Auf dem Weg zur personalisierten psychiatrischen Therapie
Der Titel des Symposiums beschreibt zugleich ein Ziel für die weitere Entwicklung des Asklepios Fachklinikums Göttingen. Der seit Oktober 2016 tätige neue ärztliche Direktor Privatdozent Dr. med. Knut Schnell hatte am 07. April 2017 Experten aus verschiedenen Forschungsgebieten aus ganz Deutschland eingeladen, die in ihren Vorträgen mögliche Wege zu diesem Ziel aufzeigten.
Nach den Grußworten von Prof. Dr. Carsten Spitzer, medizinischer Geschäftsführer der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH, sowie Volker Thesing, Regionalgeschäftsführer der Asklepios Kliniken Verwaltungsgesellschaft mbH, entwarfen die Referenten ein Bild der personalisierten Therapie psychischer Erkrankungen aus vielen Blickwinkeln. Ziel des Symposiums war es, gemeinsam Perspektiven für die Weiterentwicklung der individuellen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Region zu entwickeln. Die angeregten Diskussionen zeigten, dass sich in Göttingen durch die Kooperationen der beiden Asklepios Fachklinken und der Universitätsmedizin einzigartige Möglichkeiten bieten, für die Menschen der Region ein breites Spektrum personalisierter Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Deutlich wurde, dass die wissenschaftlichen und klinischen Entwicklungen in naher Zukunft eine deutliche Verbesserung in diesem Gebiet versprechen.
Prof. Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen, stellte zu Beginn des Symposiums dar, wie molekulare Diagnostik eine immer frühere Vorhersage ermöglicht, wie sich neurodegenerative Erkrankungen, wie zum Beispiel die Alzheimer Demenzen, entwickeln. Dadurch wird die individuelle Planung von Therapie und Lebensführung zu einem Zeitpunkt möglich, an dem bei den Betroffenen die Fähigkeit zur Entscheidung über ihre eigene Behandlung noch nicht wesentlich eingeschränkt ist.
Prof. Peter Kirsch vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim erläuterte, wie sich durch funktionelle Bildgebung neurobiologische Mechanismen identifizieren lassen, auf denen die Effekte der Psychotherapie beruhen. Beispielsweise erfolgt die Rückbildung von depressivem Grübeln durch Verarbeitung äußerer Reize und Rückbildung der Aktivität eines Ruhenetzwerkes, das vor allem interne Informationen verarbeitet.
Dass die Psychotherapie der Zukunft tatsächlich direkt funktionelle Systeme des Gehirns beeinflussen soll, wurde im Vortrag von Prof. Sabine Herpertz von der Uniklinik Heidelberg deutlich. Durch einen aus einzelnen Bausteinen bestehenden Aufbau der Psychotherapie ist eine bessere Anpassung an individuelle Funktionseinbußen möglich, als durch eine Therapieauswahl allein auf der Basis von Diagnosen. Letztere werden häufig durch das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Erkrankungen erschwert.
Prof. Henrik Walter von der Charité Universitätsmedizin Berlin stellte die Strategien Big Data Analysen dar, in denen international inzwischen die Daten mehrerer zehntausend Patienten analysiert werden, um Erkrankungsmechanismen und mögliche neue therapeutische Ansätze zu identifizieren. Im Einzelfall soll durch Mustererkennung die Auswahl individueller Therapien optimiert werden.
Welche Risiken für den Schutz individueller Daten beim Austausch und der Sammlung solcher Datenmengen in der Medizin berücksichtigt werden müssen, erläuterte Matteo Cagnazzo vom Institut für Internetsicherheit. Das Institut ist Partner in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt, das Schnell mit nach Göttingen gebracht hat.
Schnell wird parallel zu seiner Tätigkeit als ärztlicher Direktor des Asklepios Fachklinikums auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter der psychiatrischen Klinik der Universitätsmedizin tätig sein. Ziel ist die Entwicklung eines körpernahen vernetzten Systems zur individuellen Therapieunterstützung, das in städtischen wie ländlichen Regionen die Versorgung verbessern soll.
Innovation ist dabei nicht nur in der Entwicklung neuer Diagnostik- und Therapieoptionen nötig, sondern auch für die Finanzierung erforderlich. Dr. Claus Wolff-Menzler aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen erläuterte zum Abschluss, dass die aktuell eingeführten Abrechnungssysteme weiterer Entwicklung bedürfen, um die vielfältigen Möglichkeiten individueller psychiatrischer Behandlungsmöglichkeiten abzubilden.
Kontakt
Asklepios Fachklinikum Göttingen
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PD Dr. med. Knut Schnell
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