Herzchirurgen des Asklepios Klinikum Harburg verschließen „Herzohr“ von außen minimal invasiv

· Verfahren bisher selten angewandt
· Herzrhythmusstörungen aus dem Bereich des Herzohres werden bei dieser Methode gleich mitbehandelt
· Im Herzohr bilden sich bei Vorhofflimmern gefährliche Gerinnsel
· Jeder dritte Mensch über 80 leidet an Vorhofflimmern

Erstmals haben die Herzchirurgen des Asklepios Klinikum Harburg ein so genanntes Herzohr über einen minimalinvasiven Zugang von außen verschlossen. Die Anfang des Jahres neu strukturierte Abteilung unter der Leitung von Privatdozent Dr. Michael Laß ist damit die erste Klinik in Norddeutschland, und die 4. Klinik in Deutschland, die dieses Verfahren erfolgreich angewandt hat. In den meisten Fällen werden diese Herzohren bei Vorliegen von Vorhofflimmern von Kardiologen mittels Katheter von innen verschlossen. Wenn aus anatomischen Gründen wie bei diesem Patienten oder aber aus Gründen  der Unverträglichkeit von Blutverdünnern eine Katheterbehandlung nicht möglich ist, kommt das videoassistierte, herzchirurgische Verfahren in Betracht. Da hierbei das Herzohr nur von außen komplett verschlossen wird, also kein Fremdmaterial in das Herzohr eingebracht wird, müssen die Patienten – anders als bei der Kathetertechnik – direkt nach der Operation keine Blutverdünner einnehmen und außerdem können vom Herzohr keine Rhythmusstörungen mehr ausgehen. Zusätzlich wird der Patient keinen Röntgenstrahlen ausgesetzt.
 

„Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, zur Behandlung von Herzerkrankungen sowohl eine kardiologische wie auch eine herzchirurgische Abteilung vorzuhalten“, sagt Privatdozent Dr. Michael Laß, Chefarzt der Abteilung für Herzchirurgie am Asklepios Klinikum Harburg. „Denn die beiden Fachbereiche sind keine Alternativen, sondern ergänzen sich zum Nutzen der Patienten.“ Erst zu Beginn des Jahres wurde Laß´ Abteilung mit dem neuen leitenden Oberarzt Privatdozent Dr. Thorsten Hanke neu strukturiert und behandelt neben Durchblutungsstörungen am Herzen schwerpunktmäßig Herzklappenschäden und Rhythmusstörungen.
 
Heute arbeiten auch die Herzchirurgen schonend, wann immer das möglich ist. So gelangte das Team um Dr. Laß über einen kleinen Schnitt im Brustkorb an das Herzohr, führte das Klammergerät vorsichtig ein, und verschloss komplett die Basis des Herzohres. Während beim kardiologischen Verfahren der implantierte Fremdkörper noch einheilen muss und der Patient daher blutverdünnende Medikamente dauerhaft einnehmen muss, damit sich keine Gerinnsel bilden, ist dies nach der herzchirurgischen Ausschaltung des Herzohres nicht mehr notwendig. Ein weiterer Zusatzeffekt der chirurgischen Technik: Rhythmusstörungen können vom Herzohr auch nicht mehr ausgehen und das Herz aus dem Takt bringen.


Das „Herzohr“ kann Schlaganfälle verursachen

Bei einem „Vorhofflimmern“ schlägt der Vorhof des Herzens so schnell, dass es zu praktisch keiner Pumpleistung in die Herzkammer kommt. Der geringe oder fehlende Fluss des Blutes begünstigt das Entstehen von Gerinnseln, die mit dem Blutstrom mitgerissen werden können und in kleineren Blutgefäßen steckenbleiben und diese verschließen. Weil das Gewebe in deren Versorgungsgebiet nicht mehr mit Nährstoffen und vor allem mit Sauerstoff versorgt wird, kann es geschädigt werden und absterben. Am Herzen nennt man das Infarkt, im Gehirn Schlaganfall. Aussackungen wie das Herzohr, in denen der Blutfluss ohnehin schon herabgesetzt ist,  sind daher besonders gefährlich, weil sich dort diese Thromben sehr leicht bilden können. Um die Gefahr von Schlaganfällen zu reduzieren, verschließt man bei Patienten mit Rhythmusstörungen wie dem Vorhofflimmern und einer Unverträglichkeit von gerinnungshemmenden Medikamenten die Herzohren. In den meisten Fällen übernimmt das der Kardiologe, in dem er über ein Blutgefäß in der Leiste einen Katheter bis zum Herzohr vorschiebt und es damit verschließt. Probleme mit dem Herzohr bei Vorhofflimmern sind nicht selten: Knapp ein Drittel aller Menschen über 80 leidet daran und 5 Prozent von ihnen vertragen blutverdünnende Medikamente (Antikoagulantien) nicht. Aber auch mit 60 hat schon jeder Zehnte Vorhofflimmern und damit auch ein größeres Risiko zur Bildung von Thromben und als Folge eine verstärkte Neigung zu Schlaganfällen.
 

 

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