Tipps für die Wundversorgung Zuhause und im Urlaub
Ob Abschürfungen, Eintretungen oder Schnittverletzungen: Wunden sollten gut versorgt werden, damit sie sich nicht infizieren. Unsere Expertin Karin Dersewski gibt zur Herbstferienzeit Tipps für Zuhause und auf Reisen zum richtigen Umgang mit Pflaster und Co.
Typische Verletzungen
Urlaubszeit ist Sportzeit, doch manche Übung geht daneben:„Kopfplatzwunden bluten häufig stark“, weiß Karin Dersewski, Praxisanleiterin für Pflege und Wundexpertin in der Asklepios Klinik Altona. „Bei einer erkennbaren Blutung, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit wie Gedächtnisstörungen gehen Sie unbedingt zum Arzt, um eine Gehirnerschütterung auszuschließen.“
Auch der gern gebuchte Ausflug per Motorrad oder Roller steht bei vielen auf dem Ferienprogramm. Tragen Sie dabei unbedingt einen sicheren Helm, trotz Hitze lange Kleidung aus festen Stoffen und stabile Schuhe, denn Schürfwunden sehen auf den ersten Blick zwar harmlos aus, verursachen aber oft große Schmerzen, verheilen manchmal mit Narben und bieten Krankheitserregern Eintrittspforten.
Besonders beliebt in südlichen Ländern: Kuscheln mit süßen Straßenhunden und -katzen. Doch Vorsicht bei Tieren, man kann nie wissen, welche Krankheitserreger sie übertragen. „Wenn Sie gebissen werden, gehen Sie sofort zum Arzt und lassen Sie prüfen, ob Sie nach dem Tierbiss zum Beispiel Antibiotika brauchen“, so die Wundexpertin. Hintergrund: Im Speichel von Tieren wimmelt es nur so vor Krankheitserregern, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Selbst kleine Wunden lässt man daher eine Zeit bluten, desinfiziert sie und lässt sie von einem Arzt begutachten.
Ein weiterer Klassiker der Urlaubsverletzungen: Man stößt sich den Fuß beim Spaziergang – zack, Zehenbruch. Die werden heute in den allermeisten Fällen nicht mehr gegipst, doch Schonung muss sein: „Zur Ruhigstellung oder Schienung werden sie eventuell getaped, das bedeutet mit einem Pflaster mit dem Zeh daneben verbunden“, so Karin Dersewski. „Zum Schutz sollte man jedoch in der nächsten Zeit nur noch feste, aber nicht zu enge Schuhe tragen.“ Sandalen sind nur erlaubt, wenn keine offene Wunde vorhanden ist oder diese sicher dauerhaft abgedeckt werden kann.
Auch Eintretungen sind nicht ungefährlich: Wer auf einen Seeigel getreten ist, zieht die Stachel mit einer Pinzette raus. „Sollten kleinere nicht zu fassen sein, kann man Essigumschläge mit warmem Wasser um den betroffenen Fuß wickeln im Mischverhältnis 50 zu 50. Die Säure löst die aus Kalk bestehenden Stachel auf, danach legt man den Fuß hoch und kühlt ihn“, weiß Karin Dersewski.
Bei Verbrennungen sind manche vermeintliche Hausmittel wie das Behandeln von Wunden mit Mehl, Butter oder Joghurt tabu. Gerade Brandwunden sind besonders infektionsgefährdet, und Lebensmittel können eine Entzündung begünstigen. „Schützen Sie sie lieber mit einer kühlenden Kompresse, die leicht feucht sein darf, weil die verletzte Haut schwer Wasser speichern kann“, erklärt Karin Dersewski und ergänzt: „Blasen bitte nicht aufstechen. Die Wundnässe unter der Haut ist extra dazu da, um die verletzte Haut vor Krankheitserregern zu schützen.“ Sollte die Haut der Blase einreißen, verfahren Sie wie bei der in diesem Artikel beschriebenen Wundversorgung. Bei großflächigen Verbrennungen ist auf alle Fälle der Arzt zu kontaktieren.
Generell gilt: Achten Sie auf einen aktuellen Tetanus-Impfstatus und lassen Sie sich beraten, ob Sie weitere Immunisierungen zur Prophylaxe brauchen. Karin Dersewski rät außerdem, „unbedingt vor dem Reiseantritt mit der eigenen Versicherung zu klären, welche Leistungen in Ihrem Vertrag geregelt sind. Benötigen Sie für Ihr Reiseland einen Auslandskrankenschein? Wer genau ist Ihr Vertragspartner vor Ort? Eventuell haben Sie in Ihrer Urlaubsregion keine freie Arztwahl. Und weil allein die Rücktransport- oder Notfallbehandlungskosten im Ausland in die Zehntausende gehen können: Wer zahlt im Ernstfall?“
Tipps für den Ernstfall
- Direkt nach einer offenen Verletzung die Wunde desinfizieren oder zumindest ausspülen; das geht am Strand zur Not auch erstmal mit Trinkwasser aus der Flasche.
- In der Unterkunft die betroffene Stelle erneut großzügig mit abgekochtem oder Trinkwasser aus der Flasche spülen und desinfizieren.
- Größere Schmutzpartikel wie Steine, Splitter oder Sand mit einer desinfizierten Pinzette entfernen – und erneut spülen und desinfizieren.
- Die Wunde mit einem Pflaster möglichst steril abdecken, um sie vor Fliegen, Sand und Dreck zu schützen.
- Gerade Kinder brauchen wasserfeste Verbände oder Pflaster. Säubern Sie jede Wunde vor dem Zubettgehen – aber tagsüber nicht zu oft, um die betroffenen Stellen nicht unnötig zu reizen.
- Keine enge Kleidung und Schuhe tragen, die scheuern könnten.
- Typische Anzeichen einer Entzündung: Fieber, Rötungen bzw. Erwärmung, starker Schmerz rund um die Wunde.
- Wenn sich die Wunde nach drei Tagen verschlimmert oder entzündet: Ab zum Arzt!
Was gehört in die Haus- und Reiseapotheke?
Die Expertin rät:
- Hautdesinfektionsmittel, am besten als haltbares und robustes Pump-Spray.
- Eine kleine Flasche davon passt auch in die Handtasche oder den Rucksack für den täglichen Gebrauch.
- Pflaster mit hautfreundlichem und flexiblem Kleberand, für den Strandurlaub wasserfest.
- Desinfizierte, sterile Pinzette zum Entfernen von Splittern, Stacheln etc.
- Ein frei verkäufliches, am besten entzündungshemmendes Schmerzmittel bekommen Sie in der Apotheke. Lassen Sie sich hierzu beraten.