Medizinische Hilfe für die Ärmsten
Das südasiatische Bangladesch gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, 43 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. Eine ausreichende medizinische Versorgung können sich nur die Wenigsten leisten. Dr. Yasmin Qamar, Assistenzärztin an der Asklepios Klinik im Städtedreieck, hat mit dem Verein „German Doctors e.V.“ dort Hilfe geleistet, wo sie am dringendsten gebraucht wird.
„Ein Arztbesuch ist in Bangladesch purer Luxus. Hier gibt es keine Krankenversicherung, alles muss selbst bezahlt werden“, beschreibt Dr. Qamar die Situation. Für die Menschen in den Slums von Chittagong, der zweitgrößten Stadt des Landes, unmöglich. Um wenigstens eine medizinische Basisversorgung zu sichern, betreiben die „German Doctors“ seit dem Jahr 2000 das „Medical Centre for the Poorest of the Poor“, eine Anlaufstelle für die Ärmsten der Armen. Sozialarbeiter besuchen regelmäßig die dichtbevölkerten Siedlungen und verteilen Kärtchen an bedürftige Kranke, die sich dann in der Ambulanz melden können. „Ohne diese Auswahl würde das System wahrscheinlich kollabieren“, so Dr. Qamar. Gut 100 Patienten täglich haben sie und ihr deutscher Kollege während des sechswöchigen Einsatzes behandelt und bekamen dabei die unterschiedlichsten Patienten und Erkrankungen zu sehen: Schwangere, Kinder, die an Folgen der Mangelernährung leiden, Infektionen, chronische Krankheiten, Menschen mit Lungen- und häufig Hautkrankheiten. „Das feuchte Klima und die katastrophalen hygienischen Zustände bilden einen idealen Nährboden für Ekzeme und Pilze.“
Medizin unter Extrem-Bedingungen
Die schwül-feuchten Temperaturen machten laut Dr. Qamar auch dem deutschen Ärzte-Team zu schaffen. „Immer bei weit über 30 Grad zu arbeiten, ist man als Mitteleuropäer einfach nicht gewohnt.“ Zwar seien viele Räume mit Ventilatoren ausgestattet, regelmäßige Stromausfälle sorgten aber dafür, dass nicht nur in der Hitze sondern auch im Halbdunkel behandelt werden musste. „Dennoch ist das Medical Centre für die örtlichen Verhältnisse relativ gut ausgestattet“, berichtet die junge Medizinerin. Zur Behandlung stehen ein Ultraschall- und ein Röntgengerät, ein Labor sowie eine beschränkte Auswahl an Verbandsmaterial und Medikamenten zur Verfügung. Die technische Ausstattung erschwert die Arbeit daher weniger als zum Teil knappes Verbrauchsmaterial und mangelndes Wissen über Gesundheit bei minimaler Grundbildung. „Viele Patienten kennen einfach den Zusammenhang zwischen Hygiene und Krankheiten nicht, oder befolgen die ärztlichen Empfehlungen nicht mehr, sobald es ihnen etwas besser geht“. Neben der medizinischen Therapie leisten die German Doctors deshalb viel Aufklärungsarbeit. „So überwindet man auch die Skepsis der Einheimischen, wenn sie zu dem „fremden“ Doktor müssen.“
Trotz anfänglicher Zurückhaltung der Bangladeschi hat sich Dr. Qamar in Südasien sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. „Alle waren sehr höflich und hilfsbereit.“ Außerdem sei es eine sehr beeindruckende Erfahrungen gewesen, einen neuen Kulturkreis kennenzulernen. Das Interesse an Land und Leute sowie „ein bisschen Idealismus“ waren für die Assistenzärztin auch der Antrieb, am Hilfsprojekt teilzunehmen. Und der Einsatz soll nicht der letzte gewesen sein. „Ich kann mir gut vorstellen, das noch einmal zu machen.“
Das German Doctors Projekt in Chittagong
Seit dem Jahr 2000 sind die German Doctors in Chittagong tätig. Innerhalb des „Father Boudreaus Medical Centre“ betreiben sie das „Medical Centre for the Poorest of the Poor“ (MCPP), eine feste Ambulanz als Anlaufstelle für die Bewohner der Slums von Chittagong. Personal- und Materialkosten werden durch Spenden finanziert. Nähere Informationen zu diesem und weiteren Projekten gibt es auf der Homepage www.german-doctors.de