Corona und Krebs: Aktuelle Situation und Empfehlungen

Die Corona-Fallzahlen in Deutschland steigen momentan kontinuierlich an. Was bedeutet dies für Krebspatient*Innen und Angehörige?

Nach der Lockerung der Kontaktbeschränkungen und geringeren Fallzahlen in den letzten Wochen konnten planbare Operationen und sonstige Therapien in der Tumormedizin wieder ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Dies gilt auch weiterhin: Trotz der aktuell ansteigenden Corona-Fallzahlen bestehen derzeit keinerlei Einschränkungen in der ambulanten und stationären Versorgung von Krebspatient*Innen im Asklepios Tumorzentrum Hamburg.

 

Allen Betroffenen steht die volle Bandbreite unseres Behandlungsangebotes zur Verfügung. Hierbei legen wir großen Wert auf Hygienekonzepte und gewährleisten durch Qualitätsmanagementprozesse eine hohe Sicherheit. Dies zu erwähnen ist uns wichtig, denn die Wahrnehmung der Gefährdung in der Öffentlichkeit einerseits, und die Regelungen andernorts legen eine andere Betrachtung nahe: Erwähnt sei exemplarisch eine Studie aus Belgien1, für die Vertreter von Tumorzentren aus 18 Ländern befragt wurden und die über das Risiko berichtet, dass sich die Diagnose neuer Krebsfälle durch die Covid-19-Pandemie verzögert und Patient*Innen erst zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Krankheit diagnostiziert werden. Wir appellieren daher eindringlich an Personen, bei denen der Verdacht auf das Vorliegen einer Tumorerkrankung besteht, dies abzuklären. Viele Tumorerkrankungen sind besonders im Anfangsstadium gut zu behandeln, was zu einer höheren Heilungschance führt.  

 

Die Auswirkungen von Corona-Infektionen auf die Gesundheitssysteme lässt sich durch die Integration von neuen Technologien, welche die Diagnostik und Behandlung von onkologischen Patient*Innen situationsangepasst modifizieren, nachvollziehen: In einer auf der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2020 vorgestellten Untersuchung1 gaben 82% der Befragten an, häufiger Video-Tumorkonferenzen durchzuführen. Auch eine weitere Untersuchung2, in welche die Befragung von 356 Zentren aus 54 Ländern auf sechs Kontinenten einging, zeigte ein ähnliches Ergebnis: Demnach implementierten 93% der Zentren virtuelle Tumorkonferenzen, um weiterhin fachübergreifende Behandlungsempfehlungen auszusprechen. Im Asklepios Tumorzentrum Hamburg setzen wir bereits seit Frühjahr 2019 auf digitale Tools zur Durchführung unserer Konferenzen, so dass wir diesbezüglich gut vorbereitet waren und die sektoren- und fachübergreifende Versorgung aufrechterhalten konnten.

 

Zudem besteht derzeit eine erhebliche Unsicherheit im Umgang mit an einer Corona-Infektion erkrankten Betroffenen: Eine Expertengruppe der Universität Birmingham3 sprach beispielsweise die Empfehlung aus, nach einem positiven Corona-Test mit einer Krebs-Operation vier Wochen zu warten, um die (mögliche) Komplikationsrate zu verringern. Im Asklepios Tumorzentrum Hamburg beziehen wir diese und viele weitere Forschungsergebnisse, in das individuelle und speziell auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Therapiekonzept, mit ein. Die an der Behandlung beteiligten Fachdisziplinen (Onkologen, Organ-Spezialisten, Radiologen etc.) entscheiden in Abstimmung mit den Patienten*Innen und Angehörigen, wie bezogen auf die aktuelle Corona-Lage mit der Behandlung zu verfahren ist. Das Pausieren oder Verschieben von Therapien ist dabei immer eine Einzelfallentscheidung.

 

Darüber hinaus ist das Asklepios Tumorzentrum Hamburg aktiv an zwei klinischen Registern (Asklepios proresearch COVID-19 und ESMO-CoCare) beteiligt, die ihren Forschungsschwerpunkt auf die Auswirkungen des SarS-CoV-2 Erregers auf Krebspatient*Innen gelegt haben. Neben dem Asklepios eigenen Register sind wir auch im europäischen Register der European Society for Medical Oncology (ESMO), durch unseren Medizinischen Vorstand Prof. Dr. Dirk Arnold, Mitglied im Lenkungsausschuss des ESMO-CoCare, engmaschig eingebunden. Die Corona-Infektion kann möglicherweise den Verlauf einer Krebserkrankung beeinflussen – oder umgekehrt, hat auch die Krebserkrankung einen Einfluss auf den Verlauf der Corona-Infektion. Genaue Zusammenhänge sind biologisch und epidemiologisch (noch) nicht gut erforscht.  Durch das Zusammenführen des Wissens auf nationaler und europäischer Ebene tragen wir gezielt Informationen zusammen, welche darauf abzielen das Risiko von Covid-19 für unsere Krebspatient*Innen zu minimieren.

 

Bitte beachten Sie, dass aus Sicherheitsgründen der Patientenbesuch an den Standorten des Asklepios Tumorzentrums Hamburg eingeschränkt ist, es gilt die 1:1:1: Regel. Pro Tag ist ein Besucher pro Patient für eine Stunde erlaubt. Aktuelle Informationen erhalten Sie auf der Asklepios-Seite zum Coronavirus.

 

1  Jerusalem, G.; Onesti, C. E.; Generali, D. G. et al. (2020): Expected medium and long term impact of the COVID-19 outbreak in oncology. https://doi.org/10.1016/j.annonc.2020.08.2317 (15.10.2020)

 

2 Jazieh, A. R.; Akbulut, H.; Curigliano, G. et al. (2020): The impact of COVID-19 pandemic on cancer care: A global collaborative study. https://doi.org/10.1016/j.annonc.2020.08.2325 (15.10.2020)

 

3 COVIDSurg Collaborative (2020): Delaying surgery for patients with a previous SARS‐CoV‐2 infection. https://doi.org/10.1002/bjs.12050 (15.10.2020)

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