Kandel: Mit kühlem Kopf und viel Verständnis - Alltag in der Notaufnahme (mit Interviewvideo)
Alltag in der Notaufnahme der Asklepios Südpfalzklinik in Kandel
Es sind manchmal nur wenige Minuten, die darüber entscheiden, ob ein Mensch etwa nach einem Unfall oder einem Herzinfarkt überlebt. Die Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme der Asklepios Südpfalzklinik in Kandel müssen deshalb auch in stressigen Momenten einen kühlen Kopf bewahren und sofort reagieren, wenn es um Leben und Tod geht.
Für Dr. med. Martina Damaschke, Oberärztin der Internistischen Notaufnahme in Kandel, sind diese Situationen Alltag, wie sie kürzlich im rheinmaintv berichtete. Wer bei ihr in der Notaufnahme landet, wird in jedem Fall ernst genommen. „Kommt beispielsweise ein Patient mit Schweißausbrüchen und Engegefühl in der Brust zu uns, wird er sofort auf einen Herzinfarkt untersucht. Je nachdem, was die Befunde nach EKG, Blutentnahme und Monitorüberwachung ergeben, wird entschieden, auf welche Station er kommt und wie weiter verfahren wird“, erklärt die Oberärztin.
Doch sind es nicht immer die schweren Fälle, mit denen sie konfrontiert wird. Oft kommen Patienten mit leichten Beschwerden in die Notaufnahme. „Das passiert vermehrt am Wochenende, nachts und mittwochnachmittags, eben immer dann, wenn die Hausärzte nicht erreichbar sind“, sagt Dr. Damaschke. Obwohl Fieber und andere leichte Beschwerden kein Grund seien, um die Notaufnahme aufzusuchen, könne sie die Patienten dennoch verstehen. „Viele sind einfach verunsichert und haben Angst, weil sie bestimmte Symptome nicht einschätzen können. Früher hatten die Menschen dafür ein besseres Gefühl und haben bei Fieber einfach Wadenwickel gemacht oder einen Tee getrunken. Heute geben viele ihre Symptome im Internet ein und diagnostizieren einen Tumor oder Herzinfarkt“, erklärt sie.
Stress resistent und multitaskingfähig müsse man sein, um in der Notaufnahme zu arbeiten. Teilweise kommen fünf Krankenwagen zur gleichen Zeit an. Sie und ihre Kollegen müssen dann schnell entscheiden, ob die Patienten sofort Hilfe benötigen oder erst einmal warten können. „Gleichzeitig sind aber bereits fünf, sechs oder sieben andere Patienten aufgenommen und warten darauf, untersucht und versorgt zu werden. Wir müssen koordinieren und organisieren, Prioritäten setzen und entscheiden, wer als erstes Hilfe benötigt. Da kommt es natürlich auch mal vor, dass sich Patienten beschweren, die schon seit zwei Stunden bei uns sind, aber ein anderer Patient vorgezogen wird“, sagt Dr. Damaschke. Sobald sie und ihre Kollegen erklären, dass es sich um akutere Fälle handelt, reagieren die meisten allerdings verständnisvoll.
Ab und zu benötigt sie dennoch ein dickes Fell. „Wir haben es oft auch mit alkoholisierten oder intoxikierte Patienten zu tun, die nicht so viel Verständnis haben und manchmal aggressiv reagieren. Auch bei Angehörigen spielt Angst eine große Rolle, die sie dazu verleitet, manchmal ungehalten zu werden. Darauf sind wir aber vorbereitet und nehmen es auch nicht persönlich“, erklärt die Oberärztin.
Trotz allem können sie sich keinen schöneren Beruf vorstellen. „Die Notaufnahme ist einfach ungefiltert. Man weiß nie, welcher Notfall als nächstes kommt und welche Beschwerden behandelt werden müssen. Wir sind diejenigen, die als erstes Kontakt mit den Patienten haben und damit auch sofort helfen können. Das ist ein schönes Gefühl“, sagt Dr. Damaschke, die gerade die Zusatzbezeichnung „Innerklinische Notfallmedizin“ erwirbt, um ihre Fähigkeiten noch weiter zu vertiefen. Besonders wisse sie das Team um sich herum zu schätzen, ohne das die Notaufnahme nicht funktionieren würde. „Pfleger und Ärzte arbeiten hier Hand in Hand. Das Verhältnis ist eng und vertraut. Nur so kann es in dieser stressigen Abteilung funktionieren.“