Mehr Sicherheit für ältere Patienten bei orthopädischen Operationen
Start für ein bundesweit einmaliges Modellprojekt am Asklepios Klinikum Bad Abbach
Durch neue Operationstechniken können Patienten nach dem Einsatz eines neuen Gelenks heute meist schnell wieder auf eigenen Beinen stehen. Gerade bei älteren Betroffenen sind aber oft Vorerkrankungen wie Herz- und Kreislaufprobleme, Diabetes oder ein früherer Schlaganfall, verbunden mit entsprechenden Medikamenten, Risikofaktoren für den Heilungsprozess. Die Orthopädische Klinik der Universität Regensburg am Asklepios Klinikum Bad Abbach hat ein in dieser Form bundesweit einzigartiges Konzept der integrierten geriatrischen Versorgung in der Orthopädie entwickelt. Es wird in den kommenden drei Jahren im Rahmen eines Modellprojekts erprobt. Die Ziele: Patienten vor Komplikationen schützen, durch eine umfassende, fachgebietsübergreifende Behandlung und Therapie die Sicherheit erhöhen und eine schnellere Heilung ermöglichen. Auch jüngere Patienten mit Vorerkrankungen können von dieser Expertise profitieren.
Rund 18 Millionen Menschen über 65 Jahre gibt es in Deutschland: Ihr Anteil wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Mit dieser Entwicklung steigt auch die Zahl der älteren Patienten, die neue Hüft-, Schulter- oder Kniegelenke brauchen. „Mit zunehmendem Alter wächst das Risiko, dass altersbedingte Vorerkrankungen den Heilungsprozess erheblich beeinflussen“, weiß Dr. Tobias Kappenschneider. Er ist seit Jahresbeginn neuer Sektionsleiter für orthopädische Geriatrie der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg am Asklepios Klinikum Bad Abbach.
75 Prozent der Senioren nehmen vier oder mehr verschiedene Medikamente
„Der menschliche Alterungsprozess führt zu Veränderungen aller Organe. Es altern nicht nur Knochen und Gelenke, sondern ebenso innere Organe und das Immunsystem“, betont auch Professor Dr. Joachim Grifka, der Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik. Ein weiterer gravierender Risikofaktor: „75 Prozent unserer Patienten über 65 Jahre nehmen vier oder mehr Medikamente, vor allem Blutdrucksenker, Blutverdünner, Herzmedikamente und Schmerzmittel“ ein, sagt Professor Grifka. Auch Fehl- oder Mangelernährung kann den Erfolg eines orthopädischen Eingriffs und die Wundheilung beeinflussen.
Spezielle Orthopädische Geriatrie - Eine Behandlung, die Hand in Hand geht
„Neben der eigentlichen orthopädischen Versorgung und Behandlung müssen deshalb auch die Vor- und Nebenerkrankungen sowie die Medikamentengabe im Blick behalten werden“, so Sektionsleiter Dr. Kappenschneider. Das Klinikum vor den Toren Regensburgs setzt deshalb auf die so genannte Spezielle Orthopädische Geriatrie, bei der die Behandlung Hand in Hand geht. Konkret heißt das: Die begleitende internistisch-geriatrische Betreuung und Therapie in Absprache mit dem Hausarzt des Patienten beginnt schon im Vorfeld des Eingriffs, bereits bei der ersten Vorstellung vor der Operation und ist auch fester Teil der postoperativen Betreuung. Den behandelnden Ärzten wird es damit möglich, ihre Therapie zu optimieren. Ein weiterer Vorteil: Die frühzeitige geriatrisch-internistische Mitbetreuung hilft, noch unerkannt gebliebene Erkrankungen vor einer Operation zu diagnostizieren.
Neben der orthopädischen Expertise profitieren Patienten dabei unter anderem von einer speziellen aktivierend-therapeutischen Pflege, der Mitbetreuung durch einen Altersmediziner, aber auch von Bausteinen wie intensive Physiotherapie, Ergotherapie, Psychologie, Ernährungsberatung, Logopädie und dem Sozialdienst.
Das Ziel: Ein Modell für Deutschland
Das Konzept wird unter Federführung von Professor Dr. Joachim Grifka bereits seit 2019 erprobt. Im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojekts, finanziert durch den Gemeinsamen Bundesausschuss, soll das innovative Modell bis zum Frühjahr 2024 neue Erkenntnisse sammeln. Die Ziele: eine frühere Wiedererlangung der Mobilität und der Selbstversorgung, das Vermeiden möglicher Komplikationen und vor allem ein Plus an Patientensicherheit. „Der Erfolgsfall dieses Modellprojektes wird dazu führen, dass es als neue geriatrische Versorgungsstruktur in weiteren deutschen Kliniken implementiert wird“, so Professor Grifka.
Nach einer Pressemeldung von Newswork