Deutscher Venentag: Gefäßspezialist warnt: Krampfadern nicht unterschätzen!
Krampfadern, medizinisch „Varizen“ genannt, werden von den betroffenen Frauen und Männern vor allem als kosmetisches Problem betrachtet. Tatsächlich verändern die bläulichen „Besenreiser“ und die hervortretenden, erweiterten Knoten und Schlängelungen das Aussehen von Beinen mitunter deutlich. Unbehandelt verursachen sie häufig starke Beschwerden und können zu chronischen Wunden und Unterschenkelgeschwüren führen. Auch wird ein Zusammenhang zwischen Krampfadern und dem Auftreten von gefährlichen Komplikationen wie Thrombosen und der Verschleppung von Blutgerinnseln (Lungenembolie) diskutiert. Anlässlich des Deutschen Venentages am 24. April gibt der Chefarzt der Gefäßchirurgie der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz Tipps zum Umgang mit Krampfadern.
Mehr als jeder Siebte leidet unter Varizen: vor allem Frauen
„Das Auftreten von Krampfadern ist meist Ausdruck einer Venenwandschwäche, die zu einer Erweiterung der oberflächlichen Beinvenen führt. Hierdurch können die Venenklappen nicht mehr richtig schließen.
Das Blut „versackt“ in den Beinen und fließt nicht mehr entgegen der Schwerkraft zurück zum Herzen“, sagt Dr. med. Peter Sabisch, Chefarzt der Gefäßchirurgie der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz.
„Fast immer liegt der Erkrankung eine angeborene Bindegewebsschwäche zugrunde“, erklärt Dr. Sabisch weiter. Diese kann man nicht beeinflussen. Mit Vermeidung von Übergewicht und durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann man dem Fortschreiten der Erkrankung zwar vorbeugen, bereits bestehende Venenerweiterungen lassen sich so aber nicht beseitigen.
Wer im Stehen arbeitet ist besonders gefährdet
Beschwerden treten häufig erstmals nach einer Schwangerschaft auf oder nehmen dann zu. Neben Übergewicht begünstigen auch Bewegungsmangel und eine stehende berufliche Tätigkeit die Bildung von Krampfadern, wobei auch schlanke und sportliche Menschen betroffen sein können. „Vor jeder Behandlung ist eine Untersuchung durch einen Experten mittels farbkodierter Duplexsonographie zu empfehlen“, so Dr. Sabisch weiter.
Die Behandlung sollte man vor allem dann nicht auf die lange Bank schieben, wenn Beschwerden (z. B. Schwellneigung, Hautverfärbung) vorliegen. Wenn das Gewebe bereits einen Schaden bekommen hat, ist auch die Behandlung nicht mehr so effektiv. In leichten Fällen kann eine Kompressions- und Verödungsbehandlung (Sklerosierung) ausreichend sein.
Für fortgeschrittene Befunde gibt es grundsätzlich zwei Verfahren, das klassische „Stripping“, bei dem die erweiterten Venen abgetrennt und mit einer Sonde herausgezogen werden, und Katheterverfahren, bei denen vom Gefäßinnern mit einer Thermosonde oder einem Laser die Krampfadern verödet werden. Dr. Sabisch empfiehlt, sich an einen erfahrenen Gefäßmediziner zu wenden: „Wenn der Arzt alle Behandlungsverfahren beherrscht und mit ihnen Erfahrung hat, kann er die für den Patienten individuell beste Methode anwenden.“