Schneller wieder fit nach Bandscheiben-OP
Zwei Stunden nach einem Bandscheiben-Eingriff bereits wieder mobil und zwei Tage nach der Operation wieder daheim: Mit neuen, besonders schonenden Methoden eröffnen Wirbelsäulen-Spezialisten der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg Betroffenen neue Wege zu einem Leben ohne Schmerzen, wenn konservative Therapien nicht mehr ausreichen.
Heftige Rückenschmerzen, die auch in ein Bein ausstrahlen, und Taubheitsgefühle, die das Sitzen, Liegen und Gehen zur Qual machen: Oft steckt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule dahinter. Auch wenn in den meisten Fällen konservative Therapien, die unter anderem durch Wärme Schmerzen lindern und durch Physiotherapie die Rückenmuskulatur wieder mobilisieren, zum Erfolg führen: Manchmal ist eine Bandscheiben-Operation unvermeidlich. Mit neuen, besonders schonenden Verfahren eröffnen die Wirbelsäulenchirurgen in der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg im Asklepios Klinikum in Bad Abbach Patienten neue Wege, um nach einer Operation möglichst schnell wieder fit zu sein.
Rund 300.000 Rücken-Operationen gibt es pro Jahr heute in Deutschland, bei etwa jeder zweiten davon ist ein Bandscheibenvorfall die Ursache. Rückenschmerzen sind in Deutschland heute Volkskrankheit Nummer 1. Aktuellen Studien zufolge haben drei von vier Bundesbürgern mindestens einmal im Jahr Beschwerden im Kreuz. Unter Berufstätigen leidet heute laut einer Erhebung der DAK jeder Siebte seit drei Monaten oder länger unter Rückenschmerzen. „Nicht selten steckt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule dahinter“, sagt Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg im Asklepios Klinikum. Er betont: „Niemand muss mit solch einem Beschwerdebild heute eine lange Leidensgeschichte durchleben, da es sehr effektive und schonende Therapieverfahren gibt.“
Multimodale Schmerztherapien in vier von fünf Fällen erfolgreich
Durch die heutzutage schonenden diagnostischen Möglichkeiten ohne Strahlenbelastung und ohne die Applikation von Kontrastmitteln sei die Diagnose bei entsprechend fachlicher Expertise schnell und einfach zu stellen, ergänzt Dr. Florian Faber, Facharzt für Neurochirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und Sektionsleiter Wirbelsäule am Klinikum.
Die Orthopädische Universitätsklinik setzt dabei auf ein ausgefeiltes Behandlungskonzept. „Durch ein multimodales konservatives Therapie-programm können wir in 80 Prozent der sonst operierten Bandscheibenvorfälle ohne Operation Beschwerdefreiheit erzielen“, sagt Professor Grifka. Das Wirbelsäulenzentrum in der Orthopädischen Universitätsklinik gilt seit Eröffnung vor drei Jahren auf dem Gebiet der multimodalen Schmerztherapie als deutschlandweites Modellprojekt.
Eine Operation, die die Muskeln schont
Operiert werden muss ein Bandscheibenvorfall, wenn schwerwiegende Komplikationen drohen. Wenn es trotz ausreichender Schmerz- und Bewegungstherapie keine Besserung gibt, kann eine OP in Frage kommen. Neben mikrochirurgisch assistierten Operationen mittels Mikroskop und einem rund eineinhalb Zentimeter langen Hautschnitt, setzen die Mediziner im Bad Abbacher Universitätsklinikum dabei zunehmend auch auf neue, vollendoskopische Operationstechniken. Hierbei beträgt die Größe des Hautschnitts nur noch fünf Millimeter.
Der große Vorteil dabei: „Bei dieser Technik ist kein Ablösen der Muskulatur mehr notwendig, die Muskulatur wird also optimal geschont“, erläutert Professor Grifka. Chirurgen wenden dabei die von Gelenkspiegelungen (Arthroskopien) gewohnte Technik an und gehen mit einem kleinen Endoskop in den Operationsbereich. Eine Kontrolle in Echtzeit ist möglich über eine winzige Kamera im Endoskop. Deren Signale werden auf einen hochauflösenden Monitor übertragen.
Kleiner Schnitt mit großer Wirkung
Bei Wirbelsäulen-Operationen enthält das Endoskop einen zusätzlichen Arbeitskanal: Er ermöglicht das Abtragen von Gewebe, das im Wirbelkanal auf Nervenstrukturen drückt und so Schmerzen verursacht. Meist wird dabei der aus der Bandscheibe ausgetretene Gallertkern entfernt. Dieses gezielte Vorgehen ohne große Knochenentfernungen ist wichtig, damit in der Wirbelsäule keine Instabilitäten entstehen, die neue Beschwerden verursachen.
Es ist ein kleiner Schnitt mit großer Wirkung: Nach der Operation haben Patienten in der Regel kaum mehr Schmerzen. Bereits zwei Stunden nach dem Eingriff können sie wieder aufstehen und sind voll mobil. Spätestens am zweiten Tag nach der Operation dürfen die Betroffenen nach Hause. Die Patienten, die mit dieser Methode operiert werden, sind schneller wieder fit, schneller wieder im Alltag und Berufsleben aktiv. „Diese Methode stellt heute die schonendste Möglichkeit dar, auch große Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule zu entfernen, falls unsere konservative Behandlung keine ausreichende Besserung verschafft“, sagt Dr. Faber.
Nach einer Pressemeldung von Newswork