Chronische Schmerzen: Ein lohnender Blick über den Tellerrand
„Klinik im Dialog“ der Asklepios Klinik im Städtedreieck in Kooperation mit der VHS / Chefarzt Dr. Michael Schütz referierte im Bürgertreff über alternative Behandlungskonzepte
BURGLENGENFELD. Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Angesichts dieser Zahl war es kein Wunder, dass mehr als 50 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bürgertreff gekommen waren, um sich von Dr. Michael Schütz über „Alternative Konzepte zur chronischen Schmerztherapie“ aufklären zu lassen. Und sie wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil: Der Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der Asklepios Klinik im Städtedreieck spannte in seinem Vortrag nicht nur einen weiten Bogen von den Schmerzursachen über die konservative Schmerztherapie bis hin zu den Möglichkeiten kombinierter Behandlungsansätze – er nahm sich auch reichlich Zeit für die anschließende, rege Diskussion und dafür, die vielen Fragen umfassend und verständlich zu beantworten.
Ganzheitlicher Ansatz statt Behandlung einzelner Symptome
Das Credo des erfahrenen Mediziners: „Der Blick über den Tellerrand lohnt sich. Das gilt besonders bei der Behandlung von Schmerzen, die ihre Ursachen in erkrankten bzw. geschädigten Nerven haben.“ Dazu sei es elementar, den Menschen in seiner physischen, psychischen und psychosozialen Gesamtheit zu betrachten – und ihn in die Therapie mit einzubeziehen. „Es ist wichtig, dass der Patient weiß, was der Arzt und warum er es tut“, so Dr. Schütz. Umso mehr, weil alternative Methoden nach wie vor wenig bzw. erst langsam akzeptiert werden, ebenso wie die Tatsache, dass die Ursachen des Schmerzes meist von mehr als nur einem Faktor bestimmt werden.
Nicht nur einzelne Symptome dürfen deshalb nach Ansicht des Chefarztes behandelt werden. Er selbst favorisiere individuell zusammengestellte, ganzheitliche Therapiekonzepte, wo Mediziner, Psychologen, Pflegekräfte, Physio- und Ergotherapeuten fachübergreifend zusammenarbeiten. „Das Ziel muss es immer sein, Schmerzen wirksam zu behandeln und Nebenwirkungen herkömmlicher Präparate zu reduzieren bzw. zu vermeiden“, so Dr. Michael Schütz.
Blutegel, Botox und manuelle Drucktechniken
Die moderne Schmerztherapie setze deshalb fast immer auf eine Kombination von Medikamenten und alternativen Methoden. Hier ging Dr. Schütz näher ein auf die Nutzung von Capsaicin-Pflaster, Botox, Blutegel und die schonende manuelle Behandlung „Strain and Counterstrain“ (SCS). Letztere, auch „AORT“ genannt, ist eine in den 1980er Jahren entwickelte manuelle Technik zur Behandlung von schmerzenden Gelenken und des Bewegungsapparats. Dr. Schütz: „Bei dieser präzisen und langsamen Behandlung wird, während der Patient eine möglichst schmerzfreie Position einnimmt, an dem schmerzhaften Punkt (sogenannter „Tenderpunkt“) so lange Druck ausgeübt, bis dieser an Spannung und Schmerz verliert. Oft können selbst jahrelang andauernde Beschwerden durch diese Behandlung in kurzer Zeit dauerhaft gelindert werden.“