Prostatakarzinom: Früherkennung ist alles - Die Asklepios Stadtklinik in Bad Wildungen setzt auf eine präzise Diagnostik
Prostatakarzinome sind mit circa 65 000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland die am häufigsten auftretende Krebsart bei Männern. Zwar sind Prostatakarzinome nicht alle in gleichem Maße aggressiv, dennoch zählen sie zu den häufigsten todbringenden Krebsarten. Vor diesem Hintergrund kommen Früherkennung und präziser Diagnostik eine besondere Bedeutung zu. Wie man Prostatakarzinome diagnostiziert und behandelt, verraten Dr. med. Dimitrios Skambas, Chefarzt der Urologie in der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen und Ärztlicher Direktor, und Dr. med. Jan Mariß, Ärztlicher Leiter der Radiologie Nord- und Mittelhessen (RadMedics GmbH), im Interview.
Herr Dr. Skambas, welche Indikatoren gibt es, um ein Prostatakarzinom zu diagnostizieren?
Dr. Skambas: Ein erster Indikator ist ein auffälliger PSA-Wert, also eine Erhöhung des Prostataspezifischen Antigens. Dieser Enzymwert, der im Blut gemessen wird, kann ein erstes Warnsignal sein. Diese Untersuchung nimmt in der Regel der Hausarzt oder Urologe im Rahmen eines Bluttestes vor. Ist der PSA-Wert auffällig, sollte man definitiv einen Urologen aufsuchen. Dieser kann unter Umständen schon durch das Abtasten der Prostata eine Veränderung des Organs feststellen. Will man jedoch genaue Ergebnisse haben, rate ich zu einer Biopsie, also zu einer Entnahme des Prostatagewebes, um dieses genauer zu untersuchen. Eine sogenannte Stanzbiopsie, bei der wir Gewebe aus der Prostata mit einer Hohlnadel „herausstanzen“, gilt als die sicherste Art, ein Prostatakarzinom nachzuweisen.
Wie gehen Sie bei einer solchen Stanzbiopsie vor?
Dr. Skambas: In der Vergangenheit wurden Biopsien der Prostata ultraschallgesteuert durch den Enddarm durchgeführt. Das Problem dabei ist, dass ein Ultraschall nicht so präzise ist, um auch kleinste Läsionen der Prostata, die etwa die Größe einer Kastanie hat, erkennen zu können.
Es gibt also bessere Verfahren der Diagnostik?
Dr. Mariß: Seit über einem Jahr hat sich die Fusionsbiopsie als Leitlinie etabliert. Das Verfahren ist zwar nicht neu, wurde bislang aber nicht als Standardverfahren angewendet.
Was genau versteht man unter einer Fusionsbiopsie?
Dr. Mariss: Bei einer Fusionsbiopsie nutzen wir nicht nur den Ultraschall, sondern auch ein MRT, denn ein MRT liefert wesentlich präzisere Bilder. Zunächst also schauen wir Radiologen uns die MRT-Bilder an und markieren die Bereiche der Prostata, die uns auffällig erscheinen. Dann erstellen wir quasi ein Koordinatensystem der Prostata, das den Kollegen der Urologie erlaubt, eventuell kanzeröse Bereiche millimetergenau einzugrenzen. Wir erstellen dann einen Score mit der Wahrscheinlichkeit eines Karzinoms für einen bestimmten Bereich. Während wir früher unsere Befunde dann in Schriftform an die Urologie weitergeleitet haben, extrahiert heute eine Software die Daten und übermittelt sie direkt. Dort wird dann ein Ultraschall am Patienten durchgeführt und automatisch die MRT-Bilder mit den sonographischen Bildern übereinandergelegt, also fusioniert.
Worin liegt der Vorteil dieses Verfahrens?
Dr. Mariss: Der Vorteil ist eine 40 Prozent höhere Detektionsrate im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren.
Wie gehen Sie vor, wenn die Bildgebung auf ein Prostatakarzinom hindeutet?
Dr. Skambas: Es wird am Damm eine spezielle Schablone platziert, mit deren Hilfe wir die betroffenen Areale auf einem Koordinatensystem genau lokalisieren können. Dann stanzen wir mit einer Hohlnadel Gewebeproben aus der Prostata. Zusätzlich werden aus der Prostata Zufallsbiopsien entnommen. Die Untersuchung der Gewebeproben erfolgt dann im Labor und wir erhalten einen Befund innerhalb weniger Tage, wodurch auch der Patient schnellstmöglich Klarheit hat. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass das Stanzen durch den Damm wesentlich steriler ist, als durch den Enddarm, was das Infektionsrisiko reduziert.
Bestätigt die Fusionsbiopsie ein Karzinom, wie geht es weiter?
Dr. Skambas: Zunächst einmal muss man festhalten, dass zwar alle Prostatakarzinome bösartig sind, aber nicht alle sind in gleichem Maße aggressiv. Daher wird zunächst in unserem interdisziplinären Tumorboard gemeinsam mit Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Urologen das bestmögliche Vorgehen besprochen. Dabei sollte aber immer die individuelle Situation des Patienten mit Blick auf das Alter, eventuelle Vorerkrankungen und die allgemeine Konstitution berücksichtigt werden.
Entscheidet man sich für eine Behandlung, welche Optionen gibt es?
Dr. Skambas: Es gibt dann normalerweise die Möglichkeit der Bestrahlung oder einer Operation, die entweder offen oder robotisch unterstützt durchgeführt wird. Bei einer OP wird die gesamte Prostata mitsamt der Samenblasen und Teilen der Samenleiter und in meisten Fällen auch die dazugehörigen Becken-Lymphknoten auf beiden Seiten entfernt. Manchmal, etwa bei älteren Patienten, die ein Prostatakarzinom oft gar nicht bemerken, lohnt es sich abzuwarten und das Karzinom weiter zu beobachten.
Was raten Sie ihren Patienten?
Dr. Skambas: Wie gesagt, sollte die Therapie immer individuell und maßgeschneidert erfolgen. Aber ich rate jedem Mann ab dem 50. Lebensjahr, einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, denn schließlich können wir nur die Patienten behandeln, die auch bei uns vorstellig werden. Wird ein Karzinom nicht rechtzeitig entdeckt, kann es sich ungehindert ausbreiten. Je früher also ein Tumor entdeckt wird, desto höher ist die Chance auf Heilung.
Dr. Mariss: In der Stadtklinik Bad Wildungen erhält man relativ schnell einen MRT-Termin zur Untersuchung der Prostata, weil wir explizit ein Zeitfenster für die urologische Abteilung vorhalten. In der urologischen Sprechstunde können dann sämtliche Fragen geklärt werden. Wir zielen auf eine integrative Versorgung im Haus. Die Patienten erhalten sämtliche Leistungen unter einem Dach und können darauf vertrauen, dass ihre Gesundheit hier in den besten Händen ist.
Sprechen Sie uns an
Dr. med. Dimitrios Skambas, FEBU
Ärztlicher Direktor
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