Welttag des Hörens am 3. März: HNO-Chefarzt Prof. Dr. med. Ulrich Harréus mit Tipps rund um das Thema Hörgesundheit
Am 3. März ist Welttag des Hörens. Der Motto Tag wurde unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen und steht unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Prof. Dr. med. Ulrich Harréus, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/ Kopf-Hals-Gesichtschirurgie der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz über die Gefahren der Schwerhörigkeit und Tipps zum Thema Hörgesundheit.
Schwerhörigkeit nicht verharmlosen
Das Ohr ist ein komplex aufgebautes Organ und enthält einige unserer empfindlichsten Sinneszellen. Hören bedeutet Lebensqualität. „Wer sein Gehör regelmäßig testen und eine Schwerhörigkeit frühzeitig und professionell versorgen lässt, beugt nicht nur dem Verlust sozialer Kontakte vor, lebt sicherer, hört wieder verloren geglaubte Geräusche und beugt auch einer Demenzerkrankung vor“, betont Prof. Dr. med. Ulrich Harréus, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/ Kopf-Hals-Gesichtschirurgie der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz. Denn eine unversorgte Schwerhörigkeit ist einer der größten potentiell beeinflussbaren Risikofaktor für eine Demenzerkrankung.
Etwa 5,8 Millionen Erwachsene leben in Deutschland mit einem beeinträchtigenden Gehör aber nur jeder Dritte unternimmt etwas dagegen. „Die Betroffenen nehmen das Risiko beruflicher Schwierigkeiten, sozialer Isolation und zum Teil schwerwiegender Folgeerkrankungen in Kauf“, so Harréus weiter. Er rät daher dazu: Sprechen Sie Ihren Hausarzt und HNO-Arzt auf einen Hörtest an - spätestens, wenn Sie bereits leichte Hörbeeinträchtigungen im täglichen Leben, z.B. eine erhöhte Höranstrengung bei mehreren Leuten in einem Raum (Cocktail-Effekt), oder einen hochfrequenten Tinnitus bemerken.
Ab einem Alter von 50 Jahren empfiehlt sich ein genereller Hörcheck. Bei der Altersschwerhörigkeit können die ersten Probleme ab dem 50. Lebensjahr beginnen. Ab dem 70. Lebensjahr ist schon jeder Dritte bis Fünfte betroffen, im Alter zwischen 80 und 90 Jahre hat jeder bis jeder Zweite eine relevante Hörminderung. Mit fortschreitendem Alter lässt insbesondere das Hören hoher Töne nach. Später fällt dann oft auch das Sprachverstehen insgesamt schwer. Das ist der Moment, in dem Betroffene den Fernseher lauter stellen oder den Gesprächspartner bitten, lauter zu sprechen. Diese Funktionsstörungen können aber meist ausgleichen werden, entweder operativ, mit einem Hörgerät oder einem Implantat. „Durch frühzeitige Gegenmaßnahmen wird nicht nur das Hören insgesamt wieder verbessert, sondern auch der Verlauf der Hörminderung gebremst. Frühere Vorbehalte gegenüber Hörhilfen sind heute aufgrund der enormen technischen Weiterentwicklung der Hörgeräte und der neuartigen kleinen Formen der Geräte, die nicht selten nahezu vollständig in den Ohren verborgen werden können, nicht mehr gerechtfertigt.“ sagt Prof. Harréus.
Schwerhörigkeit keine Frage des Alters
Doch auch jüngere Patienten können unter Schwerhörigkeit leiden oder durch leichtfertiges Verhalten ihre Ohren nachhaltig schädigen. Etwa ein bis drei Kinder je 1.000 Geburten kommen mit einer angeborenen Schwerhörigkeit zur Welt. Das hat unter anderem genetische Ursachen. Junge Erwachsene leiden manchmal unter einer chronischen Mittelohrentzündung, bei der das Trommelfell löchrig werden kann. Dies sollte operativ behandelt werden. Zudem gibt es die beruflich bedingte Schwerhörigkeit. Ist man am Arbeitsplatz längere Zeit großem Lärm oder Knalltraumata ausgesetzt, können Betroffene schwerhörig werden und sollten daher unbedingt einen Gehörschutz tragen.
