Neue Verordnung: Der Weg zur strukturierten Früherkennung von Lungenkrebs ist geebnet
Anlässlich des Welt-Lungenkrebstags, der jährlich am 1. August begangen wird, rückt ei-ne der häufigsten und tödlichsten Krebsarten erneut ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zahlreiche Aktionen und die Vorstellung aktueller Zahlen und Entwicklungen in Früherkennung, Diagnose und Therapie prägen diesen Tag. In diesem Jahr gibt es erfreuliche Nachrichten zur Früherkennung, wie Dr. Wolfgang Gesierich, Ärztlicher Direktor der Asklepios Lungenklinik Gauting, berichtet.
„Es ist ein erster wichtiger Schritt“, erklärt Dr. Gesierich, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Lungenklinik Gauting. „Mit dem Inkrafttreten der Lungenkrebs-Früherkennungsverordnung zum 1. Juli 2024 können Rauchende und ehemals Rauchende unter bestimmten Bedingungen eine strahlungsarme CT-Untersuchung erhalten, durch die Lungenkrebs frühzeitig erkannt werden kann.“ Betroffen davon sind rund 3,3 Millionen Männer sowie etwa 2,2 Millionen Frauen in Deutschland.
Weltweit sterben mehr Menschen an Lungenkrebs als an Brustkrebs, Prostatakrebs und Dickdarmkrebs zusammen. In Deutschland wird jährlich bei etwa 57.000 Menschen Lungenkrebs diagnostiziert, während im gleichen Zeitraum mehr als 45.000 Menschen daran sterben. Die hohe Sterblichkeitsrate resultiert unter anderem daraus, dass Lungenkrebs oft lange keine Symptome verursacht und daher meist erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird, häufig mit bereits erfolgter Metastasierung.
„Ein zuverlässiges, breites und in der Bevölkerung anerkanntes Früherkennungsprogramm ist von großer Bedeutung“, betont Dr. Gesierich. Er erinnert an die Forderung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) nach klaren Strukturvorgaben und einem Anspruch der Risikogruppen auf ein Lungenkrebs-Screening. „Vertragsärztliche Radiologien sowie die Radiologie in einem auf Lungenkrebs spezialisierten Zentrum sollen eine qualitätsgesicherte Untersuchung sowie eine exzellente Befundqualität sicherstellen“, sagt Professor Konstantin Nikolaou, Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG).
Ein Jahr lang hatten Expertinnen und Experten der DGP, der DRG und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) an einem 2023 veröffentlichten Positionspapier gearbeitet, in dem Eckpunkte eines nationalen Früherkennungsprogramms vorgestellt wurden. Das Positionspapier beschreibt konkret, wie ein organisiertes Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm in Deutschland aussehen kann. Es definiert die Zielgruppe, Untersuchungsintervalle, Ressourcenaufwände sowie Anforderungen an Screening-Einrichtungen und die Qualifikation der behandelnden Medizinerinnen und Mediziner. Zudem wird festgelegt, dass die Untersuchung und gesundheitliche Beurteilung der Patienten nur im interdisziplinären Team geschehen kann, bestehend aus Fachärzten für Pneumologie, Radiologie und Thoraxchirurgie.
Ziel ist es, die Sterblichkeitsrate bei Lungenkrebs deutlich zu senken. Einheitlich, qualitätsgesichert, effektiv und kosteneffizient: Die strukturierte Früherkennung von Lungenkrebs durch eine Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) in Risikogruppen ist wissenschaftlich belegt eine wirksame, sichere und kosteneffektive Methode. Durch eine frühe Diagnosestellung kann die Sterblichkeit an Lungenkrebs signifikant gesenkt werden.
Unstrukturierte und unzureichend koordinierte Screening-Maßnahmen bergen hingegen das Risiko unnötiger Schwachstellen und Fehlerquellen, niedriger Teilnahmequoten sowie hoher Raten an Überdiagnosen oder falsch-positiven Befunden. Die DGP fordert daher, dass jedem Lungenkrebszentrum ein fest definierter regionaler Versorgungsbereich in Deutschland zugewiesen wird, der die jährlich zu wiederholende Vorsorgeuntersuchung koordiniert.
Das Lungenkrebszentrum an der Asklepios Lungenklinik Gauting
Die Fachabteilung Thorakale Onkologie unter Leitung von Professor Dr. Niels Reinmuth ist eine der größten und führenden Kompetenzzentren für Lungenkrebs und Lungendiagnostik in Deutschland. Im Rahmen interdisziplinärer Tumorkonferenzen werden alle Patienten mit Lungenkrebs vorgestellt und individuelle Behandlungskonzepte festgelegt. Teilnehmer der Tumorkonferenzen sind Pneumologen, Thoraxchirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Radiologen.
Dr. Gesierich betont: „Das Inkrafttreten der Rechtsverordnung ist wichtig, allerdings müssen nun weitere Schritte folgen. Insbesondere hat jetzt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Aufgabe, die genauen Bestimmungen zur Durchführung und Kostenübernahme für gesetzlich Versicherte festzulegen.“