Veranstaltung für Bürger: Kliniken zwischen Notfallversorgung und Bürokratie
Der Alltag in deutschen Kliniken wird immer stärker von Bürokratie bestimmt, Expertenschätzungen zufolge erbringen Ärzte heute pro Tag im Durchschnitt allein gut vier Stunden mit Dokumentationen und anderen Verwaltungsarbeiten - Zeit, die sie lieber für Patienten aufbringen möchten. „Wer ist der Notfall: Der Patient? Die Kliniken? Das System?“, lautet das aktuelle Brennpunktthema des 5. Asklepios-Forums Harzgesundheit am Donnerstag, den 6. Juni 2019, um 18 Uhr, Asklepios Harzklinik Goslar, Kösliner Straße 12.
Ärzte und Pflege entscheiden in der Regel zu Gunsten einer Diagnostik und Behandlung für die Patienten, der MDK befürwortet eher eine ambulante Versorgung
Es geht um Krankenhäuser im Spannungsfeld zwischen medizinischer Notfallversorgung und Bürokratie. Ihnen wird vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), der in deren Auftrag Kliniken überprüft, eine für Patienten erbrachte Leistung immer öfter streitig gemacht, die Streitfälle bei den Prüfungen steigen, die Patientenversorgung gerät zunehmend in dieses Spannungsfeld. Thema der Veranstaltung für Bürger ist auch der Alltag in einer Notaufnahme: Wann darf jemand als Patient stationär aufgenommen werden? Wann muss ein Patient nach dem Gesetz zu niedergelassenen Ärzten zur ambulanten Behandlung? Wann ist er ein Notfall? Harzkliniken-Pflegedirektorin Kerstin Schmidt informiert, wie die Harzkliniken trotz vieler bürokratisch auferlegter Hürden praktische Lösungen für die Nachsorge der Patienten organisieren, wenn sie entlassen werden.
Bürger fragen, Experten antworten! Auf dem Podium:
■ Dr. medic / UMF Bukarest Ulrike Cretan (Chefärztin Notfallmedizin u. Intensivmedizin, Asklepios Harzkliniken)
- Aus dem Alltag der Rettungsstelle – Wer ist ein Notfall? Was ist die Manchester Triage? Was regelt der Gesetzgeber? Was regelt der Medizinische Dienst der Krankenversicherung? Welcher Entscheidungsspielraum bleibt beim Ärztlichen Dienst?
■ Kerstin Schmidt (Pflegedirektorin, Asklepios Harzkliniken)
- Die Aufgabe des Entlassmanagements: Wie funktioniert die Entlassung der Patienten?
- Praktische Lösungen für die optimale Nachsorge.
■ Dr. med. Nicolas Jäger (Stabstelle Medizincontrolling, Asklepios Harzkliniken)
- Was macht der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) im Krankenhaus? Wie viele Tage erkennt der MDK für die Behandlung an?
- Unglaubliche Fälle aus der Praxis: Wie der MDK Krankenhäuser, insbesondere Ärzte und andere Mitarbeiter, mit übertriebenen, oft unnötigen Kontrollen überzieht
- Unklare Regelungen und nachträgliche Interpretationen, „Klarstellungen“ als Bürokratietreiber.
- Bürokratische Hürden, die den Alltag der Klinikmitarbeiter kennzeichnen.
Die Situation bei den MDK-Prüfungen:
Ärzte und Pflege entscheiden in der Regel zu Gunsten einer Diagnostik und Behandlung für die Patienten. Oft ist die Schlussfolgerung des MDK aber, die Behandlung hätte im ambulanten Bereich durch niedergelassene Ärzte erfolgen müssen, und die Pflege könne durch ambulante Dienste oder Kurzzeitpflege wahrgenommen werden - das trifft aber in der Realität oft nicht zu. Und: Die Patienten, die - würde man diesem Systemdruck konsequent folgen - früher entlassen werden sollten, finden sich plötzlich mit dieser Diskrepanz konfrontiert. Die Harzkliniken werden ein paar plastische MDK-Fälle aus ihrer Praxis schildern und aufzeigen, wie sie diese zum Wohle der Patienten ganz pragmatisch gelöst haben.
Das öffentliche Asklepios-Forum Harzgesundheit wurde im Frühjahr 2016 gegründet. In Vorträgen und im Dialog mit Bürgern werden jeweils aktuelle Gesundheitsthemen behandelt, Themen in früheren öffentlichen Foren waren Ernährung, Patientensicherheit, Geriatrie und Grippewelle.