Urologische Chirurgie mit Roboter-Assistenz: Dr. med. Dimitrios Skambas nutzt in Bad Wildungen das „Da Vinci“-Operations-System
Urologische Eingriffe bedürfen höchster Präzision auf kleinem Raum. Um möglichst gewebeschonend zu operieren, setzt Dr. med. Dimitrios Skambas in der urologischen Abteilung der Stadtklinik Bad Wildungen auf die Unterstützung von „Da Vinci“. Das Operations-System ist seit drei Monaten in Bad Wildungen im Einsatz.
Herr Dr. Skambas, seit drei Monaten arbeiten Sie mit dem Operations-System „Da Vinci“ – wie ist es dazu gekommen?
Für mich stellte sich nie die Frage ob, sondern wann wir roboter-gestützte OPs anbieten. Im Bereich der Urologie ist diese Operationstechnik mittlerweile State-of-the-Art. Mehr als 80 Prozent der Kliniken in Deutschland nutzen diese Technik und viele verfügen sogar bereits über mehrere Geräte, um ihr Pensum abzudecken. In und um Bad Wildungen befinden sich mehrere urologischen Reha-Einrichtungen, die zusammen eines der größten urologischen Reha-Zentren deutschlandweit bilden – da machte es einfach Sinn, diesen Roboter-Assistenten ins Haus zu holen.
Was ist denn das Großartige an „Da Vinci“?
Mit dem Roboter können wir unsere Patienten sehr schonend operieren. Wir machen nur kleinste Schnitte, arbeiten millimetergenau und tangieren kaum umgebende Strukturen. Dadurch sind die Patienten nach der Operation viel schneller wieder fit, brauchen weniger Schmerzmittel und leiden seltener unter Nebenwirkungen.
Und wie macht der Roboter das?
Indem er exakt das macht, was ich will – nur ein bisschen exakter! (Lacht) Die menschliche Hand kann nicht so stillhalten wie ein Roboter und ist vor allem um einiges größer als die sehr kleinen Instrumente des Roboters. Mit der Maschine kann ich bequem und bei voller Sicht in Winkeln und Stellungen arbeiten, die ein Mensch nicht erreichen könnte. Nur so ist es möglich, absolut minimalinvasiv zu arbeiten und umliegendes Gewebe und die Organe zu schonen.
Wie muss man sich eine solche Operation vorstellen? Wo und wie arbeiten Sie als Operateur?
Während der OP sitze ich an der Steuereinheit des Roboters, die mir eine bis zu zehnfach vergrößerte dreidimensionale Sicht auf das Operationsfeld erlaubt. Mit meinen Händen steuere ich die verschiedenen Instrumente des Roboters, die über kleinste Schnitte in den Bauchraum des Patienten eindringen. Da die Instrumente sehr klein sind, können sie gut in enge Bereiche vordringen, ohne Schaden anzurichten.
Und wo ist der Patient?
Der Patient liegt neben mir auf einer speziellen Operationsliege. Diese ist geneigt, sodass Kopf und Oberkörper unter dem Becken liegen – dadurch rutschen die Organe des Bauchraums in Richtung Zwerchfell und wir haben etwas mehr Platz im Becken. Über dem Bauchraum des Patienten sitzt der Roboter mit seinen Instrumenten und wird von den Operations-Assistenten bedient, zum Beispiel, wenn ein Instrument gewechselt werden muss.
Sie haben mehr als 20 Jahre im Bereich der offenen Chirurgie gearbeitet – ist es dann eine große Umstellung, jetzt mit „Da Vinci“ zu operieren?
Anders als bei der traditionellen Laparoskopie ist die Bedienung der Roboter-Instrumente sehr intuitiv. Wenn ich mit der Schere eine Struktur durchtrennen möchte, mache ich eine Schneide-Bewegung mit meiner Hand und der Roboter führt sie aus. Das macht die Umstellung sehr einfach. Zudem ist die Übersetzung nanosekundengenau. Das bedeutet, dass ich immer genau sehe, was ich mache und kann sofort reagieren, wenn sich die Situation ändert – ganz genau wie bei einer offenen OP.
Trotzdem mussten Sie die Bedienung des Geräts zuerst erlernen. Gibt es einen „Da Vinci“-Führerschein?
Keinen Führerschein, sondern eine Lizenz (lacht). Tatsächlich muss jeder Mediziner zunächst eine Lizenz erwerben, um das Gerät überhaupt bedienen zu dürfen. Ich musste viele Schulungen an verschiedenen Standorten durchlaufen, bevor ich meine erste „Da Vinci“-OP absolvieren konnte – unter der Aufsicht eines Kollegen, der bereit 2000 bis 3000 dieser Operationen gemacht hat. Sicherheit spielt eine große Rolle bei der Arbeit mit dem System und da gibt es keine Kompromisse.
Ihr erster „Da Vinci“-Patient, Bernd Künkler, ist heute zur offiziellen Vorstellung des Systems wieder in der Stadtklinik. Herr Künkler, waren Sie vor Ihrer Operation nervös, weil Sie wussten, dass Sie der Erste sind?
Bernd Künkler: Nervös war ich eigentlich nicht, denn ich hatte vollstes Vertrauen in Dr. Skambas, sein Team und die Technik. Ich fühlte mich fachlich wie menschlich in besten Händen und war hoffnungsvoll, dass der Tumor mit einer OP komplett entfernt werden kann. Als Dr. Skambas mir nach dem Eingriff die Nachricht überbracht hat, dass alles perfekt funktioniert hat, war das aber schon ein sehr emotionaler Moment und die Anspannung ist abgefallen. Nach der OP habe ich mich schnell wieder erholt. Und nun, zwei Monate nach dem Eingriff, habe ich keinerlei Beschwerden mehr.
Dr. Skambas: Egal wie sich die robotische Chirurgie entwickelt und unabhängig von den Möglichkeiten, die sich in Zukunft noch ergeben werden: Was am Ende zählt, ist das Vertrauen, das zwischen Arzt und Patient entstehen muss, wie Herr Künkler sagt. Deshalb spielen wir mit offenen Karten und erklären unseren Patienten ganz genau, welche OP-Technik für sie die Beste ist und warum. Wenn wir es mit „Da Vinci“ schaffen, dass unsere Patienten vier oder fünf Tage schneller wieder auf die Beine kommen, dann ist das ein toller Fortschritt, auf den wir sehr stolz sind.
ZUR PERSON
Dr. Med. Dimitrios Skambas ist seit 2018 Chefarzt der Urologie in der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen und seit diesem Jahr zugleich Ärztlicher Direktor aller Asklepios Kliniken in Bad Wildungen. Der gebürtige Athener kam 1986 im Alter von 13 Jahren nach Deutschland, wo er 1999 sein Studium der Humanmedizin in Frankfurt am Main begann. 2006 folgte die Ausbildung zum Facharzt für Urologie am Frankfurter Sankt Katharinen-Krankenhaus, wo er sich vom Assistenz- zum Oberarzt entwickelte. Anschließend war er sieben Jahre lang als leitender Oberarzt in Gelnhausen tätig. Dr. Skambas ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
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