Mehr als 100 angehende Mediziner vor dem Aus

Asklepios-Leitung denkt über Auflösung der Uni-Kooperation mit Stettin nach

In Polen und Deutschland studieren – später als Arzt in Deutschland arbeiten: Das ist seit 2013 das Ziel des Asklepios-Studiengangs der Pommerschen Medizinischen Universität in Szczecin. Doch damit könnte es nun abrupt vorbei sein. Der Geschäftsführer des Asklepios Klinikum Uckermark und der ärztliche Direktor besprechen derzeit die Fortführung und stellen diese aufgrund der aktuellen Umstände in Frage.


Mehr als 100 Studenten wären von der Kooperations-Auflösung betroffen. Sie müssten in einen anderen Zweig wechseln. Der Dekan der Pommerschen Medizinischen Universität steht damit vor einem großen Problem, denn das Programm müsste geschlossen werden. „Das bedeutet, die Studenten könnten an der Uni bleiben, müssten aber den praktischen Teil komplett in Polen absolvieren“, verdeutlicht Prof. Dr. Leszek Domanski die Situation. Er hofft, dass Politik und Entscheidungsträger überlegen, was das für die Studenten bedeutet und endlich eine positive Entscheidung für die Absolventen und Studenten getroffen wird.
 
Das Asklepios Klinikum Uckermark ist akademisches Lehrkrankenhaus. Bislang sind die Studierenden im vierten und fünften Studienjahr überwiegend auf den Stationen in Schwedt und vier weiteren Asklepios Kliniken in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, um praktisch zu lernen, im sechsten Jahr sind sie fast komplett vor Ort.
 
Im Juni 2019 haben zwanzig Absolventen des Asklepios Studiengangs das für Deutschland entscheidende Diplom abgelegt. Dennoch erhalten Sie von der Approbationsbehörde keine Zulassung, weil ihnen die Prüfung in polnischem Medizinrecht und das zusätzliche Praktikum von dreizehn Monaten in einer polnischen Klinik fehlen. Das, obwohl das polnische Gesundheitsministerium bereits vor Monaten in zwei Briefen schriftlich bestätigte, dass die Regelung nur gilt, wenn der Arzt in Polen arbeiten möchte.
 
„Unter den gegebenen Umständen sehen wir uns leider gezwungen, diesen Schritt der Auflösung des Kooperationsvertrags mit der Uni zu gehen“, so Geschäftsführer Ulrich Gnauck. Seit acht Monaten warten die Absolventen auf eine Entscheidung. Sie haben kein Ja und kein Nein, hängen quasi in der Luft.
 
Dieser Zustand ist unhaltbar für alle Beteiligten. „Uns sind die Hände gebunden, wenn die Politik jetzt nicht genügend Druck ausübt und die Approbationsbehörde sich weiterhin weigert, eine Entscheidung zu treffen, macht das für uns keinen Sinn mehr“, betont der ärztliche Direktor des Asklepios Klinikum Uckermark.
 
„Wir können dann keinen Beitrag mehr leisten, um gegen den Ärztemangel vorzugehen. Das könnte besonders für unsere Region fatale Folge haben“, verdeutlicht Ulrich Gnauck. Gemeint ist
damit die ohnehin schon chronische Unterversorgung mit medizinischem Personal in einer ländlichen Gegend, die stark vom demografischen Wandel betroffen und dringend auf gut ausgebildeten Nachwuchs angewiesen ist.
 
In Deutschland hätte der Staat Kosten in Höhe von 200.000 Euro für ein Medizinstudium aufbringen müssen. Durch das Studium im Ausland konnte diese Summe pro Absolvent gespart werden. Allein bei den 20 Stettiner Absolventen sind das Kosten in Höhe von 8 Millionen Euro, die Deutschland erspart geblieben sind. Potenzial, das aus Sicht des ärztlichen Direktors Prof. Dr. Rüdiger Heicappell unverständlicherweise nicht genutzt wird.

 

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