Über den Tellerrand geschaut: Kaum Geld, viele Hürden: Arzt berichtete über Gründung eines Armen-Hospitals in Peru
Es ist das wohl größte private Medizin-Projekt Deutschlands, initiiert durch Bürgerengagement und finanziert durch Geld- und Sachspenden in Millionenhöhe: Der deutsche Chirurg Dr. med. Klaus-Dieter John, 63, der vor 17 Jahren ein Missions-Krankenhaus für Arme im Süden Perus gründete, damit weltweit Schlagzeilen machte, berichtete darüber nun erstmals im Harz, eine Abenteuergeschichte voller Hürden, Tiefs, aber auch Hochs. Gut besucht war das Kreishaus in Goslar, wo der prominente Arzt zu Gast war. Mehr als 3000 Vorträge hielt Dr. John in den vergangenen Jahren auf allen Kontinenten, um seine spannende Geschichte zu erzählen. Zuvor sprach der Chirurg am Nachmittag vor Chefärzten in der Asklepios Harzklinik Goslar – Asklepios hatte den prominenten Mediziner zu dem Event eingeladen, in Kooperation mit Harzer Lions Clubs und mit der Unterstützung des Landkreises Goslar. Der stellvertretende Landrat Stefan Scheele begrüßte den Ehrengast am Abend offiziell.
Die Veranstaltung ist in Kooperation mit Harzer Lions Clubs und mit Unterstützung des Landkreises Goslar
Die Harzer Lions-Serviceclubs organisierten anlässlich des Besuchs eine Spendenaktion. Wer spenden möchte: Förderverein Lions Club Goslar Bad Harzburg, IBAN DE20259501300096084942, Verwendungszweck: „Spende Missions-Hospital Peru“.
Vize-Landrat Scheele begrüßte den Redner mit einem Zitat des Philosophen Arthur Schopenhauer: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, und ergänzte: „Eine Aussage, in der viel Wahrheit steckt.“ Scheele lobte das Engagement von Dr. John. „Es steckt ein unglaublicher Kraftakt dahinter, ein solches Projekt zu entwickeln, zu planen, zu finanzieren und umzusetzen“, sagte er anerkennend.
In spannenden Anekdoten berichtete Dr. John, wie er vor Jahren auf die Idee kam, aus dem Nichts eine Mega-Klinik in Südamerika zu schaffen. Es war zugleich sein Lebenstraum und eine „Liebesgeschichte“. Denn: Mit seiner späteren Frau Martina, die er schon mit 17 kennenlernte, war er einst als Rucksacktourist dort. „Wir wollten beide Medizin studieren und in der Dritten Welt etwas bewegen.“ Nach dem Studium: Zunächst gingen der Chirurg und seine Frau, eine Kinderärztin, nach Ecuador. Dort arbeiten sie in einem Krankenhaus, lernten die Nöte der Bevölkerung kennen. 2003 zogen sie mit ihren inzwischen drei Kindern nach Peru. Dort wurde die Idee konkret: ihre Vision, ein Hospital für Arme zu schaffen, inmitten von Feldern im Hochland Perus, der ursprünglichen Heimat der Quechua-Indianer, der Nachfahren der Inkas, knapp 1000 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Lima. Sie kauften dort ein kleines Grundstück. Für seine Idee warb er um Spenden, mit „Freundeskreisen“, Fördermitgliedern, durch Mundpropaganda kam immer mehr Geld zusammen – ein Projekt, das nach und nach wuchs. „Wir haben das Projekt in Deutschland vorgestellt und gedacht, das wird nie etwas“, erinnert sich Dr. John. Der deutsche Trägerverein Diospi Suyana wurde in Tabarz (Thüringen) gegründet. Dr. John reiste, sammelte, hielt Vorträge. Pfadfinder verkauften Altpapier. Gesammelt wurde auf Geburtstagen, Hochzeiten, Basaren – Dr. John klopfte bei Vorstandstüren kleiner und großer Firmen an, weltweit, eine Ochsentour, mit Erfolg. Der Glaube beflügelte den Visionär. Er berichtete am Abend von Episoden wie diesen: Wie er zufällig in einem kleinen Elektrogeschäft in Lima beim Einkauf den Vorstandschef eines Telefonanbieters traf – man kam ins Gespräch über das Klinikprojekt, und der CEO, begeistert davon, spendierte dem Hospital mal eben eine Satellitentelefon-Anlage für 400.000 Euro. Es gab in der Bauzeit indes auch viele Hindernisse; bisweilen fehlte Baumaterial, „man wusste manchmal nicht, ob am nächsten Tag noch genug Geld da sein wird.“ Die Johns gaben nicht auf. „Der Glaube war stärker“, sagt Klaus-Dieter John lächelnd, ein überzeugter Christ. 2006 hatte die Ehefrau des damaligen peruanischen Präsidenten, Pila Nores de Garcia, offiziell die Schirmherrschaft über das Hospital. „Seitdem lief alles noch besser und schneller.“ Patienten müssen sich, je nachdem, wie viel sie zahlen können, an der Behandlung beteiligen, für umgerechnet ca. 1 Euro. „Aber natürlich wird niemand abgewiesen, wenn er nichts hat“, sagt Klaus-Dieter John. 2007 wurde das Hospital eröffnet. „Wir waren überglücklich, ein unbeschreiblicher Moment.“
„Beeindruckend, von dem besonderen Engagement eines deutschen Arztes im Ausland, das im Gesundheitswesen einzigartig ist, kann man viel lernen, daher möchten wir das Projekt gerne aus unserer Region mit unterstützen“, sagt Dominik Werner, Unternehmer und zugleich amtierender Präsident des Lions Clubs Bad Harzburg. „Es war spannend, davon mehr aus erster Hand zu erfahren.“
„Es ist ein eindrucksvolles Beispiel über den berühmten Tellerrand hinaus, für soziales Engagement und dafür, anderen Menschen in Not zu helfen“, sagt Harzkliniken-Geschäftsführer Dennis Figlus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh dem Ehepaar Dr. John einst das Bundesverdienstkreuz am Bande, auch andere Staatsmänner wie die peruanischen Präsidenten empfingen das Arzt-Ehepaar im Laufe der Jahre.
