Rauchfrei in den Sommer starten
„Heute rauche ich die letzte Zigarette!“ – ein Vorsatz den viele Raucher:innen häufiger fassen und ihn dann wieder verwerfen. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31.05. haben wir mit Dr. Maren Kirchhöfer, Oberärztin der Abteilung für Thoraxchirurgie am Asklepios Klinikum Harburg und Expertin für Raucherentwöhnung gesprochen. Sie klärt auf und gibt Ihnen hilfreiche Tipps an die Hand.
Ich rauche seit Jahrzehnten. Lohnt es sich da überhaupt noch, das aufzugeben?
Es lohnt sich immer mit dem Rauchen aufzuhören. Die Lunge kann zwar nicht nachwachsen, so wie zum Beispiel die Leber, aber sie kann sich zumindest bis zu einem gewissen Grad regenerieren. Schon nach ungefähr 4 Wochen werden Sie eine Verbesserung der Lungenfunktion spüren und eine bessere Belastbarkeit. Auch der Geschmacks- und Geruchssinn wird sich relativ rasch erholen. Insbesondere, wenn Sie bereits unter Krankheiten oder Problemen des Herz- Kreislaufsystems oder der Lunge leiden, werden sie eine Verbesserung Ihrer Konstitution spüren und fitter werden.
Wie kann ich am besten mit dem Rauchen aufhören?
Die besten Ergebnisse werden mit Nikotinersatzprodukten erzielt. Hier sind insbesondere Nikotinpflaster zu nennen, diese können – in der richtigen Dosierung – die Rückfallquote deutlich reduzieren. Das liegt daran, dass die Nikotinrezeptoren im Gehirn durch die Ersatzprodukte besetzt werden und das Verlangen dadurch abnimmt. Die Empfehlung lautet Pflaster ca. 3 Monate zu verwenden, dann zunächst die Nutzung zu reduzieren und schließlich diese ganz wegzulassen. Sogenannte Vaporisatoren (Verdampfer) oder E-Zigaretten empfehle ich nicht, hier werden häufig Aromaten zugefügt – die Langzeitfolgen hierdurch sind bisher nicht bekannt – Gewebeschäden in der Lunge können auch hierdurch auftreten. Außerdem ist die Ähnlichkeit zum „normalen Rauchen“ sehr hoch, sodass der Griff zur Zigarette doch schneller erfolgt.
Gibt eine Möglichkeit das Rauchen schrittweise zu reduzieren?
Zunächst ist die Reduktion des Rauchens natürlich sinnvoll, allerdings gebe ich zu Bedenken, dass durch die Reduktion die „wenigen“ Zigaretten dann eine solche Wichtigkeit bekommen, dass es noch schwieriger wird, hier von wegzukommen. Außerdem verengt eine Zigarette die Atemwege und Blutgefäße für ca. 3 Stunden, dabei ist die Anzahl insgesamt erstmal egal. Wenn Sie also nach 2 Stunden und 55 Minuten die nächste Zigarette rauchen, dann hält die Wirkung der letzten Zigarette noch an. Dementsprechend können Sie auch mit nur 4 Zigaretten am Tag für 12 Stunden Ihre Atemwege verengen. Eine Reduktion auf bspw. 3 Zigaretten ist natürlich dennoch besser, als eine Schachtel am Tag zu Rauchen. Ich empfehle dennoch den kompletten Rauchstopp, auch weil die Wirkung der Ersatzprodukte dann besser ist.
Was sind die häufigsten Herausforderungen beim Rauchstopp?
Die Wirkung von Nikotin im Gehirn beim Rauchen einer Zigarette setzt nach 6-10 Sekunden ein, das ist schneller als die Wirkung von Heroin, was auch die stark abhängig machende Wirkung von Zigaretten erklärt. Dennoch sind Zigaretten oder das Rauchen allgemein in der Gesellschaft völlig anerkannte „Genussmittel“, die überall zu bekommen sind. Das vermeintliche Gefühl von Entspannung durch das Rauchen einer Zigarette ist trügerisch, in Wirklichkeit wird Ihr Herzschlag erhöht, Ihre Gefäße verengen sich, der Blutdruck steigt. Eigentlich alles Reaktionen, die bei Stress einsetzen. Gleichzeitig „gaukelt“ das Nikotin dem Gehirn vor, eine Pause zu bekommen. In unserem schnelllebigen, immer stressiger werdenden Alltag ist gerade die Pause, die man sich gönnen möchte, verlockend. Wenn dann noch Kolleg:innen, Freund:innen oder sogar Partner:innen rauchen, ist es wohl die größte Herausforderung, standfest zu bleiben und abzulehnen.
Wie stark verringert ein Rauchstop das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken?
9 von 10 Lungenkrebsen sind durch das Rauchen verursacht. Es hängt natürlich davon ab, wie viele Jahre Sie schon Rauchen und wie viele Zigaretten täglich geraucht werden. Wenn jemand vom 16. bis zum 25. Lebensjahr viel geraucht hat und dann nie wieder, ist das Risiko für diesen Menschen irgendwann in seinem Leben an Lungenkrebs zu erkranken deutlich geringer, als wenn jemand vom 12. bis zum 65. Lebensjahr jeden Tag 10 Zigaretten raucht. Aber auch für Menschen, die ihr Leben lang geraucht haben und vielleicht sogar an Lungenkrebs erkrankt sind, empfehle ich, das Rauchen einzustellen, weil wir Mediziner:innen wissen, dass die Tumortherapien, die uns zur Verfügung stehen, deutlich wirksamer sind, wenn der Mensch nicht mehr raucht.
Was ist Ihr ultimativer Tipp?
Den Rauchstop nicht allein versuchen, sich Hilfe holen, aber vor Allem die Familie und Freunde miteinzubeziehen. Machen Sie sich den Weg zur nächsten Zigarette so schwer wie möglich, alle „Geheimverstecke“ ausräumen, Feuerzeuge wegschmeißen und so vielen Menschen wie möglich vom Versuch erzählen. Das motiviert. Und natürlich, sich für Erfolge belohnen!
Vielen Dank für das Gespräch.