OP- und Anästhesiepflege-Leiter geht nach fast 45 Jahren in den Ruhestand
Er ist ein Urgestein: Horst Gallinat, 63, Gesamtleitung, OP- und Anästhesiepflege der Asklepios Harzkliniken, in Salzgitter geboren, seit 1976 Goslarer, hätte am 1. April 2021 sein 45jähriges Dienstjubiläum. Jetzt wechselte er in den Ruhestand, wurde im kleinen Kreis, natürlich unter Einhaltung der strengen Corona-Hygieneregeln, von der Klinikleitung und weiteren Kolleg*innen verabschiedet.
Horst Gallinat: "Ich habe den richtigen Beruf gewählt und würde heute noch genauso entscheiden, Pflegekraft!“
Seine beruflichen Stationen: 1976 dreijährige Lehre hier zum Krankenpfleger, damals noch im kommunalen Krankenhaus, danach dort Einsatz als examinierte Pflegekraft in der Ärztlichen Aufnahme (Notaufnahme) bis 1982, dann Anästhesiepflege, 1984 bis 1986 berufsbegleitende Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin. Seit 1993 Leitung der Anästhesiepflege, seit 2000 OP-Koordinator, seit 2005 Gesamtleitung OP- und Anästhesiepflege, Chef von rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, im Jahr 2002 Teilnahme am ersten IHK-Zertifizierungslehrgang Deutschlands zum OP-Manager.
Horst Gallinat sagt: „Es ist schon ein komisches, mulmiges Gefühl, nach so langer Zeit jetzt in Rente zu gehen. Denn ich arbeite wirklich sehr gerne hier und hatte eine wunderbare Zeit, auch im Team meiner Kolleginnen und Kollegen, denen ich herzlich danken möchte. Ich konnte das alles nur so schaffen, weil meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vollends hinter mir standen. Auch die Unterstützung durch meine Familie, vor allem meiner Frau Monika, hat mir sehr geholfen, meine beruflichen Aufgaben zu bewältigen. Es gab schließlich selten nur einen 8-Stunden-Tag.“
Er habe immer Menschen helfen wollen, sagt er, „das ist der rote Faden in meinen Leben, glaube ich. Als ich damals nach der Schule zur Berufsberatung ging, riet man mir: Finanzbeamter sei der richtige Beruf. Aber das war nicht gerade mein Wunsch. Ich hatte zuvor schon mal ein Praktikum beim Arbeiter-Samariter-Bund gemacht, das machte mir Spaß und da wuchs die Idee, Krankenpfleger zu werden. Damals kamen etwa 100 Bewerber auf 20, 25 Lehrplätze, das war noch ganz anders als heute, denn heutzutage sind Nachwuchskräfte überall gesucht. Ich bekam die Lehrstelle. So zog ich von Salzgitter nach Goslar.“
Was war damals anders im Pflegeberuf, in der Ausbildung, wenn Sie das mit heute vergleichen?
Horst Gallinat: „Damals gab es beispielsweise für Azubis nicht Arbeitsschutzregeln wie heute. Da musste man im dritten Lehrjahr als Auszubildender schon mal 20 bis 30 Nachtdienste am Stück allein durcharbeiten, ein Nachtdienst umfasste damals jeweils zehn Stunden. Da hat sich einiges geändert. Inzwischen müssen Azubis längst immer eine examinierte Pflegekraft an ihrer Seite haben. Heute gibt es viel mehr Technik als früher, die die Pflege entlastet, aber das Berufsbild, die Rahmenbedingungen, die wir nicht beeinflussen können, haben sich verändert. Die Arbeit hat sich heute verdichtet, der Pflegeaufwand ist heute größer.“
Das bedeutet: Welche Eigenschaften sollte eine Pflegekraft heute mitbringen für den Beruf, und was gibt es einem, trotz mancher Herausforderungen die die Rahmenbedingungen vorgeben?
„Sie sollte den Umgang mit Menschen mögen, offen und kommunikativ sein, es einfach mögen, anderen Menschen zu helfen. Sie muss flexibler sein, auch mit den unterschiedlichen Dienstformen zurechtkommen. Der Beruf erfüllt einen, es ist einfach ein gutes Gefühl zu helfen, das gleicht vieles aus von den Rahmenbedingungen. Ich konnte hier auch viel mitgestalten, beispielsweise damals in den Anfängen ein OP-Statut mit entwickeln, auch bei baulichen Entwicklungen konnte man sich einbringen.“
Was war Ihr privater Ausgleich bei einem derart fordernden Beruf?
„Wir sind mit unserem Wohnwagen und unserer Familie, meine Frau und unsere zwei Töchter, in den Ferien meist quer durch Deutschland gereist, waren etwa auch mal in Südtirol, an der italienischen Adriaküste. Solche Touren unternehmen wir bisweilen jetzt noch gemeinsam. Das macht viel Spaß und entspannt.“
Nach so viel Hektik, nach so vielen erfüllten Berufsjahren was hat nun der Rentner Gallinat vor, „Sofatime“, den ganzen Tag nichts tun?
„Nein, ganz sicher nicht. Ich habe ja eine wunderbare Familie, meine Frau Monika, unsere zwei Töchter, inzwischen gibt es vier Enkel. Außerdem habe ich meine drei Geschwister. Und: Ich kann noch mehr Zeit mit meiner Frau verbringen. Und dann möchte ich mir ein neues E-Bike kaufen, wieder mehr lesen, beispielsweise Romane. Und notfalls, wenn Langeweile aufkommt, habe ich auch noch irgendwo eine Briefmarkensammlung liegen.“
Im Blick zurück, wenn Sie nochmals wählen könnten: Welchen Beruf würden Sie wählen, vielleicht Astronaut oder Feuerwehrmann?
(Er lächelt): „Nein, ich habe den richtigen Beruf gewählt und würde heute noch genauso entscheiden, Pflegekraft!“