Einfach nur da sein und sich Zeit für den Sterbenden nehmen
Die Würde des Menschen ist auch kurz vor dem Tod unantastbar / Hospizbegleiterin Elisabeth Gotthardt an der Asklepios Klinik im Städtedreieck
BURGLENGENFELD. „Jeder stirbt anders. Die einen gehen still, die anderen wollen noch einiges los werden. Aber egal, wer und wie, es ist immer besser, wenn ein Mensch in der Nähe des Sterbenden ist.“ Elisabeth Gotthardt weiß aus vielfacher Erfahrung, wovon sie spricht. Seit mittlerweile 20 Jahren ist sie als ehrenamtliche Hospizbegleiterin tätig – ihr hauptsächlicher Einsatzort ist die Asklepios Klinik im Städtedreieck, wo sie jährlich rund 50 Patientinnen und Patienten in den letzten Wochen und Tagen ihres Lebens begleitet. Es gibt aber auch Begleitungen über Jahre hinweg, was Elisabeth Gotthardt wichtig ist: „Mit uns zu sprechen, zwingt nicht zum Sterben.“
Seit 1999 gibt es die „Hospizinitiative der Caritas für den Landkreis Schwandorf“, als deren Träger die Caritas-Sozialstation Nittenau-Bruck e.V. fungiert. Die hauptamtliche Koordinatorin ist Manuela Singer-Bartos, die aktuell von 87 ehrenamtlichen Hospizbegleitern*innen unterstützt. Eine davon ist Elisabeth Gotthardt, die von Montag bis Donnerstag immer vormittags in die Klinik kommt und auf Wunsch betroffener Patienten diese auf ihrem letzten Weg unterstützt.
Einfach da sein, sei es zum Zuhören, Reden, Hand halten oder mal eine liebevolle Streicheleinheit – dass man das ehrenamtliche Engagement von Elisabeth Gotthardt nicht hoch genug wertschätzen kann, unterstreichen der Chef der Onkologie, Leitende Oberarzt Dr. Albert Pronath, und Dr. Josef Zäch, Ärztlicher Direktor der Klinik: „Sterbende brauchen besonders viel Pflege und Fürsorge. Diese intensive Betreuung ist über unsere Pflegekräfte oft nicht abzudecken."
Deshalb habe die Klinik mit der Hospizinitiative 2017 einen Kooperationsvertrag geschlossen und damit die schon lange bestehende Zusammenarbeit offiziell festgehalten, berichtet Andreas Neumann. Der Klinikgeschäftsführer ist sehr dankbar für Elisabeth Gotthardt, „die seit vielen Jahren Patienten und deren Angehörige unterstützt und dazu beiträgt, den totkranken Menschen ihre letzten Tage so würdevoll wie möglich zu machen“.
Auch wenn sie dies vehement von sich weisen würde und dies auch nicht zu ihrem bescheidenen Naturell passt: Elisabeth Gotthardt gehört zu den stadtbekannten Menschen in Burglengenfeld. Und dies nicht erst, seitdem sie 2018 für ihre ehrenamtliche Verdienste die Ottheinrich-Philipp-Medaille erhalten hat. Sie ist Lektorin und Kommunionhelferin, hat in vielen Jahren unzählige Palmbüschel mit Kommunionkindern und deren Eltern gebunden und Kommunionkerzen gestaltet und ist – nicht zu vergessen –die stolze Mutter dreier Söhne, von denen einer sogar Landtagsabgeordneter ist.
Am Sterbebett
„Das Gehör stirbt zuletzt“, weiß die Hospizbegleiterin, woran man immer denken solle, wenn man am Bett eines Sterbenden spricht. Wie überhaupt man laut Elisabeth Gotthardt auch bei bewegungslosen Menschen noch an kleinsten Reaktionen merke, dass sie den Anwesenden wahrnehmen. Über die Gespräche mit den Sterbenden mag die Hospizbegleiterin wenig erzählen, denn das Vertrauen, das man aufbaut, ist groß. Nur so viel: „Die einen wollen ganz still einfach nur bei der Hand gehalten werden, andere hören aus Hilflosigkeit und Verzweiflung gar nicht mehr auf zu reden. Und manche müssen auch noch Dinge los werden, die bis zu dem Zeitpunkt ungesagt waren.“
Viele Gedanken der meisten Sterbenden gehören aber, so Elisabeth Gotthardt, den Angehörigen. Denen wolle man gerne die Trauer und den Schmerz ersparen, gegenüber ihnen fühle man eine noch große Verantwortung. Auch diese Sorgen finden, wie alle anderen auch, ein offenes Ohr, wobei es wichtig sei, dass der Kranke von selbst zu erzählen beginne: „Ich warte und oft braucht es einige Zeit, bis die nötige Vertrauensbasis geschaffen ist. Andererseits ist es für manche leichter, sich einer außenstehenden Person wie mir als einem Verwandten anzuvertrauen“, so die Hospizbegleiterin.
Erschwerte Bedingungen nach dem Lockdown
Die Coronavirus-Pandemie und der damit verbundene Lockdown brachte auch die Hospizbegleitung am Burglengenfelder Krankenhaus zum Stillstand. Seit nunmehr drei Wochen darf Elisabeth Gotthardt als Hospizbegleiterin wieder in die Klinik, selbstverständlich nur unter Beachtung der Hygienevorschriften („Ich desinfiziere mir an jedem Spender, an dem ich vorbeikomme, die Hände.“) mit Mundschutz, Handschuhen und zum Teil Kittel. Die Basis für den ehrenamtlichen Einsatz „in diesen schwierigen Zeiten“ war das OK von Geschäftsführer Andreas Neumann und ein Corona-Test, den die Hospizbegleiterin regelmäßig wiederholen lassen will. Im Gegenzug darf sie nur zu Patienten, bei denen ein negativer Test vorliegt. Es hat sich eine Menge verändert: Konnte sich Elisabeth Gotthardt früher zwar in Absprache mit dem Arzt, aber vergleichsweise frei in der Klinik bewegen, so wird sie heute explizit nur in Rücksprache mit dem Pflegeteam in Patientenzimmer vorgelassen: „Das ist angesichts der Sicherheit wichtig und richtig.“