Noch Heuschnupfen oder schon Asthma?
Viele Allergiker, die im Frühjahr unter Heuschnupfen leiden, entwickeln ein periodisches Asthma – eine Herausforderung für Ärzte und Betroffene.
Gauting, 16.März 2017. Warme Temperaturen und das Frühlingserwachen werden von allen herbeigesehnt. Auf Heuschnupfengeplagte kommt jedoch eine anstrengende Zeit zu mit den bekannten Symptomen wie Juckreiz der Augen und Nase, tränende Augen, Bindehautentzündung oder Fließschnupfen. Kommt ein trockener Husten dazu oder gar Luftnot, sollte auch an Asthma gedacht werden.
Dieser sogenannte „Etagenwechsel“, also Asthma zusätzlich zum Heuschnupfen, ist gar nicht selten. Etwa 30 Prozent der Betroffenen entwickeln im Laufe der Zeit Asthmabeschwerden in „ihrer Allergiesaison“. Die Symptome des sogenannten periodischen Asthmas sind nicht immer typisch und werden, aufgrund des gleichzeitigen Auftretens mit den Heuschnupfenbeschwerden, von Patienten und Hausärzten oft nicht einem Asthma zugeschrieben. „Das kann gefährlich werden, da ein unbehandelter Asthmaanfall sich zu einem lebensbedrohlichen Ereignis entwickeln kann“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Behr, Ärztlicher Direktor der Asklepios Fachkliniken München-Gauting. Diese zusätzlichen Symptome können aber mit einer korrekten Asthmatherapie erträglich gemacht werden. „Wir gehen davon aus, dass in einigen Fällen die Entzündung der Schleimhäute und Atemwege auch außerhalb der Allergiesaison des Patienten bestehen. Eine Behandlung, die sich rein auf die Symptome bezieht, nicht aber auf die Ursachen abzielt, ist in diesen Fällen nicht ausreichend“, so Prof. Behr. „Wir empfehlen daher eine Abklärung der Entzündungsaktivität auch außerhalb der Allergiesaison“.
Lungenfunktionsdiagnostik bringt Klarheit
Pneumologen können mit zwei einfachen Tests auch im beschwerdefreien Zeitraum eine Atemwegsverengung und eine Entzündungsaktivität nachweisen/ausschließen: Mit Hilfe der Peak-Flow-Messung (peak flow, engl.: Spitzendurchfluss), also die Messung des Luftstroms bei der Ausatmung, und einer Stickstoffmonoxidmessung der Atemluft (NO-Messung). Typischerweise ist der Spitzendurchfluss, also die Menge der ausgeatmeten Luft, bei verengten Atemwegen verringert und folglich der Stickstoffmonoxidanteil in der ausgeatmeten Luft erhöht. „Bei einer Atemwegsverengung mit vorhandener Entzündung sollte das Asthma ganzjährig behandelt werden. Im Idealfall beginnt die Therapie zwei bis drei Wochen vor der jeweiligen Allergiesaison, so dass sich eine Schleimhautentzündung durch Aktivierung von Entzündungszellen in den Atemwegen gar nicht erst einstellt“, so Prof. Behr.
Bei besonders starker Allergiebelastung kann durch eine korrekte Dosierung von entzündungshemmenden Medikamenten (in der Regel Glukokortikoiden), gegebenenfalls in Kombination mit Medikamenten, die erweiternd auf das Bronchialsystem wirken (β-Agonisten), ein Ausbrechen von starken Symptomen abgefangen werden. Nach der Allergiezeit kann die Behandlung bis zum nächsten Jahr dann wieder reduziert werden. „Bei stark wechselnder Allergiebelastung ist eine regelmäßige Abklärung durch einen Lungen-Spezialisten dringend anzuraten“, sagt Prof. Behr “denn obwohl viele Patienten jedes Jahr hoffen, dass keine Beschwerden mehr auftreten, ist nicht davon auszugehen. Im Gegenteil: Ohne eine ausreichende Behandlung müssen Patienten oft wesentlich intensiver behandelt werden.“