Das „Asklepios Puppentheater“ – für psychische Gesundheit im Vorschulalter

Seit über acht Jahren ist das Asklepios Puppentheater fester Bestandteil unserer Klinik und hat mit seiner Zielsetzung zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal in der Krankenhauslandschaft.

Bild Puppentheater 2017
Puppentheater 2017 "Geschichten vom Mutigsein"

Bettina Ahrens sprach mit Gustav Süszer, Sonja Hanke, Marilyn-Christin Fiege, Lyubow Pulion, Julia Ziniewitz und Lorena Meyer über das interessante Präventionsprojekt der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH.

Das „Asklepios Puppentheater“ hat als Präventionsprojekt im Rahmen der Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern im Vorschulalter in der Region Göttingen, und auch darüber hinaus, ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Wie ist die Idee zu diesem Puppentheater entstanden? 

Süszer: Wir als psychiatrische Fachklinik möchten Ansprechpartner für die Kindertagesstätten in der Region Göttingen sein, wenn es um Fragen zur gesunden psychischen Entwicklung von Kindern geht.

Dies war auch der Ausgangspunkt unseres sozialen Engagements und der Idee, ein Puppentheater besonderer Art ins Leben zu rufen. Wir hatten das Ziel, Kindern im Vorschulalter eine altersgerechte Auseinandersetzung mit den Themen Gesundheit und Krankheit sowie Akzeptanz und Integration zu ermöglichen und dabei unter pädagogischer Begleitung gesellschaftliche Werte wie Respekt, Höflichkeit, Rücksichtnahme und Toleranz zu vermitteln.

Eine bemerkenswerte Idee! Wie erfolgte die Umsetzung des Projektes?

Süszer: Wir sind in der glücklichen Lage, durch die vom Gesellschafter des Asklepios Konzerns, Herrn Dr. große Broemann, ins Leben gerufene Stiftung die finanzielle Absicherung für unsere Projekte zu erhalten. Die Dr. Broermann Stiftung engagiert sich seit über 25 Jahren mit gezielten und nachhaltigen Initiativen für Prävention bei Kindern und Jugendlichen und übernimmt somit eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Im Sinne dieser Stiftung verstehen wir unser Asklepios Puppentheater als wichtigen sozialen Beitrag der Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH für Kinder in der Region Göttingen.

Die Umsetzung der jährlich stattfindenden Aufführungen, die Themenfindung sowie die dramaturgische Aufbereitung erfolgt durch die Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflegeschule und zwar unter der Leitung unserer Diplom-Pädagogin Sonja Hanke. Es hat sich gezeigt, dass die jungen Akteure eine sehr positive Akzeptanz bei den Kindern haben, deutlich mehr als Erwachsene, die als Puppenspieler auftreten. Darüber hinaus erhalten unsere Auszubildenden auch im Sinne der Pflegeausbildung eine sehr schöne Möglichkeit, sich in einem realen Projekt zu engagieren und wichtige Erfahrungen in der Präventionsarbeit zu sammeln.

Nachdem nun die Finanzierung und die jungen „Puppenspieler“ gesichert waren, wie gelang der Start zu diesem Projekt?

Süszer: Das erste Asklepios Puppentheater wurde 2009 aufgeführt. Zuvor wurde das Projekt mit seiner Zielsetzung im Rahmen einer Vollversammlung aller Kindertagesstätten der Region Göttingen im Neuen Rathaus in Göttingen vorgestellt. Die anfängliche Skepsis gegenüber einer psychiatrischen Klinik, die sich mit Prävention befasst, wurde schnell zerstreut. Die Leitungen der KiTas hatten nach den ersten Aufführungen, die noch vor Ort in den Tagesstätten selbst stattfanden, erkannt, welches Potenzial sich durch dieses besondere Puppentheater für die Arbeit mit Kindern ergibt. In den Folgejahren fanden dann die Aufführungen bei uns im  Asklepios Fachklinikum Göttingen statt. Dies ermöglicht uns auch heute noch, die Hemmschwellen gegenüber einer psychiatrischen Klinik nachhaltig abzubauen.

Dann werden jetzt die Kindergärten gezielt eingeladen? Wie viele Kinder kommen denn jedes Jahr in unser Sozialzentrum?

Süszer: Die Resonanz der Kindertagesstätten auf unsere jährliche Einladung ist hervorragend. In 2015 waren fast 400 Kinder aus 13 Kindertagesstätten bei uns in der Klinik, um das Asklepios Puppentheater zu erleben. In diesem Jahr liegt die Teilnehmerzahl weiter steigen (Anm.d.Red. 450 Teilnehmer). Wir sind über diese Entwicklung mehr als zufrieden und freuen uns, diesen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Wow, das bedeutet natürlich auch eine absolut gute Organisation. Frau Hanke, Sie als Projektleitung, wie schaffen sie es so viele Kinder im Zaum zu halten?

