4. Asklepios Krebskongress mit neuem Teilnehmerrekord
Der 4. Asklepios Krebskongress, der vom 09. bis zum 11. Februar 2023 in Hamburg ausgerichtet und erstmals als Hybridveranstaltung durchgeführt wurde, war ein großer Erfolg: 1.657 Teilnehmer:innen, davon mehr als 500 in Präsenz, nahmen am wissenschaftlichen Programm sowie dem eigenen Pflegetag und Patientenaktionstag teil. So viele wie nie zuvor – ein neuer Teilnehmerrekord für den alle zwei Jahre stattfindenden Kongress des Asklepios Tumorzentrums Hamburg (ATZHH), welcher sich an Beschäftigte in der Tumormedizin, sowie Patient:innen, Angehörige und Interessierte richtet.
Das Motto Krebs & Fürsorge – unter das die Kongresspräsidentin Prof. Dr. Carolin Tonus den Kongress gestellt hatte, wurde aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet: medizinisch, sozial und politisch. Hierbei hatten die Besucher:innen die Gelegenheit, sich umfassend in bis zu vier parallelen Sessions (davon drei im Livestream) über die vielfältigen Aspekte der interdisziplinären Tumormedizin in Versorgung, Forschung und Innovation zu informieren. Daneben konnten die Teilnehmer:innen miteinander sowie mit den internationalen und nationalen Expert:innen ins Gespräch kommen.
An den drei Kongresstagen waren die Hörsäle des Asklepios Campus Hamburg und der Eventraum „Georgie“, auf dem Gelände der Asklepios Klinik St. Georg, gut gefüllt. Das Programm mit 20 wissenschaftlichen Sessions, fünf Satellitensymposien, zwei Plenarsitzungen und der Keynote bot für alle Entitäten relevante Inhalte. In der vielfach als Kongress-Highlight genannten Keynote Lecture wies Prof. Charles Swanton, Crick-Institute London, auf einen bislang nicht detektierten Zusammenhang von inhalativen Umweltfaktoren (Feinstaub) bei der Entstehung von Lungenkrebs hin. Neben alledem trafen sich elf Arbeitsgruppen des ATZHH, zur Planung ihrer Aktivitäten in 2023 und um neue Studien und Behandlungspfade zu besprechen.
Bei der Plenarsitzung „Caring for Caregivers – wer sorgt sich um die Versorger?“ standen die Behandler:innen im Sinne des Kongressmottos im Mittelpunkt. PD Dr. Christoph Oing stellte eine Analyse der Resilience Task Force der European Society for Medical Oncology (ESMO) vor und berichtete über mögliche Lösungsansätze zum besseren Belastungsmanagement. Eine besondere Situation für das Gesundheitspersonal besteht aktuell in der Ukraine. Dr. Roman Shyyan, Leitender Chirurg im Lviv Regional Cancer Center, berichtete über die Versorgungssituation der Krebskranken sowie die Herausforderungen, vor denen die Behandler:innen täglich stehen. Sein zugleich nüchterner und emotionaler Vortrag lies einen Moment innehalten. Dr. Shyyan ist Special Advisor des ECO-ASCO Special Network on the Impact of the War in Ukraine on Cancer, dem auch das Asklepios Tumorzentrum Hamburg angehört.
Im Politischen Forum Krebsmedizin wurden die Reformvorschläge zur geplanten Krankenhausreform vor allem im Hinblick auf die onkologische Versorgungslandschaft, unter reger Beteiligung des Publikums, diskutiert. Zu Gast waren Prof. Dr. Boris Augurzky, Mitglied des von Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach berufenen Expertenrats und Prof. Dr. Thomas Seufferlein, langjähriger Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.
Fürsorge gilt darüber hinaus auch den Opfern des Erdbebens, zum Zeitpunkt des Kongresses. Hier konnten am Referentenabend spontan 1.300,- € für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien gesammelt werden. Das Get Together für alle Veranstaltungsteilnehmer:innen am zweiten Kongressabend wurde begleitet von einem Jazz-Trio, um Felix Schönhofer, Assistenzarzt Pneumologie im Asklepios Klinikum Harburg. Dies lockerte den gemeinsamen Ausklang des Tages auf und die Zuhörer:innen lauschten begeistert den entspannten Klängen.
2. Pflegetag am 10. Februar
Gestaltet von der Arbeitsgruppe Onkologische Fachpflege und unter der Leitung und Moderation von Suad Kamberovic begeisterte der 2. Pflegetag im Rahmen des Asklepios Krebskongresses viele Pflegekräfte, die in Präsenz vor Ort waren, aber sich auch zahlreich mit ihren Stationskolleg:innen digital einwählten.
