Ein Fall aus der Praxis: Wenn jede Minute zählt
Erfolgreicher Eingriff an der Stroke Unit an der Asklepios Klinik im Städtedreieck .
Nach einem schweren Schlaganfall geht es Angela Habich so gut wie vorher
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STÄDTEDREIECK. Das Wichtigste vorab: Angela Habich ist wohlauf, und sie frönt an ihrem Wohnort Neunburg vorm Wald begeistert ihren Hobbies Lesen und Garteln. Dass die 78jährige Seniorin und Mutter dreier erwachsener Kinder genau das ist, was man in der Oberpfalz gerne mit einem lapidar-respektvollem „no richtig goud beinand“ quittiert, ist jedoch nach einem schweren Schlaganfall im Frühsommer 2024 alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Was damals passierte und wie Angela Habich schnellst- und bestmöglich medizinisch versorgt wurde, darüber berichten ihr Sohn Stephan Habich und Oberärztin Dorothee Kühnau im Interview.
Sehr geehrter Herr Habich, der Schlaganfall ihrer Mutter kam aus heiterem Himmel?
Stephan Habich: Absolut. Denn meine Mutter hatte weder auffällige Vorerkrankungen noch sonstige bekannte Risikofaktoren. Sie selbst erzählt, dass ihr nach dem Aufstehen plötzlich schwindelig geworden war, sie stürzte – und an das „danach“ kann sie sich nicht mehr erinnern. Zum Glück kam meine Nichte, ihre Enkelin zufällig vorbei, sah sie am Boden liegen und rief mich sofort an.
Warum Sie?
Stephan Habich: Das lag nahe, denn sie wusste natürlich, dass ich der Fahrer des Notarztwagens an der Asklepios Klinik im Städtedreieck bin. Ich fuhr gerade nach einem Notarzteinsatz von Amberg nach Burglengenfeld zurück und alarmierte nach dem Anruf meiner Nichte sofort den Rettungsdient. Und ich sprach mich mit Christoph Reichenbächer ab, den stellvertretenden Leiter der Notaufnahme am Burglengenfelder Krankenhaus. Er war zu diesem Zeitpunkt diensthabender Notarzt, informierte sofort die Klinik und leitete alles ein. Bis der Rettungsdienst mit meiner Mutter ankam, stand alles parat, es wurde keine Sekunde vergeudet.
Frau Kühnau, sie sind zusammen mit Leitender Oberärztin Paula Loibl als Neurologin zuständig für die zertifizierte Stroke-Unit an der Klinik. Wie wichtig ist es bei einem Schlaganfall, so schnell wie nur möglich tätig zu werden?
Dorothee Kühnau: Es ist der entscheidende Faktor. Time is brain – bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an, um schwere Schädigungen zu verhindern. Seit Jahren kämpfen wir mit Erfolg um jede Minute, die wir noch schneller werden können in der Schlaganfall-Behandlung.
In Burglengenfeld, wo man regelmäßig durch die Fachgesellschaft der Neurologie als Stroke Unit rezertifiziert wird, greift auch bei der Schlaganfallversorgung ein Rädchen nahtlos in das andere. Wir sind dank erfahrener Mediziner*innen, eingespielter Prozesse und modernster Technik bestens vorbereitet. Im Fall von Frau Habich wurde nach einem Kurzcheck in der Notaufnahme sofort eine Computertomographie (CT) ihres Gehirns erstellt, parallel dazu hat Dr. Reichenbächer in Absprache mit seinen Arztkollegen mit dem TEMPiS Team in München telefoniert – wenig später wurde München per Video zugeschaltet.
TEMPiS, was genau ist bzw. bedeutet das?
Dorothee Kühnau: Wir sind als Mitglied der ersten Stunde und eine von 24 Kliniken seit 2003 im Rahmen von TEMPiS (Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ostbayern) mit den Schlaganfallzentren in München Harlaching und am Universitätsklinikum Regensburg via Telemedizin verbunden. Ganz praktisch bedeutet dies: Wir stellen eine Verbindung zum Schlaganfallzentrum her, wo ein spezialisierter Neurologe ohne Zeitverlust die CT-Aufnahmen sieht. Der Patient wird vor einen Computer mit Videokamera gebracht, so dass wir ihn gemeinsam mit dem Spezialisten in München oder Regensburg untersuchen können.
Gemeinsam entscheiden wir, was die wirksamste Therapie ist: Entweder mit einem Medikament auflösen (Lyse) oder mit kleinsten Kathedern (Thrombektomie) das Blutgerinnsel im Gehirn auflösen. Bei Letzterem wird ein dafür eigens ausgebildeter Facharzt für Neuroradiologie aus München mit dem Hubschrauber nach Burglengenfeld eingeflogen – so wie im Falle von Frau Habich.
Kurz nachgefragt: Frau Habich wurde jenseits der normalen Dienstzeiten eingeliefert?
Dorothee Kühnau: Es war gegen 19 Uhr und damit nach dem regulären Dienstschluss. Aber da an unserer Klinik rund um die Uhr alle Beteiligten wissen, was zu tun ist, lief das ganze nötige Procedere schnell und routiniert ab.
Stephan Habich: Rund 40 Minuten nach Anforderung landete der Hubschrauber am Landeplatz an unserem Krankenhaus. Ich führte das Team zum Katheter-Behandlungszimmer, wo meine Mutter bereits narkotisiert und zur sofortigen Weiterbehandlung durch das Münchner Team vorbereitet war. Nach zweieinhalb Stunden OP kam das Münchner Team zum Landeplatz zurück. Vom Arzt erfuhr ich, dass die OP schon knifflig und schwierig war. Es war 21:30 Uhr, als er zurückflog.
Frau Kühnau, nach dem erfolgreichen Eingriff ging es der Patientin schnell besser.
Dorothee Kühnau: Wir haben die Patientin neurologisch weiterbehandelt, ihr Zustand besserte sich innerhalb kürzester Zeit.
Stephan Habich: Am nächsten Tag besuchte ich sofort meine Mutter, die auf der Intensivstation lag. Ich war sehr überrascht und erleichtert, als sie mit mir wieder ganz normal gesprochen hat. Und auch ihre Bewegungsabläufe waren normal, es gab keine Ausfallerscheinungen. Meine Mutter wusste bis dahin gar nicht, was passiert war.
Dorothee Kühnau: Frau Habich konnte bereits nach zwei Tagen auf die Normalstation verlegt werden. Nach einer Woche verließ sie ohne neurologische Defizite wieder die Klinik.
Herr Habich, wie geht es heute Ihrer Mutter?
Stephan Habich: Sie konnte nach weiteren Tagen der Ruhe und Schonung ihre gewohnten Aufgaben wieder erledigen. Heute ist alles wieder normal ohne Folgeschäden oder Einbußen. Was ich in ihrem Namen noch unbedingt hervorheben soll, ist ein riesengroßes DANKE an das gesamte Team, das ihr Leben gerettet und ihr geholfen hat. Sie hört jedenfalls nicht damit auf, die Klinik in Burglengenfeld weiterzuempfehlen 😊.