Ob Hobbykicker oder Profi: Aufwärmen ist Pflicht
Fußball hat Hochkonjunktur: die Europameisterschaft in Frankreich ist in vollem Gange. Die deutschen Fans fiebern aber nicht nur mit – auch selbst treten sie gern gegens Leder. Doch Fußball zählt nicht nur zu den beliebtesten Sportarten, sondern auch zu den verletzungsreichsten. Viele Beschwerden ließen sich jedoch mit gezieltem Training vermeiden, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Grifka.
Als Direktor der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg am Asklepios Klinikum Bad Abbach hat er täglich mit Sportverletzungen zu tun. Eine Beobachtung, die er dabei immer wieder macht: „Gerade Hobbykicker wollen oft zu schnell zu viel und halten Aufwärmen für lästige Zeitverschwendung. Das ist eine gefährliche Kombination. Nur gut durchblutete und gedehnte Muskeln sind richtig auf die Belastungen eines Spiels vorbereitet.“ Unaufgewärmt steigt die Verletzungsgefahr enorm. Besonders betroffen: Oberschenkelmuskulatur, Knie und Sprunggelenk - Muskulatur, Bänder, Knochen. Unebenheiten auf dem Spielfeld oder eine ungeschickte Landung auf dem Fuß eines Mitspielers fordern sie oft bis aufs Äußerste. Knickt die Fußsohle dann nach innen weg, werden die Außenbänder am Sprunggelenk stark überdehnt oder reißen. Ob das Band nur gedehnt oder gerissen ist, lässt sich für den Laien kaum erkennen. „Die Symptome sind ähnlich. Der Knöchel schmerzt und der Fuß schwillt an“, erklärt Prof. Grifka. Wie das Sprunggelenk gehört auch das Knie zu den verletzungsanfälligen Gelenken. Treten hier Probleme auf, kann es oft langwierig werden. Dies gilt besonders, wenn das vordere Kreuzband betroffen ist. Es stabilisiert das Kniegelenk und verhindert, dass Oberschenkel und Unterschenkel instabil sind. Verletzungen des vorderen Kreuzbandes treten v.a. bei Gewalteinwirkung bei Verdrehung des Kniegelenkes auf. Das kann auch ohne Gerangel im Spiel auftreten.
Nur mit warmen Muskeln auf den Platz
Um Verletzungen zu vermeiden, sollte man Zeit in ein intensives Aufwärmtraining investieren. Hier dürfe man sich ruhig ein Beispiel an den Profis nehmen. „Für die Spieler bei der EM gehört ein umfangreiches Warm-up einfach dazu. Das sollten sich auch Amateure zu Herzen nehmen.“ Besonders empfiehlt Prof. Grifka Sprungübungen, Trippelschritte, Richtungswechsel und Koordinationsübungen sowie kurze Sprints, wie man sie auch bei Müller, Podolski und Co. beobachten kann. Beliebt sei beispielsweise der Slalomparcours, bei dem die Spieler mit dem Ball am Fuß um die Hindernisse laufen und mit jedem Durchgang das Tempo steigern. Auch das Quadrat, bestehend aus Hütchen, kennen viele: Hier gibt es an jeder Seite eine andere Aufgabe zu bewältigen. Mal wird der Ball mit links um die Hütchen gelenkt, mal mit rechts und manchmal gilt es einfach nur, die Strecke möglichst schnell zu durchlaufen. Überanstrengen sollten sich die Hobbysportler dabei aber nicht. „20 Minuten reichen“, so Prof. Grifka. Weitere Anregungen könnten sich Trainier wie Hobbykicker auch bei der FIFA holen, die mit „11+“ ein Aufwärmprogramm zur Verfügung stellt, das speziell zur Verletzungsprävention entwickelt wurde. Dieses Programm kann man im Netz mit Videos finden.
Wenn‘s trotzdem zwickt: die PECH-Regel
Aber selbst nach dem besten Aufwärmprogramm gilt: Eine Garantie für ein verletzungsfreies Spiel gibt es nicht. Dennoch können auch Hobbykicker einiges dafür tun, um schnell wieder auf den Beinen zu sein. „Gerade bei Sportverletzung ist eine kompetente Erstversorgung entscheidend für den Heilungsprozess“, sagt Prof. Grifka. Dazu können auch die Sportler selbst eine Menge beitragen. Jeder sollte deshalb die „PECH-Regel“ kennen. Die Buchstaben stehen für Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Das heißt in der Praxis: Die betroffene Stelle schnellstmöglich ruhigstellen und kühlen. Auch Hochlagern des Beins hilft, Schwellungen und Einblutungen zu reduzieren. Danach solle es möglichst schnell zu einem Arzt gehen. „Viele warten bis Montag, wenn sie sich am Wochenende verletzt haben. Damit verlieren sie aber wichtige Zeit, um den Heilungsprozess zu unterstützen.“
Am Asklepios Klinikum Bad Abbach stehen für solche Fälle rund um die Uhr erfahrene Ärzte und ein spezieller Notfallraum bereit. Es können Verletzte jeden Alters mit Knochenbrüchen, Gelenk- oder Rückenverletzungen rund um die Uhr optimal behandelt werden. Das ist besonders wichtig, weil sich viele Unfälle – gerade beim Sport – nach der Arbeitszeit oder am Wochenende ereignen. Die meisten Verletzungen können konservativ - also ohne Operation – zur Ausheilung gebracht werden. Wenn nötig kann auch schnell operiert werden. Neben dem Team der Notfallambulanz, das ständig vor Ort ist, sind zudem Ärzte in Rufbereitschaft. Innerhalb kürzester Zeit ist ein Team aus Orthopäden, Unfallchirurgen, Anästhesisten und Pflegepersonal zur Stelle, das auch komplizierte Operationen ohne Zeitverlust durchführen kann.