Jeder Schlaganfall ist ein Notfall
Am 29. Oktober ist Welt-Schlaganfall-Tag, der 2006 von der Weltschlaganfall-Organisation (WSO) ins Leben gerufen wurde, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Thema zu stärken. Etwa 270.000 Menschen pro Jahr erleiden hierzulande einen Schlaganfall. Dieser ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Manche Folgen ließen sich vermeiden, wenn die Betroffenen richtig reagierten.
Die meisten Schlaganfälle entstehen durch ein Blutgerinnsel, das plötzlich eine Arterie verstopft, die das Gehirn mit Blut versorgt. Spätestens nach 4,5 Stunden entstehen meist bleibende Schäden, daher muss der Blutfluss so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Anders als körperliche Folgen, wie die charakteristische Halbseitenlähmung, sieht man Betroffenen Einschränkungen der Wachheit, Konzentration, Aufmerksamkeit, Sprache, des Gedächtnisses oder von Handlungsabläufen nicht an. Trotzdem können sie für die Patienten dramatische Folgen haben, wenn sie der Arbeitsalltag oder die Familie überfordern, ohne dass die Umgebung den Grund erkennen kann. „Die Zeit spielt beim Schlaganfall gleich in mehrfacher Hinsicht eine entscheidende Rolle“, erklärt Dr. med. Matthias auf dem Brinke, Chefarzt der Abteilung für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation der Asklepios Fachklinik Fürstenhof. „Je früher die Akutbehandlung einsetzt, desto mehr Nervengewebe können wir retten und etwas abgeschwächt gilt das auch für die neurologische Rehabilitation: Je früher wir beginnen, desto mehr können wir erreichen“, so Dr. auf dem Brinke weiter.
In der Rehabilitation ist dann allerdings auch Geduld gefragt, denn das Nervensystem erholt sich langsam. „Zu welchen neuropsychologischen Einschränkungen es kommt, hängt vom Ort und Ausmaß der Hirnschädigung ab“, erklärt Dr. auf dem Brinke. „Ebenso unterschiedlich, aber sehr individuell und gezielt, erfolgt auch die Behandlung.“ So trainieren Logopäden die Sprache, Ergotherapeuten Handlungsabläufe und Neuropsychologen konzipieren Übungsprogramme für die geistige Leistungsfähigkeit. Geübt wird heute auch am Computer. Gerade weil die Rehabilition aufwändig ist, betont Dr. auf dem Brinke die Wichtigkeit der Früherkennung.
Mithilfe des aus dem englischen Sprachraum stammenden FAST-Tests kann man wichtige und typische Schlaganfallsymptome schnell überprüfen. Die Buchstaben stehen für „Face – Arms – Speech – Time“ (Gesicht – Arme – Sprache – Zeit). So soll man den Betroffenen bitten zu lächeln, beide Arme gleichzeitig zu heben und einen einfachen Satz nachzusprechen. Wenn der Betroffene mit einer dieser Aufgaben Probleme hat, besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall und es sollte sofort der Notruf 112 gewählt werden. Ab jetzt zählt jede Minute, denn wenn es gelingt die Blutversorgung wieder in Gang zu setzen, lassen sich Hirnschäden eingrenzen oder sogar ganz vermeiden.