Der Chirurg, mit medizinische Erfahrungen an den Elite-Universitäten in Harvard und Yale, ist immer wieder Thema in den Medien: Es folgten im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten Berichte in allen großen deutschen und zahlreichen europäischen Medien, von der Frankfurter Allgemeine Zeitung bis zum Ärzteblatt, Auftritte etwa bei der Spendengala: „Ein Herz für Kinder“, bei Moderator Johannes J.B. Kerner im ZDF, auch im US-Fernsehen, im BBC und anderen großen Networks. Hinter dem Hospital stehen der gemeinnützige Verein Diospi Suyana in Deutschland, zudem die Diospi-Suyana-Stiftung. Unter anderem gehört inzwischen auch eine Einrichtung für Kinder dazu. Nähere Informationen zum dem Projekt gibt es unter: https://www.diospi-suyana.de/, Kontakt, per E-Mail: info@diospi-suyana.org
Hintergrund: Miriam Paurat, 50, Mutter zweier erwachsener Kinder, aus dem Nordharz ist selbst Brustkrebs-Betroffene, inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung. Sie hat Sport studiert, machte zudem inzwischen eine Spezial-Ausbildung zur „Outdoor-against-cancer-Trainerin“ und gründete unlängst in dem Bereich ihr eigenes Unternehmen im Nordharz. Die Athletin hält Vorträge, gibt Seminare, Camps in Deutschland, Norwegen und auf Madeira. Ihr Kern-Thema: Vermittlung von fundiertem Wissen rund um das Thema Einfluss von Bewegung und Ernährung bei Krebserkrankungen (Infos: https://www.mirigo.de)
Start ist am 6. Februar 2024, die Details, die Termine:
Dienstags, Start: 6. Februar 2024:
9:00-9:45 Outdoortraining für Jedermann
10:00-10:45 Ganzkörpertraining für Jedermann
11:00-11:45 Stuhlgymnastik für Krebsbetroffene während/nach einer onkologischen Therapie
12:00-12:45 Stretching/Entspannung/Mobility für Krebsbetroffene während/nach einer onkologischen Therapie
Donnerstags, Start: 8. Februar 2024:
13:00-13:45 Outdoortraining für Krebsbetroffene während/nach einer onkologischen Therapie
14:00-14:45 Ganzkörpertraining für Krebsbetroffene während/nach einer onkologischen Therapie
15:00-15:45 Zirkel-/Stationstraining für Jedermann
16:00-16:45 Stretching/Entspannung/Mobility für Jedermann
Miriam Paurat: „Bei Abrechnung über die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP) bekommen die Teilnehmer:innen bis zu 80 Prozent der Kursgebühren von der Krankenkasse zurückerstattet. Die Kurse laufen als Präventionskurse. Ein Kursangebot umfasst zehn Übungsstunden, wobei die Teilnehmer:innen mindestens achtmal anwesend gewesen sein müssen, um den Kostenzuschuss der Krankenkasse zu bekommen.“ Die Kosten für die Kurse in Höhe von jeweils 119 Euro werden von der Krankenkasse bis zu 80 Prozent übernommen, das heißt, der Eigenteil der Teilnehmer:innen beträgt ca. 24 Euro.“
Miriam Paurat über ihre Motivation: „Ich freue mich, wenn ich anderen Menschen helfen kann.“ Als Leistungssportlerin mit Welt- und Europameistertiteln auf Masterebene im Laufen war sie bis zur eigenen Krebsdiagnose im Sportbereich auch als Vorbild unterwegs. Kurz vor ihrer Teilnahme an der Europameisterschaft im Jahr 2022 erhielt sie dann die Brustkrebs-Diagnose – sie nahm gleichwohl daran teil und wurde Europameisterin über die Distanz von 1500 Metern. „Nun, da ich selbst in der Krebstherapie bin, möchte ich ein Vorbild für Krebsbetroffene sein und meine Erfahrung nutzen. Meine neue Mission ist es, Menschen mit Krebs Mut zu machen und mit ihnen gemeinsam durch Aufklärung, Bewegung und einen optimierten Vitalstoffhaushalt aktiv gegen die Nebenwirkungen der Krebstherapie anzugehen und die Heilungschancen zu optimieren. Getreu dem Motto: Aufgeben ist keine Option!" Und weiter: „Aktuelle Studien belegen, dass es zusätzlich zur hochqualifizierten, medizinischen Behandlung auch weiterer Maßnahmen bedarf, um die Heilungschancen zu erhöhen.“ Es sei für sie wichtig, „Menschen dabei zu helfen, durch gezielte Bewegung gesünder und leistungsfähiger zu werden.“
Harzkliniken-Geschäftsführer Dennis Figlus: „Wir freuen uns sehr über unsere geplante Zusammenarbeit: Wenn die Weltklasse-Sportlerin Miriam Paurat bei uns ihre Kurse geben wird, ist das gut für die Menschen in unserer Region. Auch wir als Asklepios verstehen uns als Gesundheitsbegleiter.“ Asklepios ist vor-, während und nach dem Klinikaufenthalt für seine Patient:innen mit Rat und Tat da, eben auch mit Bewegungsangeboten.