Kopfhörer mit lauter Musik als Gefahr für junge Menschen
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 1,1 Milliarden Jugendliche durch falschen und unsicheren Gebrauch von Musikgeräten gefährdet. „Wenn Sie Musik über Ohr- oder Kopfhörer hören, können Sie Ihre Ohren mit der 60/60-Regel schützen. Es gibt Ihnen eine grobe Orientierung und bedeutet, dass Sie täglich nur eine Stunde (60 Minuten) lang Musik von Ihrem Gerät mit nicht mehr als 60 Prozent Lautstärke hören sollten“, so Prof. Harréus weiter.
Tipps von Chefarzt Prof. Dr. med. Ulrich Harréus für ein gutes Gehör:
- Gehen Sie regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen
- Lassen Sie bei beruflicher Lärmbelastung und insbesondere auch ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig Hörtests durchführen. Ein Hörverlust entwickelt sich in vielen Fällen schrittweise. Es wird daher empfohlen, dass Sie sich regelmäßig von einem HNO-Arzt beraten lassen.
- Bei Hörproblemen keine Zeit verlieren
Patienten mit Hörverlusten sollten möglichst schnell zum HNO-Arzt gehen und sich untersuchen lassen. IN manchen Fällen lassen sich akute Hörminderungen (z.B. Hörsturz) durch entsprechende Akutbehandlungen wieder verbessern. - Bei chronischem Hörverlust ermöglichen u.a. Hörgeräte nicht nur eine Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität sondern auch eine Verlangsamung der natürlichen Hörminderung des Alters.
- Lautstärke beim Musikhören reduzieren
Verwenden Sie ggf. Ohrstöpsel, wenn Sie sich in einer lauten Umgebung befinden. Sie können auch Musik-Ohrstöpsel verwenden. Diese Stöpsel verfügen über Filter, die es dem Träger ermöglichen, Gespräche und Musik gleichzeitig zu hören, die aber den schädlichen Schallpegel minimieren und dabei die ursprüngliche Klangqualität so gut wie möglich erhalten. - Gönnen Sie Ihren Ohren eine ausreichende Erholungszeit
Wenn Ihre Ohren sehr lange dem Lärm ausgesetzt sind, müssen Sie ihnen Zeit geben, sich zu erholen. Entfernen Sie sich für eine Weile aus der Geräuschzone, um Ihren Ohren etwas Ruhe zu geben. - Verwenden Sie keine Wattestäbchen, um ihre Ohren zu reinigen
Etwas Ohrenschmalz in den Ohren ist normal und wichtig für den Selbstreinigungsprozess der Ohren. Wenn Sie Wattestäbchen oder andere Gegenstände in Ihre Ohren einführen, riskieren Sie u.a. die Haut des Gehörgangs oder das Trommelfell zu beschädigen. In vielen Fällen wird der Ohrschmalz nach innen geschoben und der Gehörgang dadurch verschlossen. Sie können die äußeren Ohren reinigen. Für die Reinigung des Gehörgangs, sofern erforderlich, sollte man einen niedergelassenen HNO Arzt kontaktieren. - Vermeiden Sie Rauchen
Durch das Rauchen werden die kleinsten Gefäße des Innenohres geschädigt. Dadurch kann die Funktion des Gehörs dauerhaft und irreparabel geschädigt werden. - Regelmäßige Bewegung
Bewegung wie z.B. Laufen, Gehen und auch Radfahren ist auch gut für die Ohren. Körperliche Aktivität fördert die wichtige Durchblutung aller Körperteile, auch die der Ohren.