In der berufspolitischen Podiumsdiskussion mit Thomas Krakau, Konzernbereichsleiter Pflege der Asklepios Kliniken und Daniel Wecht, Leitung der Weiterbildungsstätte für onkologische Fachpflege am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, sowie Vorstandsmitglied der Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK) kam die Notwendigkeit zur Sprache, die Absolvent:innen der Fachweiterbildung zielgerichtet einzusetzen. Welche Aufgaben diese übernehmen können, stellten Fachpflegekräfte der Asklepios Klinik Barmbek vor. Ferner war dies auch Bestandteil der Sitzung zum Nebenwirkungsmanagement und der Therapie, unter dem Vorsitz von Mario Dröhne, Pflegekoordinator Onkologie am Veranstaltungsort Asklepios Klinik St. Georg. Dieser beschrieb das Kongressmotto sehr treffend: „Fürsorge und Pflege sind in dem Sinne fast Synonyme - die Pflege ist per se zur Fürsorge da“. Über weitere Wirkungsfelder in der Aufklärung, Information und Beratung berichtete auch Beate Paschen vom Arbeitskreis klinische Studien e. V. (AKS) in ihrem Vortrag "Fachkraft als Coach für Patient:innen – ein Erfolgsmodell" und zeigte die Vorteile des Projektes ONCOPATH auf. Das ATZHH ist daran mit den onkologischen MVZ Standorten Altona und Heidberg beteiligt.
Es ist geplant, den Pflegetag als jährliches Fortbildungsevent zu etablieren und diesen im kommenden Februar gemeinsam mit dem Patientenaktionstag durchzuführen.
5. Patientenaktionstag am 11. Februar
Der Patientenaktionstag, der in diesem Jahr wieder eingebettet war in den Asklepios Kongress, stand unter dem Schwerpunkt der (Selbst)fürsorge. PD Dr. Georgia Schilling, die die Patientenveranstaltung leitete und moderierte, freute sich nach den beiden Corona-bedingten Online-Patientenaktionstagen in 2021 und 2022 besonders über die 79 Präsenzteilnehmer:innen sowie die zahlreichen Stände der Selbsthilfegruppen und Krebsgesellschaften vor Ort – 78 Personen nahmen im Livestream teil.
In ihrem Vortrag stellte Frauke Reese die Mind-Body-Medicine als eine Säule der Integrativen Medizin vor. Es handelt sich hierbei um ein ressourcenorientiertes Therapieangebot, welches die Menschen zur Eigenaktivität anregt und auf die gesundheitsförderliche Gestaltung des Alltags abzielt. Dies ist neben der Therapiebegleitung, auch die Idee hinter den beiden digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs): Mika und Living Well, deren Nutzen und Einsatzmöglichkeiten wir mit Anwender:innen und Expert:innen diskutierten.
Neu und etwas experimentell, war die aktive Tanz-Pause mit Laura Chase, der Tanzlehrerin des Nachsorgeangebotes Tanzen nach Darmkrebs. Niemanden hielt es auf den Plätzen und alle tanzten ausgelassen mit. Den Abschluss bildete, wie jedes Jahr, die Keynote von Prof. Dr. Dirk Arnold, Medizinischer Vorstand des Asklepios Tumorzentrums Hamburg – diesmal zum Thema Impfen gegen Krebs? Vision oder Realität? Da Tumore hochindividuell sind, so einzigartig wie die Menschen selbst, muss auch der Impfstoff personalisiert sein. Dieser kommt demnach vor allem für Personen in Betracht, die aktuell an Krebs erkrankt sind oder bei denen die DNA der Tumorzellen im Blut noch nachweisbar ist, was auf ein erhöhtes Rezidivrisiko schließen lässt.
Studierende
Die Förderung von Studierenden mit Interesse an der Tumormedizin und jungen Onkolog:innen stand in den beiden Sessions des Asklepios Campus Hamburg (ACH) im Mittelpunkt. Neben der Vorstellung des neuen Curriculums zur personalisierten Onkologie und Interviews mit Stipendiaten der ESMO-Studierendenakademie, wurde auch SEDIWORK vorgestellt. Die digitale Rotationsplanung ermöglicht die häuserübergreifende ärztliche Weiterbildung und wird aktuell in der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Hamburger Asklepios Kliniken pilotiert.
Zum 2. Mal verlieh das Asklepios Tumorzentrum Hamburg den Diplompreis für hervorragende onkologische Forschung an Studierende der Asklepios Medical School. In einer ersten Vorauswahl wählte das Gutachtergremium bestehend aus Prof. Dr. Carolin Tonus, Dr. Claas Wesseler, Prof. Dr. Dirk Arnold, Prof. Dr. Karl J. Oldhafer und Dr. Nele Geßler vier Studierende aus, welche ihre Diplomarbeit auf dem Asklepios Krebskongress vorstellten durften. Da alle exzellent präsentierten und gekonnt die Fragen aus dem Plenum beantworteten, viel den Mediziner:innen die Entscheidung sehr schwer, sodass am Ende zwei dritte Plätze vergeben wurden.
