Lungen-Operation: Minimaler Eingriff statt großer OP
Wird bei einer Vorsorgeuntersuchung oder durch einen Zufallsbefund ein kleiner Schatten oder „Rundherd” auf der Lunge festgestellt, handelt es sich nicht immer um eine Krebsdiagnose. Der erste Schritt bei einem neu entdeckten Lungentumor ist daher die Abklärung, ob dieser gut- oder bösartig ist. War in der Vergangenheit dafür meist eine große Operation unvermeidlich, gibt es heute schonendere Operationsverfahren.
Eine Röntgenuntersuchung, eine Computertomografie (CT) und andere bildgebende Verfahren können einen ersten Hinweis auf Lungenkrebs geben. Um sicher festzustellen, um welche Art von Tumor es sich handelt, muss das verdächtige Gewebe untersucht werden. „Ich rate gerade Rauchern dazu, ihre Lunge regelmäßig auf Auffälligkeiten untersuchen zu lassen. Lungentumore wachsen oft ohne warnende Vorzeichen im Körper", erklärt Dr. med. Christian Meyer, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie an der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen. Die Patienten gingen meist erst zum Arzt, wenn Symptome, wie beispielsweise hartnäckiger Husten, auftreten. In vielen Fällen sei der Tumor dann schon fortgeschritten. Oft ist die Entdeckung von auffälligem Gewebe in der Lunge nur ein Zufallsbefund. So auch bei Antonio Markov, ein weltweit tätiger Berufsmusiker und zurzeit im Kurorchester Bad Wildungen tätig. Von seinem Urologen wurde eine CT Untersuchung der Lunge angeordnet, bei der ein Schatten in der Lunge entdeckt wurde. Zur weiteren Abklärung wurde Herr Markov an Dr. Meyer in die Bad Wildunger Stadtklinik verwiesen.
Besonders bei kleineren Tumoren sollten nur Teile des Lungenlappens entfernt werden. Ziel der Chirurgen sei es, möglichst viel Lungengewebe und damit die Funktionalität des lebenswichtigen Organs zu erhalten. Denn Lungengewebe wachse nicht nach, es gebe keine Stammzellen, die neue Lungenzellen bildeten. Bei Eingriffen am Brustkorb setzen erfahrene und spezialisierte Thorax-Chirurgen deshalb immer häufiger auf die so genannte „Schlüsselloch-Operation“. Bei einem solchen minimal-invasiven Eingriff wird der Brustkorb nicht mit einem großen Schnitt geöffnet. Zudem kommt kein klassisches Skalpell zum Einsatz. Der Chirurg arbeitet hingegen mit High-Tech-Instrumenten, die über kleine Schnitte in den Brustkorb gebracht werden.
„Der Tumor bei Herrn Markov saß jedoch sehr tief und mittig in der Lunge, so dass dieser bei der Schlüsselloch-Operation zunächst nicht detektiert werden konnte. Dr. Meyer entschied sich daher für einen Hybrideingriff – ein kombiniertes Verfahren aus einer offen-chirurgischen und minimalinvasiven Behandlungstechnik. „Über einen zirka fünf Zentimeter langen Schnitt habe ich mich mit zwei Fingern vorgetastet, um den Tumor zu ertasten“, berichtet Meyer vom Operationsablauf. Der Eingriff sei nach einer Stunde zu Ende und der Tumor entfernt gewesen, so Meyer weiter. Das Gewebe wurde anschließend im Labor untersucht und war glücklicherweise gutartig. „Ich konnte fünf Tage nach dem Eingriff die Klinik verlassen und bereits zehn Tage später wieder mit dem Kurorchester Bad Wildungen auf der Bühne stehen“, erzählt Markov, der als Überraschung noch ein kleines Ständchen für den Chefarzt spielt. „Eine große Operation hätte das Aus für seine berufliche Karriere bedeuten können“, weiß Meyer. „Eine gut funktionierende Lunge ist für einen Saxophonisten das A und O – wie man sieht und hört.“