Arzneimittel im Alter – muss ich die Tabletten alle nehmen?

Chef-Geriater Dr. Dr. Ulrich Kuipers klärt Fragen im Rahmen des Gesundheitsforums am 29. Januar

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Dr. Dr. Ulrich Kuipers

Die Menschen werden immer älter. Doch mit dem Alter steigt auch die Zahl der Menschen, die wegen chronischer und akuter Erkrankungen Arzneimittel einnehmen. Etwa 30 Prozent aller Deutschen, die älter als 65 Jahre sind, nehmen täglich mindestens fünf Medikamente ein. Über die Wirkung von Medikamenten und was zu beachten ist, wenn täglich mehrere Tabletten eingenommen werden müssen, referiert Dr. Dr. Ulrich Kuipers, Chefarzt der Geriatrie in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe, im nächsten Gesundheitsforum am Mittwoch, 29. Januar 2020 im Bad Oldesloer Bürgerhaus (Mühlenstraße 22).

„Körperliche Verschleißerscheinungen gehören zum natürlichen Prozess des Alterns dazu. Das erklärt, warum mit zunehmenden Alter die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen steigt und ein Großteil der älteren Menschen regelmäßig Medikamente einnehmen muss“, sagt Dr. Dr. Kuipers, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Etwa 60 Prozent der Senioren ab 65 sind von mindestens zwei chronischen Erkrankungen betroffen. „Daher muss immer beachtet werden, in welchem Kontext ein Medikament verordnet wird. Nicht selten werden Medikamente nur zur Unterdrückung von Nebenwirkungen eingesetzt“, betont Dr. Dr. Kuipers. Zu beachten ist, dass Medikamente bei Senioren oft anders wirken als bei jüngeren Menschen. Auch die Nebenwirkungen können stärker ausgeprägt sein, weil Leber und Nieren viele Substanzen langsamer abbauen. Außerdem gibt es Medikamente, die im Alter grundsätzlich problematisch sind, weil sie zu Schwindelgefühl oder Verwirrtheit führen können und die Sturzgefahr erhöhen. „Wenn Patienten der Meinung sind, dass sie zu viele Medikamente einnehmen müssen oder unter Nebenwirkungen leiden, sollten sie als erstes mit ihrem Hausarzt sprechen. Dieser kann gegebenenfalls die Kombination der Tabletten wechseln oder auch welche einsparen, denn er kennt die Krankengeschichte seiner Patienten am besten“, rät Dr. Dr. Kuipers. Weil man bei vielfacher Tabletteneinnahme schnell mal den Überblick verlieren kann, hat der Gesetzgeber seit vier Jahren vorgeschrieben, dass der Hausarzt einen Medikamentenplan für den Patienten ausstellen muss. Dieser enthält zum Beispiel den Namen des Medikaments und seinen Wirkstoff oder die Uhrzeit und Menge der Einnahme. Der Vorteil des Medikamentenplans ist, dass der Hausarzt, Fachärzte, Kliniken und Apotheker auf einen Blick sehen können, welche Medikamente in welcher Dosis dem Patienten verordnet wurden. „Für uns im Krankenhaus ist das besonders bei der Notaufnahme wichtig. Hat der Patient seinen Medikamentenplan dabei, weiß der Notarzt sofort, welche Medikamente der Patient einnimmt und ist nicht auf die Sprechzeiten des behandelnden Hausarztes angewiesen“, sagt Dr. Dr. Kuipers.

In seinem Vortrag erklärt der erfahrene Geriater auch, warum die sogenannte Compliance, die Mitwirkung des Patienten, wichtig ist bei der Medikamenteneinnahme. „Nur zirka 40 Prozent aller Patienten nehmen ihre Tabletten ein, wie sie ihnen verschrieben wurden. Doch man muss abwägen. Manche Medikamente machen müde, andere führen dazu, dass man häufiger zur Toilette muss. Aber der Nutzen überwiegt das in der Regel bei Weitem“, weiß Dr. Dr. Kuipers. Dennoch sei es wichtig, die Wirksamkeit der Medikamente und ihre Nebenwirkungen immer wieder zu überprüfen. Der Vortrag „Arzneimittel im Alter – muss ich alle Tabletten nehmen?“ findet im Rahmen des Gesundheitsforums statt, einer Kooperation zwischen der Asklepios Klinik Bad Oldesloe und dem Stormarner Tageblatt. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.

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