Hoffnung und Erinnerung: Gedenktafel für die Displaced Persons auf dem Gelände der Asklepios Lungenklinik Gauting eingeweiht
Mit der Enthüllung einer neuen Gedenktafel erinnert die Gemeinde Gauting an das historische Lager für Displaced Persons (DP) auf dem Gelände der Asklepios Lungenklinik in Gauting. Die feierliche Zeremonie fand am Samstag, den 2. November, am Eingang der Asklepios Klinik statt und widmete sich dem Vermächtnis dieser besonderen Stätte, an der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg Überlebende der NS-Verfolgung Zuflucht fanden.
„Diese Gedenktafel trägt dazu bei, dass Geschichte in unseren Köpfen und Herzen lebendig bleibt“, sagte Landrat Stefan Frey und dankte den Initiatoren Dr. Gerd Holzheimer und der Gemeinde Gauting für ihren Einsatz, dieses Gedenken zu bewahren. Die Klinik hatte sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder als wichtiger Ort der Erinnerung etabliert. „Gerade in Zeiten, in denen demokratische Grundwerte ins Wanken geraten, ist das Bewusstsein für die Vergangenheit entscheidend. Die junge Generation muss wissen, dass hier auf dem Klinikgelände das Gautinger Lager für Displaced Persons beheimatet war, ein Ort des Überlebens und Neuanfangs“, betonte Frey.
Felix Rauschek, Regionalgeschäftsführer der Asklepios Kliniken Bayern Süd/West, fügte hinzu: „Die Enthüllung dieser Gedenktafel ist ein bedeutender Schritt, um die Erinnerungen an die unvorstellbaren Leiden, die hier erlitten wurden, wachzuhalten. Unsere Asklepios Kliniken stehen nicht nur für medizinische Hilfe, sondern auch für das Bekenntnis zu Daseinsfürsorge, Menschlichkeit und Respekt. Es ist unsere Pflicht, die Lehren der Geschichte weiterzugeben und ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mensch die Unterstützung und Würde erfährt, die er verdient.“
Das DP-Lager Gauting bot jüdischen Überlebenden, die während der NS-Zeit unsägliches Leid erfahren hatten, kurz nach Kriegsende eine Zuflucht. Nach ihrer Befreiung fanden diese Menschen, oft schwer krank und traumatisiert, hier eine erste Stätte der Genesung. Die Erinnerung daran, wie die Region Würmtal in den Kriegsjahren mit der Zwangsarbeit und dem Holocaust konfrontiert war, ist für Landrat Frey eine Mahnung: „Heute, in einer Zeit, in der weltweit erneut Konflikte und Angriffe auf die Menschenwürde stattfinden, müssen wir zusammenstehen und jungen Menschen die Bedeutung von Toleranz und Freiheit vermitteln.“
Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger unterstrich die historische Bedeutung der neuen Gedenktafel als wichtigen letzten Baustein im Erinnerungsensemble: „Zwischen den Mahnmalen des Todesmarsches und dem ehemaligen Gautinger TBC-Lazarett setzt diese Tafel einen weiteren Akzent. Sie erinnert uns daran, dass viele der jüdischen Tuberkulose-Patienten aus Gauting nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten und hier auf dem jüdischen Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden.“
In einer bewegenden Erinnerung an diese Zeit sprach Schriftsteller Dr. Gerd Holzheimer von Nick Hope, einem der Überlebenden, der nach dem Todesmarsch vom KZ Dachau im Gautinger DP-Lager Zuflucht fand. „Nick Hope, gebürtig Nikolai Choprenko, erlebte schwere Torturen im KZ Dachau. Doch Jahre später ging er zu seinem ehemaligen Peiniger und sagte: ‚I want to forgive you‘. Dieser Moment der Vergebung ist ein Beispiel für die menschliche Größe, die uns zu einem friedlichen Miteinander führen kann.“
Auch Rita Kratzenberg vom Verein „Gedenken im Würmtal“ sprach mahnende Worte und betonte die Notwendigkeit, die Erinnerung an die Shoa wachzuhalten. „Wir dürfen nie vergessen, dass sechs Millionen Juden unschuldig ihr Leben verloren. Wir stehen hier auch für Vergebung – eine schwere, aber wichtige Geste, die uns zur Versöhnung führt.“
Pfarrer Georg Lindl und Klaus Steuer schlossen die Zeremonie mit einem Gebet um Frieden und Vergebung und riefen zu einem kollektiven Gedenken auf. Die Enthüllung der Gedenktafel mahnt dazu, die Werte von Freiheit, Toleranz und Mitmenschlichkeit im Bewusstsein der kommenden Generationen zu verankern.