Buchgutscheine in Höhe von 250 € (1. Platz), 150 € (2. Platz) und 100 € (3. Platz) gewannen:
1. Darja Sadeghi: Potential for cure and predictors of long-term survival after radiofrequency ablation for colorectal liver metastases: A 20-years single-center experience
2. Francis Maren Konermann: High in-hospital mortality in SARS-CoV-2 infected patients with active cancer disease during Omicron phase of the pandemic – Insights from the CORONA Germany Study
3. Larissa Maria Gessner: Prävalenz vorbestehender Lebererkrankungen bei Patienten mit einem biliären Karzinom
3. Nils Philipp Hofmann: Vergleich der mikrobiellen Gallengangsbesiedlung, Antibiotikasensibilität, sowie postoperativer Morbidität und Mortalität zwischen pankreasresezierten Patienten mit und ohne präoperativer biliärer Drainage
Statements der Kongressverantwortlichen
Prof. Dr. Carolin Tonus, Kongresspräsidentin:
„Ich freue mich über den Teilnehmerrekord! Darauf dürfen wir nach Monaten der Vorbereitung stolz sein. Ein Schlüssel zum Erfolg war aus meiner Sicht das Hybridformat. Aber auch das Motto „Krebs und Fürsorge“ hat mit all seinen Facetten das Herz der Menschen rund um Krebserkrankungen erreicht. Zudem wurden die Vertreter der Politik ihrer sozialen Verantwortung gerecht. So schließt sich der Kreis: Onkologie ist und bleibt Teamarbeit!“
Dr. Claas Wesseler, Co-Kongresspräsident:
„Der Asklepios Krebskongress 2023 hat mir gezeigt, wie wichtig die direkte Interaktion zwischen den Berufsgruppen, mit den Patient:innen und aber auch der Grundlagenforschung ist. Wir hatten wissenschaftlich höchst anspruchsvolle Vorträge und Diskussionen bei denen ich persönlich viel gelernt habe. Mein Highlight als Pneumologe war die Keynote-Session mit dem Vortrag von Prof. Swanton, der uns völlig neue Denkmodelle zur Umweltbelastung und Lungenkrebs an die Hand gegeben hat.“
Prof. Dr. Dirk Arnold, Medizinischer Vorstand Asklepios Tumorzentrum Hamburg:
"Krebs und Fürsorge - das ist nicht nur das Motto unseres 4. Asklepios Krebskongresses, sondern das sollte für uns die Aufgabe in unserem täglichen Tun sein. Fürsorge für unsere Patient:innen - aber auch für uns selbst, miteinander und untereinander. Und irgendwie auch für unser Gesundheitssystem, das so viele Chancen einräumt und bietet.“
Dr. Georgia Schilling, Wissenschaftliche Leitung und Moderation Patientenaktionstag:
„Die (Selbst)fürsorge ist für uns alle von Bedeutung und für Patient:innen mit einer Krebserkrankung noch viel mehr. Daneben müssen wir unseren Blick auch auf die Angehörigen richten, die durch ihre Fürsorgeleistung den Patient:innen gegenüber oft belastet sind. Die hohe Beteiligung am Patientenaktionstag zeigt, dass wir mit der Fürsorge ein wichtiges Thema angesprochen haben und auch mit den neuen Versorgungswegen, die wir im Asklepios Tumorzentrum Hamburg beschreiten.“
Suad Kamberovic, Wissenschaftliche Leitung und Moderation Pflegetag:
„Während des Pflegetages haben wir die Entwicklung der onkologischen Fachpflege im Asklepios Tumorzentrum Hamburg präsentiert. Hierbei konnten wir deutlich sehen, dass sich die onkologische Fachpflege in ihrer Rolle klar mit der Fürsorge für die Patient:innen identifiziert sowie die Relevanz der Berufsgruppe für die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (ASV) und die Zertifizierung der Zentren aufzeigen. Die klare Botschaft nach dem Kongress lautet: Die onkologische Fachpflege ist bereit dazu, mehr Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen.“
Nehmen Sie die Fürsorge auch über den Kongress hinaus mit in Ihren Alltag. Die Kongressverantwortlichen danken den Sponsoren, die den Kongress ermöglicht haben und freuen sich bereits jetzt auf den 13. – 15. Februar 2025, wenn es wieder heißt: „Herzlich Willkommen zum Asklepios Krebskongress“.