Asklepios-Gefäßchirurgen warnen: Schaufensterkrankheit in der Pandemie oft übersehen

Immer mehr Patientinnen und Patienten mit peripherer Arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), im Volksmund auch als Schaufensterkrankheit bekannt, kommen derzeit erst in weit fortgeschrittenen Krankheitsstadien in die Klinik, berichten Gefäßchirurgen der Hamburger Asklepios Kliniken. Seit September 2020 sei mehr als die Hälfte der wegen pAVK aufgenommenen Patienten den späten Stadien III und IV zuzuordnen. Während die Gesamtzahl der pAVK-Fälle in den Gefäßchirurgien der Asklepios Kliniken seit 2019 um rund 20 Prozent abgenommen hat, kamen fast zehn Prozent mehr Patientinnen und Patienten erst im Stadium III oder gar IV. Das führe zu oft deutlich komplizierteren Eingriffen und einem erheblich höheren Risiko, dass Teile des betroffenen Beines absterben und letztlich amputiert werden müssten. So habe sich die Zahl der Vorfußamputationen mittlerweile mehr als verdoppelt, den kompletten Fuß oder gar einen Teil des Beines (Major-Amputation) verloren aufgrund der späten Behandlung sogar drei Mal so viele Betroffene wie vor der Pandemie.

„Wir gehen davon aus, dass die Menschen aufgrund der Corona-Pandemie generell Arztbesuche gemieden haben“, vermutet Prof. Dr. Axel Larena-Avellaneda, Chefarzt der Gefäß- und endovaskulären Chirurgie in der Asklepios Klinik Altona. Zudem hätten viele Betroffene durch Home Office-Regelungen und weniger Freizeitaktivitäten wohl geringere Wegstrecken zurückgelegt, so dass ihnen gar nicht aufgefallen sei, dass sie immer kürzere Distanzen schmerzfrei zurücklegen konnten, erklärt Prof. Dr. Thomas Koeppel, Chefarzt der Gefäßchirurgie in den Asklepios Kliniken Wandsbek und St. Georg. Das habe wohl dazu geführt, dass viele Patientinnen und Patienten erst in die Klinik gekommen seien, nachdem auch in Ruhe Beinschmerzen aufgetreten seinen. „Dann liegt bereits ein Stadium III vor, das wir meist operativ per Ballonkatheter, Stent oder Bypass-Operation versorgen müssen.“
 
Bei Symptomen ärztlichen Rat einholen
Typische Symptome der pAVK sind krampfartige Beinschmerzen, die anfangs nur bei Belastung auftreten, zum Beispiel beim Gehen, und in Ruhe verschwinden. Mit Fortschreiten der Erkrankung werden früher mühelos zu bewältigende Strecken zunehmend zum Problem. Die Betroffenen müssen beim Gehen immer wieder Pausen einlegen, bis der stechende Schmerz in den Waden abklingt. Die Muskeln schmerzen, weil ihnen durch die mangelnde Blutversorgung Sauerstoff fehlt. Mit der Zeit treten die Schmerzen auch in Ruhe auf, vor allem nachts, wenn die Beine waagerecht liegen und die Muskulatur nicht ausreichend durchblutet wird. Auch Schmerzen im Fuß, Wunden, trockene Haut und offene Stellen an den Beinen können Hinweise auf eine pAVK sein. Das Problem: Bei älteren Menschen wird all das oftmals als Altersbeschwerden abgetan, erst recht in der Pandemie.
 
Hamburger Asklepios Kliniken: Fünf Zentren für die Behandlung von Gefäßerkrankungen
Die Behandlung der peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit gehört zu den Schwerpunkten der Abteilungen für Gefäßchirurgie in den Asklepios Kliniken Altona, St. Georg und Wandsbek sowie im Asklepios Klinikum Harburg und im Asklepios Westklinikum in Rissen. Sie gewährleisten eine wohnortnahe Versorgung der Patientinnen und Patienten aus der Metropolregion Hamburg.

Videos:
• Prof. Dr. Axel Larena-Avellaneda: pAVK (Schaufensterkrankheit) https://youtu.be/RG6JfIuO8k8
• Prof. Dr. Thomas Koeppel: Modernste Gefäßchirurgie gegen Aorten-Aneurysma: https://youtu.be/CK4P5gBAYZY
• 3 Fragen, 3 Antworten mit Prof. Dr. Thomas Koeppel: Aneurysma: https://www.youtube.com/watch?v=53N0j20-Op8

Podcast:
• Prof. Dr. Axel Larena-Avellaneda: Versteckte Volkskrankheit Arteriosklerose: Wenn die Gefäße verkalkt sind: https://podcastd2c75b.podigee.io/82-neue-episode