschen bundesweit sind noch damit versorgt.

 

Die veränderte Altersstruktur der Patienten und die Tatsache, dass sich heute viele Patienten mehr bewegen, stellt höhere Anforderungen an die Prothese. Denn bei Sportarten wie Joggen wirkt das Fünffache des Körpergewichts auf das Hüftgelenk, beim Stolpern das Achtfache.


 
Videointerviews zum Thema

 

Prehabilitation bei Hüftendoprothesen“:
Dr. Roel van der Most, Fachbereichsleiter Orthopädie und Leiter Endoprothetik und Hüfterkrankungen der Asklepios Klinik St. Georg (Hamburg), erläutert sein Konzept der Prehabilitation, bei dem die Patienten schon vor der Operation ein umfangreiches Übungsprogramm absolvieren, um die Ergebnisse der Operation zu verbessern.

 

Hüftgelenkersatz“:
Prof. Dr. Christian Flamme, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie der Asklepios Klinikums Harburg (Hamburg) erklärt, wann ein künstliches Hüftgelenk notwendig ist und warum immer mehr jüngere Menschen damit versorgt werden.

 

Endoprothetik und Sportverletzungen“:
Prof. Dr. Christian Flamme, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie des Asklepios Klinikums Harburg (Hamburg), spricht über die Möglichkeit und Notwendigkeit und auch den Zeitpunkt, wann der Patient wieder mit der Ausübung von Sport beginnen kann.

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