„Wissenschaftlich-medizinische Stiftung am Krankenhaus Barmbek“ verleiht Forschungspreise 2022
Eine beeindruckende Themen-Vielfalt sowie überaus interessante und praxisrelevante Forschungsergebnisse – so lautet kurzgefasst das Ergebnis der Ausschreibung der „Wissenschaftlich-medizinischen Stiftung am Krankenhaus Barmbek“ in diesem Jahr. Alle vier Bewerber:innen überzeugten den Stiftungs-Vorstand mit ihren teils äußerst hochrangig publizierten Arbeiten.
„Wir hatten in diesem Jahr vier hervorragende Bewerbungen, die uns als Jury die Entscheidung wirklich alles andere als leicht gemacht haben“, so Prof. Dr. Axel Stang, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Barmbek und Mitglied im Vorstand der Stiftung. Umso wichtiger sei es ihm und seinen Vorstandskolleg:innen, allen Bewerber:innen die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Arbeiten im Rahmen der Chefarztsitzung in Barmbek zu präsentieren. Besondere Ehre für die Nachwuchs-Forschenden: PD Dr. Sara Sheikhzadeh, Chief Medical Officer der Asklepios Kliniken, war Gast der Oktober-Chefarztsitzung und zeigte sich ebenfalls begeistert von den vorgestellten Arbeiten.
Den ersten Platz und ein Preisgeld von 2.000 € sicherte sich Dr. Tim Reese, Allgemein- und Viszeralchirurgie, mit seiner Publikation „Sarcopia influences the kinetic groth rate after ALPPS“, publiziert 2022 in „Surgery“. Die Studie untersuchte insgesamt 90 Patient:innen, bei denen zwischen 2010 und 2020 eine zweizeitige Leberteilresektion im so genannten ALPPS Verfahren durchgeführt wurde (aktuell das größte mit dieser OP behandelte Patientenkollektiv in Europa). Die Daten zeigen, dass eine regenerative Wachstumsrate (Kinetic growth rate) von weniger als 7 % pro Woche mit vermehrten Komplikationen und längerer Operationsdauer einhergeht. Die Daten zeigten weiterhin, dass die Sarkopenie, also den Schwund von Muskelmasse und -kraft, der entscheidende Einflussfaktor für die regenerative Wachstumsrate der Leber ist. Eine Prehabilitation, also entsprechender Muskelaufbau vor einer ALPPS-Prozedur, könnte positiven Einfluss auf die Leber-Regeneration nehmen.
Für ihre Arbeit „Percutaneous Hepatic Perfusion (PHP) with Melphalan in Liver-Dominant Metastatic Uveal Melanoma“, publiziert 2022 in „Cancers“, wurde Mia-Marie Warnke, Radiologie, mit dem zweiten Platz (1.000 €) ausgezeichnet. Die Methode wurde in der AK Barmbek bereits 2013 als 4. Klinik in Europa etabliert. Daher konnten in einer gemeinsamen Analyse von 66 Patienten aus der Asklepios Klinik Barmbek und der Medizinischen Hochschule Hannover Langzeitdaten erhoben werden bei einer bisher nicht effektiv behandelbaren Erkrankung (mittlere Überlebenszeit von Patienten mit Lebermetastasen bei Aderhautmelanom: 6 Monate). Die Langzeitdaten nach PHP (lokale Hochdosis-Chemotherapie der Leber) zeigen eine hohe primäre Tumorkontrolle (90% Rückbildung der Lebermetastasen), eine deutliche Steigerung des PFS (Überlebenszeit bis zum Fortschreiten der Krankheit) und auch der Gesamtüberlebenszeit (OS, etwa 50% der mit PHP behandelten Patienten überleben 5 Jahre). Als häufigste Nebenwirkungen identifizierte die Analyse Thrombozytopenien (25% der Patient:innen) sowie hepatische Toxizität und selten kardiovaskuläre Ereignisse.
Auch die Arbeiten der beiden weiteren Bewerber:innen wurden ausdrücklich gelobt – und mit einem großzügigen Gutschein für ein schickes Abendessen bedacht: Dr. Tobias Lamersdorf, Urologie, kam mit seiner Arbeit „Influence of Prostate Cancer on Thulium Vapoenucleation of the Prostate – A Multicentre Analysis“ zur Schlussfolgerung, dass die lasergestützte Prostata-OP (ThuLEP) eine sichere und effektive OP Methode für Patienten mit obstruktivem Prostatakarzinom ist. Die Arbeit umfasst eine Analyse von 1.256 Patienten und befindet sich zur Zeit im Peer-review beim Journal of Endourology. Die peri- und postoperative Datenerhebung zeigte keine Nachteile gegenüber dem bisherigen Standardverfahren, der Transurethrale Resektion (TUR). Friederike Ott, Geburtshilfe, hinterfragte in ihrem Artikel „Reanimationsmaßnahmen bei einem reifen kompromittierten Neugeborenen: Besser mit intakter Nabelschnur?“, veröffentlicht 2022 in „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“, die gängige Praxis, Neugeborene zunächst abzunabeln und dann mit der Reanimation zu beginnen. Durch Experten-Gespräche, Erwägungen zur Pathophysiologie sowie sowie einer Auswertung von publizierten Studiendaten kommt sie zur Empfehlung, die Reanimation mit intakter Nabelschnur durchzuführen, den Neonatologen also zum Kind anstatt das Kind zum Neonatologen zu bringen. „Bei der Qualität der diesjährigen Bewerbungen war es uns ein besonderes Anliegen, keine:n der Bewerber:innen am Ende mit leeren Händen dastehen zu lassen“, betonte Prof. Stang bei der feierlichen Übergabe der Preise.
Die „Wissenschaftlich-medizinischen Stiftung am Krankenhaus Barmbek“ hat insbesondere die Förderung des wissenschaftlich-medizinischen Nachwuchses zum Ziel; leitende Ärzte sind daher von der Bewerbung um den Forschungspreis ausgeschlossen. Bewertet werden die eingereichten Arbeiten durch den Vorstand der Stiftung anhand der Kriterien Wissenschaftliche Qualität und Methodik, Originalität, Praxisrelevanz und Umsetzungsgrad sowie Präsentation.