Kriseninterventionsteam hilft Mitarbeitern in Stress-Situationen
Die Situationen kommen unvermittelt, sind manchmal extrem und können Spuren auf der Seele hinterlassen: Ein Schwerverletzter ist unerwartet nach einem Unfall in die Rettungsstelle eingeliefert worden, oder ein Patient ist im hohen Alter nach unheilbarer Krankheit und langer Leidenszeit als Patient in der Klinik verstorben – es sind nur zwei Beispiele, die im Klinikalltag vorkommen. Solche Ereignisse können Mitarbeiter im ohnehin oft hektischen Klinik-Alltag zusätzlich persönlich seelisch belasten. Genau darauf haben die Asklepios Harzkliniken jetzt reagiert: Sie gründeten das „Asklepios-Interne Kriseninterventionsteam“ (AI-KIT). Es umfasst zehn Mitarbeiter, die speziell für solche Akut-Situationen als „Notfallseelsorger“ ausgebildet wurden, um sich um ihre Kollegen zu kümmern. Ihre Aufgaben: Sie betreuen und unterstützen die Betroffenen psychosozial, beispielsweise, indem sie ihnen einfach nur zuhören und ihnen mit praktischen Ratschlägen helfen, nach den Erlebnissen wieder besser in den normalen Alltag zurückzufinden. Jetzt nahmen sie ihre Arbeit auf.
Erstes Projekt dieser Art bei Asklepios, nahezu einzigartig in ganz Deutschland
Das Projekt, in enger Zusammenarbeit mit dem Krankenhausseelsorger ein eigenes Kriseninterventionsteam direkt in der Klinik einzurichten, ist nahezu einzigartig in Deutschland, nur noch eine weitere Klinik hat ein solches eigenes Kriseninterventionsteam. In erster Linie soll das Team die eigenen betroffenen Mitarbeiter betreuen, aber notfalls, wenn am Rande auch Angehörige, Besucher von dem akuten Ereignis betroffen sein sollten, natürlich auch ihnen helfen.
Die speziell ausgebildeten Helfer kümmern sich um diejenigen Mitarbeiter, die nach derart schweren akuten Vorfällen einen Gesprächspartner wünschen, helfen auch ihnen, die Erlebnisse besser zu verarbeiten. „Es ist zugleich auch ein präventiver Ansatz, um möglichen psychischen Belastungsstörungen vorzubeugen“, erläutert Pflegedirektorin Susanne Graudenz. Sie sind vor Ort und bilden ein Bindeglied zwischen den Patienten, Angehörigen und dem medizinischen Personal. Ihre Anwesenheit kann emotional stabilisieren, aber auch zwischen den Beteiligten in einer akuten Krise vermitteln und somit mehr Handlungsspielraum für die Versorgung bieten.
„Wir wollen schnell und unbürokratisch helfen, deswegen haben wir das Projekt ins Leben gerufen“, sagt Projektleiterin Bettina Gomes, Gesundheitsmanagerin (FH) und Leitung der Abteilung Casemanagement/Sozialdienst in den Asklepios Harzkliniken.
Hintergrund für die Idee ist die allgemein vorhandene, oftmals starke psychische Belastung in Akutsituationen auch bei den Mitarbeitern. Bettina Gomes: „Es geht dabei konkret darum, Möglichkeiten zur Entlastung aufzuzeigen, wie sie ihre Handlungsfähigkeit wiederlangen und besser mit den Situationen klarkommen beziehungsweise diese meistern können.“ Bettina Gomes machte ihre Ausbildung (Notfallseelsorge/Notfallbegleitung/Krisenintervention) in Sachsen-Anhalt. Zugleich sammelte sie in dem Bereich als externe, ehrenamtlich tätige ausgebildete Notfallseelsorgerin im Harzkreis umfangreiche Erfahrungen, auch mit damit verbundenen Einsätzen im Klinikum in Wernigerode. Da kam sie auf die Idee: „Es ist wichtig, ein eigenes Mitarbeiter-Klinikteam von Kriseninterventionsfachkräften vor Ort zu haben, dann kann man Betroffenen noch schneller helfen“, sagt sie. Ihr Wissen gab sie, gemeinsam mit drei weiteren Referenten, jetzt an zehn Kolleginnen und Kollegen aus den Harzkliniken in Seminaren weiter. Mit dabei im „Asklepios-Internen Kriseninterventionsteam“ sind eine Ärztin und Pflegekräfte aus verschiedenen Fachbereichen.
Dazu wurden sie an sechs Unterrichtstagen innerhalb von drei Monaten entsprechend den Richtlinien zur Psychologischen Notfallversorgung (PSNV) und Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SbE®) geschult.
Die einzelnen Fachgebiete sind:
- Grundlagen der Krise/Krisenintervention
- Sterben, Tod, Trauer, Schuld
- Belastende Ereignisse
- Resilienz (Bewältigungsstrategien)
- Grundlagen Psychotraumatologie – Reaktionen in Extremsituationen
- Akute Belastungsreaktionen und akute Belastungsstörung (PTSD)
- Umgang mit eigenen Belastungen und Grenzen der eigenen Arbeit
Broschüre
Flyer Asklepios-Forum Harzgesundheit "Ernährung"