Hanke: Die Kinder kommen natürlich nicht alle auf einmal zur Vorstellung. Wir laden die Kindergärten zu verschiedenen Tagen ein, so haben wir die einzelnen Gruppen natürlich gut im Griff. Pro Tag werden zwei Stücke aufgeführt an denen jeweils etwa 70 Kinder anwesend sind. Jede Vorstellung dauert maximal 30 Minuten; das ist ein zeitlicher Umfang, bei dem die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kinder aufrechterhalten werden kann. Vor jeder Vorstellung haben die Akteure des Puppenspiels Zeit, sich vorzubereiten und letzte Absprachen zu treffen.

Erzählen Sie uns doch erst einmal, wie entsteht überhaupt ein neues Puppen-Theater Stück?

Hanke: Zu Beginn gebe ich unseren Auszubildenden ein Thema für das neue Stück vor. In der Vergangenheit gab es Themen wie Umgang mit Geschwisterrivalität und Umgang mit Aggression und Wut bei Kindergartenkindern.

Und wenn das Thema steht, wie geht es dann weiter?

Hanke: Die Schüler erarbeiten in pädagogischer Begleitung eigenverantwortlich Texte, sie schreiben das Drehbuch und machen sich Gedanken zur musikalische Begleitung. Dabei geht es vor allem auch darum, Songtexte zu erfinden, die von den Kindern im Rahmen der Aufführung mitgesungen werden können. Für die Nachhaltigkeit des Puppenspiels erhalten die Kinder kleine Geschenke, wie z. B. Malbücher, um das angesprochene Thema in der KiTa im Nachklang weiter zu bearbeiten.

Eine große Herausforderung an unsere Auszubildenden!

Alle anwesenden Auszubildende einstimmig: „Aber eine sehr schöne!“

Pulion: Zu Beginn ist natürlich die Aufgabe sehr gewaltig. Zuerst müssen wir unsere Ideen sammeln, die das Thema gut vermitteln. Anschließend wird die beste Idee aufgegriffen und ein Drehbuch erarbeitet.

Fiege: Wenn dann das Drehbuch feststeht, bilden wir unseren Neigungen und Fähigkeiten entsprechend Kleingruppen, die sich dann den verschiedenen Aufgaben widmen.

Ziniewitz: Ja, und manchmal wachsen wir richtig über uns hinaus. Jemand der vielleicht recht still und verschwiegen ist, kann trotzdem voller Stolz in die Rolle des Redners hineinwachsen! Das macht dann unser Team aus.

Ich merke schon, wie die Augen hier richtig leuchten. Wie ist das dann mit der Aufregung, wenn die erste Vorstellung ansteht?

Meyer: Wir freuen uns wirklich sehr darauf, wenn es endlich losgeht. Natürlich ist die erste Vorstellung immer etwas aufregender, aber die Aufregung legt sich dann bald wieder. Es ist so ein wunderschönes Gefühl, wenn wir sehen wie die Kinder sich auf das Puppentheater freuen. Die leuchtenden Augen und die Anerkennung, die wir von allen Beteiligten erhalten, ist für uns ein großes Lob für unsere Arbeit.

Damit das Puppentheater nun aus all den vielen Akteuren zu einem Ganzen zusammenwächst, sind doch bestimmt auch noch weitere Bereiche betroffen? Ich denke da z.B. an die Bühnenbauer,  die erwähnt wurden. Nicht jeder kann doch mit Stichsäge und Pinsel umgehen!

Süszer (lacht): Die Talente unserer Auszubildenden sind schon sehr vielfältig!

Nun, damit das Puppenspiel letztendlich erfolgreich aufgeführt werden kann, sind natürlich auch andere Bereiche in unserem Haus gefragt. So hat z.B. unsere Tischlerei die Bühne gefertigt, die Stoffe kommen aus der Raumausstattung, die Ergotherapie stellt Farben und Pinsel zur Verfügung. Schließlich ist das fertige Puppenspiel ein Projekt des ganzen Hauses und stärkt somit auch das Zusammengehörigkeitsgefühl!

Also, ich muss sagen, ich habe mich heute von dem Puppentheater Virus anstecken lassen und freue mich schon sehr auf das neue Stück! Ich bedanke mich bei meinen Gesprächspartnern für das nette Gespräch und die vielen Informationen und wünsche allen ein gutes Gelingen für das kommende Asklepios Puppentheater.

Kontakt

Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH

Rosdorfer Weg 70
37081 Göttingen
E-Mail: poststelle.goettingen@asklepios.com
www.asklepios.com/goettingen

Gustav Süszer

Leiter Bildungszentrum und Präventionsbeauftragter
Tel.: (0551) 402 29 04
Fax: (0551) 402 29 07
E-Mail: g.sueszer@asklepios.com

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